Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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sagte er leise, »wenn ich jetzt über die Straße laufe, dann weiß er, daß ich ihn entdeckt habe und gefährdet womöglich noch jemanden drüben im Haus.«

      Langsam ging er auf den Eingang zu.

      Die Frau starrte ihm nach. »Wyatt!«

      Er blieb stehen und blickte sich um. »Miß Higgins?« fragte er kühl.

      »Sie wollen doch nicht etwa wieder auf den Vorbau gehen?« fragte sie erschrocken.

      »Doch, Miß Higgins, das will ich.«

      Langsam öffnete er die Tür und trat wieder an die Vorbaukante.

      Unter halbgesenkten Lidern beobachtete er die Fensterscheibe.

      Der Gewehrlauf war immer noch zu sehen.

      Da, jetzt bekam er einen Ruck.

      Wyatt wich mit einer winzigen Körperbewegung zur Seite, und schon brüllte auch der Schuß über die Straße.

      In diesen Schuß hinein krachten zwei fauchende Feuerschläge aus dem schweren, sechskantigen Buntline Revolver.

      Oben zersplitterte das Fenster, ein gellender Schrei drang über die Straße.

      Getroffen torkelte der Mordschütze ins Schlafgemach des Arztes zurück, fiel wieder nach vorn und brach oben durch das Fenster. Und der schwere Oberkörper riß ihn auf das Vorbaudach hinunter, wo er mit einem dumpfen Aufprall liegenblieb.

      Mit angehaltenem Atem hatte die Spielerin den Vorgang beobachtet.

      Welche Eiseskälte er doch besaß, dieser Wyatt Earp!

      Ganz unten, tief in ihrer Spieler- und Abenteuerseele war plötzlich ein Gefühl, das den Georgier verstand. War es doch wirklich ein faszinierender Mann, dieser Marshal Earp aus Dodge City. Und wäre sie selbst ein Mann gewesen, so hätte auch sie es gewiß nicht ausgeschlagen, mit ihm zu reiten, wenn sie die Chance dazu gehabt hätte. Und wenn sie dazu in Betracht zog, daß Doc Holliday sein Leben ohnehin als verwirkt ansah, so war dieser Weg, den er gewählt hatte, ganz sicher nicht der schlechteste.

      War es doch trotz aller Gefahren und Strapazen ein großartiges Abenteuer, mit Wyatt Earp zu reiten.

      Aber sie hatte ihr Leben zu leben. Das Leben der Laura Higgins. Sie hatte die Blüte ihrer Frauenjahre erreicht, und wollte ihr Dasein ncht auch verspielen, wie es Doc Holliday tat. Sie wollte leben und zwar mit dem Mann, den sie liebte. Sie würde um ihn kämpfen.

      Der Bulgare Billy Osrodan hatte sein Leben auf dem Vorbaudach des Doktorhauses ausgehaucht.

      Es war ein sinnloses Leben gewesen, seit er sich den Graugesichtern angeschlossen hatte.

      Wenn er auch von einem betrügerischen Menschen überredet worden war, so hatte er doch seinen freien Entschluß und seinen freien Willen gehabt und hätte sich gegen die Bande wehren können. Vor allem – nach dem ersten Zusammentreffen mit den Graugesichtern. Nachdem er allerdings dann mehrmals mit ihnen zusammengewesen war, war es nahezu unmöglich geworden, sich ihnen wieder zu entziehen.

      Einer der stummen und geheimnisvollen Gegner des Marshals war ausgeschaltet. Aber noch war der Mann nicht gefaßt, der Doc Holliday in den Rücken geschossen hatte.

      Wyatt warf einen Blick auf die Sonne, die jetzt schon wieder im Westen hinter den Blauen Bergen versank, und überlegte.

      Bis acht Uhr habe ich noch zweieinhalb Stunden Zeit.

      Drüben aus der Zweiten Straße kam jetzt der Texaner mit langen Schritten herangelaufen.

      Er blickte den Marshal an und warf dann einen Blick auf das Haus von Doc Sommers. Er sah den herunterpendelnden Arm des gestellten Verbrechers. »He, Sie haben ihn ja schon!«

      Das Gesicht des Marshals war von der Streifwunde, die ihm der Bulgare im Korridor des Russianhouses beigebracht hatte, entstellt.

      »Sie sollten den Doc da drüben mal aufsuchen, Wyatt. Das blutet immer noch an zwei Stellen der langen Wunde.«

      »Das gibt sich«, entgegnete der Marshal. »Ich gehe jetzt zu Fleggers Bar hinüber.«

      »Zu Fleggers? Der hat doch sicher geschlossen.«

      »Ja, kann sein. Aber ich muß den Mann finden, der auf Doc Holliday geschossen hat.« Und dann informierte der Missourier den Texaner über das, was er im Liverystable des O. K. Corrals erfahren hatte.

      »Um acht Uhr also«, meinte der Hüne. »Well, wir werden ihnen einheizen, daß ihnen die Hölle wie ein Paradies vorkommen wird.«

      John Flegger hatte seine Schenke nicht geschlossen.

      Als der Marshal eintrat, blieb er verblüfft stehen.

      Vorn, auf dem großen Tisch, auf dem heute vormittag der Georgier gelegen hatte, war ein Mann aufgebahrt worden.

      Ein mittelgroßer, fahlgesichtiger Mensch mit eingefallenen Wangen, tief in den Höhlen liegenen Augen und schmalem Mund.

      Es war ein Toter, Billy Flegger.

      Er lag in einem schlichten Sarg, die Hände über der Brust gefaltet.

      Um den Sarg herum standen mehrere Frauen, die leise Gebete murmelten.

      Wyatt blickte sich im Schankraum um und sah oben neben der Theke den Salooner stehen.

      Er ging auf ihn zu.

      »Weshalb machen Sie das?« fragte er leise.

      »Das ist bei uns daheim, in Tirol, so üblich, Mr. Earp.«

      »Wirklich?«

      »Ja.«

      Der Mann schien dem Marshal seltsam gefaßt zu sein.

      Flegger sagte: »Es ist gut, daß Billy tot ist. Er war sterbenskrank. Er schleppte sich nur noch dahin. Die Krankheit saß in seiner Brust. Es war die Schwindsucht. Er war nicht stark genug, ihr zu widerstehen. Drüben in Oklahoma haben wir einen Arzt aufgesucht, und der sagte, wenn wir hinauf nach Colorado zögen, könnte er vielleicht Linderung finden und noch eine ganze Zeitlang leben. Aber wir hätten in Colorado nicht leben können. Was sollten wir oben in den Bergen. Da brauchte uns niemand. Und es wäre sehr, sehr schwer gewesen, da oben eine Schenke aufzumachen. Hier unten in der alten Silberstadt Tombstone war das leichter.«

      Also – des Geldes willen hatten sie die Gesundheit und das Leben des Bruders aufs Spiel gesetzt.

      »Doch, es ist gut, daß er tot ist«, sagte Flegger leise. Plötzlich blitzte es in seinen milchigen Augen auf. »Dennoch, wenn ich den Kerl jemals wiedersehe, der ihn erschossen hat, dann schlage ich ihn tot.«

      »Sie werden ihn nicht totschlagen, John Flegger. Das wäre Mord.«

      »Mord!« Der Kopf des Salooners flog herum.

      »Hat er nicht auch meinen Bruder ermordet?«

      »Ja, aber niemand hat ein Recht, eine Schandtat mit einer anderen wettzumachen.«

      Da wandte sich der Salooner um und griff nach der Bibel.

      »Hier, was steht da!« Er blätterte hastig, mit fliegenden Fingern darin herum. »Hier. Bei Moses steht zu lesen: So einer getötet hat, soll er getötet werden.«

      »Ja«, entgegnete der Marshal, »und wenn Sie weiterlesen, werden Sie auch sehen, daß das Recht zu töten nicht des Menschen ist.« Wyatt blickte zu dem Toten hinüber und sagte leise: »Meine Mutter hat uns diese Stelle oft vorgelesen.«

      Der Salooner klappte die Bibel zu. »Wollen Sie damit sagen, daß der Bursche nicht an den Galgen soll?«

      »Nein, das will ich nicht sagen. Selbstverständlich nicht. Er hat Ihren Bruder erschossen und Doc Holliday lebensgefährlich verletzt. Er kommt an den Galgen. Aber es ist nicht Ihre Sache, ihn niederzustrecken.«

      Der Salooner ging mit dem Marshal hinaus in den Flur und berichtete ihm da ganz genau, was sich am Vormittag in der Schenke abgespielt hatte.

      Als Wyatt die Schenke verließ,