mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
(Psalm 23,1–6; Luther)
TAG 2
ERTAPPT
Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie [Adam und Eva], wie Gott, der Herr, im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen. Aber Gott, der Herr, rief: „Adam, wo bist du?“ Adam antwortete: „Ich hörte dich im Garten und hatte Angst, weil ich nackt bin. Darum habe ich mich versteckt“ (1. Mose 3,8–10).
Maggie, unser von der ganzen Familie geliebter Beagle, war ein toller Hund, der fast achtzehn Jahre bei uns war. Wie die meisten Beagles hatte auch sie eine hervorragende Nase. In einem Jahr, kurz nach Halloween, brachte diese Nase sie in Schwierigkeiten. Meine Frau LaVon und ich kaufen für die Kinder, die an unserer Haustür klingeln, immer etwas mehr Süßigkeiten, als wir brauchen. Die Reste lassen wir uns dann in den folgenden Wochen selbst schmecken. (Erdnussbutter-Pralinen sind unsere absoluten Favoriten.) Nachdem an jenem Abend die letzten Kinder bei uns geklingelt hatten, stellten wir den Korb mit den Süßigkeiten in unserer Vorratskammer auf den zweiten Regalboden von unten.
Sie ahnen, was kommt, nicht? Als wir am folgenden Tag bei der Arbeit waren, schlich sich Maggie in die Vorratskammer und holte sich den Korb vom Regal. Am Abend, beim Nachhausekommen, fanden wir auf dem Fußboden eine Spur von Bonbonpapierchen.
Normalerweise begrüßte uns Maggie freudig an der Tür, aber nicht an diesem Tag. Da wir wussten, dass Schokolade für einen Hund tödlich sein kann, riefen wir: „Maggie!“ Verzweifelt machten wir uns auf die Suche nach ihr. Uns quälte die Sorge, ihr könnte etwas zugestoßen sein. Schließlich bemerkten wir die Bonbonpapierchen im Schlafzimmer. Die Spur führte zum Bett. Wir schauten unter dem Bett nach, und tatsächlich, da lag sie und blickte uns schuldbewusst an. Den Schwanz hatte sie zwischen die Beine geklemmt. Natürlich wusste sie ganz genau, dass sie etwas getan hatte, das sie nicht durfte. Aber zum Glück schien sie nicht krank zu sein.
Dieses Erlebnis mit Maggie erinnert mich an die Geschichte, in der in der Bibel zum ersten Mal von Furcht die Rede ist. Bestimmt kennen Sie die Begebenheit. Gott erschuf Adam und Eva und gab ihnen den Garten Eden als Zuhause. Das war ein wundervoller Ort, lieblich und sicher, und es gab die herrlichsten Dinge zu sehen und zu essen. Nur eine Regel war einzuhalten: Esst nicht von dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Aber Sie wissen ja, wie das ist – sagen Sie jemandem, er solle etwas nicht anrühren, und sofort bekommt er einen Heißhunger darauf. Und so redeten sich Adam und Eva mit der Hilfe der sprechenden Schlange ein, dass es durchaus in Ordnung sei, von der verbotenen Frucht zu essen. Sie pflückten sie und ließen sie sich schmecken. Und sofort wurde ihnen klar, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Beschämt und voller Angst, ertappt zu werden, versuchten sie, sich vor Gott zu verstecken.
Dies ist nicht nur eine Geschichte von zwei Menschen, die vor vielen Jahrtausenden lebten. Dies ist unsere Geschichte. Jeder von uns hat schon das Flüstern der Schlange gehört, die uns lockt, etwas zu tun, von dem wir genau wissen, dass wir es nicht tun sollten. Und wenn wir der Versuchung nachgeben, folgt darauf normalerweise die Angst, ertappt zu werden.
Ich frage mich, ob Sie schon einmal Angst hatten, ertappt zu werden. Vielleicht weil Sie etwas getan haben, von dem Sie genau wussten, dass es falsch war; etwas, das lieber nicht herauskommen sollte, weil es sehr peinlich für Sie wäre. Seit dreißig Jahren arbeite ich nun schon als Pastor, und ich habe viele Bekenntnisse gehört. Viele Dinge kamen zur Sprache, für die sich die Ratsuchenden Gottes Vergebung wünschten, auch wenn sie nicht bereit waren, diese Dinge einem anderen gegenüber einzugestehen. Hier habe ich erlebt, wie zutreffend der Satz „Bekenntnis ist gut für die Seele“ doch ist. Wenn wir dann endlich den Mut finden, unser Unrecht einzugestehen, und versuchen, es wieder gut zu machen, fällt oft die Angst von uns ab, und Erleichterung breitet sich in uns aus.
In der Bibel lesen wir, dass Gott „reich ist an Barmherzigkeit“, und „seine Liebe grenzenlos ist“. Der Theologe Paul Tillich wählt andere Worte und schreibt, dass Vergebung „Gottes Antwort auf die Fragen ist, die unsere Existenz aufwirft“. Das markanteste Zeichen der Vergebung Gottes war das Kreuz, an dem Jesus hing, und an dem er betete: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Gott kennt die Leichen in unserem Keller. Und Bekenntnis ist wirklich gut für die Seele. Wenn Sie Ihre Last und Sorgen vor Gott legen, lassen Sie sich trösten durch die Worte des Psalmisten:
Er bestraft uns nicht, wie wir es verdienen; unsere Sünden und Verfehlungen zahlt er uns nicht heim.
Denn so hoch, wie der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Liebe zu allen, die Ehrfurcht vor ihm haben.
So fern, wie der Osten vom Westen liegt, so weit wirft Gott unsere Schuld von uns fort (Psalm 103,10–12).
Und Maggie? Sie hat ihr Gelage mit Erdnussbutter-Pralinen überlebt und seither keine Süßigkeiten mehr angerührt. (Aber natürlich geriet sie im Laufe ihres achtzehnjährigen Lebens in alle möglichen anderen Schwierigkeiten.) Sie hat immer Barmherzigkeit erfahren, genau wie wir.
Gott kennt uns durch und durch. Vor ihm können wir nichts verstecken. Aber Gott ist immer bereit, uns zu vergeben, viel mehr, als wir bereit sind, ihn um Vergebung zu bitten. Darum: Bitten Sie ihn um Vergebung.
Herr, ich kann mich nicht vor dir verstecken. Das haben auch Adam und Eva erlebt. Ich bitte dich, vergib mir, wo ich dem Flüstern der Schlange nachgegeben habe. Schenke mir den Mut, wiedergutzumachen, wo ich Schaden angerichtet habe. Wasche mich rein, erneuere mich. Schenke mir dein Erbarmen und deinen Frieden. Im Namen Jesu, Amen.
TAG 3
DIE ARCHE
Der Herr sah, dass die Menschen voller Bosheit waren. Jede Stunde, jeden Tag ihres Lebens hatten sie nur eines im Sinn: Böses planen, Böses tun. Der Herr war tieftraurig darüber und wünschte, er hätte die Menschen nie erschaffen. Da sprach Gott zu Noah: „Ich habe beschlossen, alles Leben auf der Erde zu vernichten, denn wo man auch hinsieht, herrscht Grausamkeit. Darum werde ich alles auslöschen! Bau dir ein Schiff, die Arche“ (1. Mose 6,5–6.13–14a).
Kaum eine Geschichte der Bibel ist so bekannt wie die Geschichte von der Arche Noah. Gott ist tief betrübt darüber, dass die Menschen sich gegenseitig und auch der Erde so viel Böses und Gewalt antun. Er kann das nicht länger mit ansehen und will eine Flut nie dagewesenen Ausmaßes über die Erde kommen lassen, beinahe wie eine Taufe, die die Erde vom Bösen reinigt und einen Neuanfang möglich macht.
Doch ein Mensch unterscheidet sich von den anderen. Er ist gerecht, treu und ohne Sünde. Sein Name ist Noah. Gott will Noah, seine Familie und die Tiere retten. Er gibt ihm den Auftrag, eine Arche zu bauen – eine riesige schwimmende Kiste, etwa 137 Meter lang, 23 Meter breit und 14 Meter hoch (etwas mehr als halb so lang wie die Titanic). Die Flut kommt, das Wasser steigt an, und alles Leben auf dem Planeten wird vernichtet. Nur die Menschen und die Tiere in der Arche überleben. Weil Noah gehorsam war, bekamen die Menschen eine zweite Chance.
In dieser Geschichte finden wir einige Aspekte, die uns berühren: die Trauer Gottes über die Grausamkeit der Menschen; die Treue Noahs, obwohl Gottes Auftrag ihm sicher nicht sofort plausibel erschien; Gottes Versprechen, nie wieder eine Flut über die Erde kommen zu lassen, unabhängig vom Verhalten der Menschen. Aber die frühen Christen erkannten in der Geschichte Noahs noch etwas anderes. Für sie war die Arche ein Bild für die Gemeinde, eine Art Schiff, durch das Gott die Menschen schützte und rettete. Jesus war der Kapitän und lud die Gläubigen ein, in das Schiff zu kommen, das Wasser der Taufe zu durchschreiten und bei ihm Sicherheit und Ruhe vor dem Sturm zu finden. Diese Symbolik war sehr eindrücklich, und bis heute spricht man vom Kirchenschiff; dem Ort, wo die Gemeinde ihren Platz hat, abgeleitet von dem lateinischen Wort navis, das Schiff. (Das englische Wort navy ist ebenfalls von diesem lateinischen Wort hergeleitet.)
Und eines ist ganz wichtig: Wenn Schwierigkeiten kommen und die Flut in unserem Leben ansteigt, ist unser erster Impuls, allein damit fertig zu werden. Doch Gott hat uns die Gemeinde geschenkt. Durch die Gemeinschaft der Gläubigen möchte Gott uns tragen,