Wenn nicht jetzt, wann dann?
(Ratschläge für die Freunde der Weisen)
15 Schammai gab den Rat:
Für das Studieren finde stets eine Zeit!
Rede wenig, tu aber viel!
Mit freundlicher Miene empfang jedermann!
16 Rabban Gamliël gab den (weiteren) Rat:
Über den Zweifel erheb dich!
Verzehnte nicht oft nach bloßer Schätzung!
[12](Was ist das Ergebnis des Studiums?)
17 Sein Sohn Schimon berichtete:
Mein Lebtag war ich unter Weisen, unter ihnen wuchs ich auf:
Ich fand nichts Besseres als Schweigen (und Gelassenheit).
Aufs Tun, nicht aufs Studieren kommt’s an.
Wer viel Worte macht, schafft Sünde.
18 Rabban Schimon ben Gamliël lehrte:
Durch der Dinge drei ist der Welt Bestand beschieden:
durch Recht, durch Treue und durch Frieden.
[13]Zweites Kapitel
(Lebensregeln für alle)
1 Rabbi (Jehuda ha-Nasi) lehrte:
den der Mensch soll wählen?
Jeder (Weg), der ihn zu Tugend und Ehre führt
und beiträgt zur Ehre (Gottes) durch Menschen.
Nimm das kleine Gebot so ernst wie das große:
du weißt ja nicht, welchen Lohn die Gebot(serfüllung) dir bringt!
Drum wäg ab Verlust und Gewinn der Erfüllung,
wie auch Verlust und Gewinn der Übertretung!
Merk auf der Dinge drei,
dann fällst du nicht in Sünde.
Bedenke, was über dir ist:
ein sehendes Auge,
ein lauschendes Ohr
und der Eintrag all deiner Taten im Buche.
(Lehren und Regeln für die Weisen)
2 Rabban Gamliël, Sohn des Rabbi Jehuda ha-Nasi, lehrte:
Schön ist das Torastudium verbunden mit Arbeit und Familie;
die Mühe um beide lässt das Sündigen vergessen.
[14]Ist mit der Tora kein Handwerk verbunden,
gibt man sie schließlich auf, und Sünde folgt.
Wer um die Gemeinschaft (der Weisen) sich müht,
der müh sich um sie im Namen des Himmels.
[»Da der Väter Verdienst euch stützt,
deren Gerechtigkeit ewig besteht,
schreib ich euch gut viel Lohn,
als hättet ihr ihn selber verdient.«]
(Unechte und echte Freundschaft)
3 Vor Mächtigen seid auf der Hut!
Sie kommen zu einem nur, wenn sie selber in Not.
Als Freunde erscheinen sie, wenn ihr Vorteil es heischt,
doch stehn sie keinem bei, wenn die Not ihn bedrängt.
4.1 Derselbe (Gamliël) gab diesen Rat:
dass deinen er mache zu seinem!
Beug deinen Willen vor seinem,
dass er beuge den Willen der andern vor deinem!
[15](Regeln für die Weisen)
4.2 Hillel stellte diese Regeln auf:
Du sollst dich nicht absondern von der Gemeinschaft (der Weisen)!
Du sollst dir nicht trauen bis zum Tag deines Todes!
Du sollst nicht urteilen über deinen Kollegen,
damit du nicht selbst in seine Lage kommst (und von ihm beurteilt wirst)!
Du sollst nichts sagen, was nicht gehört werden soll,
denn am Ende wird’s doch gehört!
Du sollst nicht sagen: »Habe ich Zeit, so werde ich lernen«;
denn du hast nie Zeit!
5 Derselbe (Hillel) sprach (diese Sprüche):
[Der Tor versteht sich nicht auf Sündenfurcht;
der Weltmensch ist nicht fromm.]
Der Schüchterne taugt nicht zum Lernen,
zum Lehren nicht, wer aufbraust.
Wer viel Handel treibt, wird niemals weise.
Wo es an Männern fehlt, bemühe dich, ein Mann zu sein!
[16](Eine Anekdote)
6 Einmal sah er (Hillel) einen Totenschädel auf dem Wasser schwimmen und richtete an ihn dieses Wort:
»Weil du ertränkt hast, ertränkt man dich;
und zuletzt ertrinken deine Ertränker!«
(Worte für die Freunde der Weisen)
7 Derselbe (Hillel) sprach die Sprüche:
»Viel Fleisch, viel Gewürm.«
»Viel Güter, viel Sorgen.«
»Viel Frauen, viel Magie.«
»Viel Mägde, viel Unzucht.«
»Viel Knechte, viel Raub.«
Viel Tora, viel Leben.
Wer einen guten Namen erwirbt,
erwirbt ihn zum Nutzen (im Diesseits).
Wer Worte der Tora erwirbt,
erwirbt das Leben der künftigen Welt.
8.1 Rabban Jochanan ben Sakkai empfing (das Tora-Amt) von Hillel und Schammai. Er mahnte:
Hast du viel Tora(gebote) erfüllt,
so bilde dir nichts darauf ein;