Lass glaubensvoll nach dir mich schaun,
In Qualen, Tod und in Gefahren
Lass mich auf deine Liebe traun.
Mein Auge hab ich abgewendet
Von allem was die Erde gibt,
Und über alles was sie bietet
Hab ich dich, Trost und Heil, geliebt.
Dir leb’ ich, und dir werd’ ich sterben,
Drum lasse meine Seele nicht,
Und sende in des Lebens Dunkel,
Mir deiner Liebe tröstlich Licht.
O, leuchte über meinem Leben!
Ein Morgenstern der Heimat mir,
Und führe mich den Weg zum Frieden,
Denn Gottes Friede ist in dir.
Lass nichts die tiefe Andacht stören,
Das fromme Lieben, das dich meint,
Das, ob auch Zeit und Welt uns trennen,
Mich ewig doch mit dir vereint.
Da du erbarmend mich erkoren,
Verlasse meine Seele nicht,
O Trost und Freude! Quell des Heiles!
Lass mich nicht einsam, liebes Licht!
DIE MALABARISCHEN WITWEN
Zum Flammentode gehn an Indusstranden
Mit dem Gemahl, in Jugendherrlichkeit,
Die Frauen, ohne Zagen, ohne Leid,
Geschmücket festlich, wie in Brautgewanden.
Die Sitte hat der Liebe Sinn verstanden,
Sie von der Trennung harter Schmach befreit,
Zu ihrem Priester selbst den Tod geweiht,
Unsterblichkeit gegeben ihren Banden.
Nicht Trennung ferner solchem Bunde droht,
Denn die vorhin entzweiten Liebesflammen
In einer schlagen brünstig sie zusammen.
Zur süssen Liebesfeier wird der Tod,
Vereinet die getrennten Elemente;
Zum Lebensgipfel wird des Daseins Ende.
DIE EINZIGE
Wie ist ganz mein Sinn befangen,
Einer, Einer anzuhangen;
Diese Eine zu umfangen
Treibt mich einzig nur Verlangen;
Freude kann mir nur gewähren,
Heimlich diesen Wunsch zu nähren.
Mich in Träumen zu betören,
Mich in Sehnen zu verzehren,
Was mich tötet zu gebären.
Widerstand will mir nicht frommen,
Fliehen muss ich neu zu kommen,
Zürnen nur, mich zu versöhnen,
Kann mich ihrer nicht entwöhnen,
Muss im lauten Jubel stöhnen;
In den Becher fallen Tränen,
Ich versink in träumrisch Wähnen;
Höre nicht der Töne Reigen,
Wie sie auf und nieder steigen,
Wogend schwellen Well’ in Welle;
Sehe nicht der Farben Helle
Strömen aus des Lichtes Quelle.
Mich begrüssen Frühlingslüfte,
Küssen leise Blumendüfte,
Doch das all ist mir verloren,
Ist für mich wie nicht geboren,
Denn mein Geist ist eng umfangen
Von dem einzigen Verlangen,
Eine, Eine zu erlangen.
Hungrig in der Zahl der Gäste
Sitz ich bei dem Freudenfeste,
Das Natur der Erde spendet;
Frage heimlich, obs bald endet?
Ob ich aus der Gäste Reigen
Dürf’ dem eklen Mahl entweichen,
Das verschwendrisch andre nähret:
Mir nicht einen Wunsch gewähret?
Eines nur mein Sinn begehret,
Eine Sehnsucht mich verzehret;
Eng ist meine Welt befangen,
Nur vom einzigen Verlangen,
Was ich liebe zu erlangen.
DIE EINE KLAGE
Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden,
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt, was er verloren,
Lassen muss, was er erkoren,
Das geliebte Herz,
Der versteht in Lust die Tränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Dass der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt’ ein Wesen lieb gewinnen,
O! den tröstet’s nicht,
Dass für Freuden, die verloren,
Neue werden neu geboren:
Jene sind’s doch nicht.
Das geliebte süsse Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick,
Dieses Suchen und dies Finden
Dieses Denken und Empfinden
Gibt kein Gott zurück.
ÄGYPTEN
Blau ist meines Himmels Bogen,
Ist vom Regen nie umzogen,
Ist von Wolken nicht umspielt,
Nie vom Abendtau gekühlt.
Meine Bäche fliessen träge
Oft verschlungen auf dem Wege,
Von der durst’gen Steppen Sand,
Bei des langen Mittags Brand.
Meine Sonn’ ein gierig Feuer,
Nie gedämpft durch Nebelschleier,
Dringt durch Mark mir und Gebein
In das tiefste Leben ein.
Schwer entschlummert sind die Kräfte,
Aufgezehrt die Lebenssäfte;
Eingelullt in Fiebertraum
Fühl’ ich noch mein Dasein kaum.
DER NIL
Aber ich stürze von Bergen hernieder,