Und am Schluß des dritten Jahres:
I. 6.358 c + 1.271 v + 1.271 m = 8.900 | } Summa 11.500 |
II. 1.858 c + 371 v + 371 m = 2.600 |
In drei Jahren hat sich das gesellschaftliche Gesamtkapital von 6.000 I + 1.715 II = 7.715 auf 7.629 I + 2.229 II = 9.858, das Gesamtprodukt von 9.000 auf 11.500 vermehrt.
Hier ging die Akkumulation, im Unterschied vom ersten Beispiel, gleichmäßig in beiden Abteilungen vor sich, in I wie in II wurde vom zweiten Jahr ab die Hälfte des Mehrwerts kapitalisiert und die Hälfte verzehrt. Das Willkürliche des ersten Beispiels scheint also nur an schlecht gewählten Zahlenreihen zu liegen. Doch haben wir nachzuprüfen, ob diesmal der glatte Fortgang der Akkumulation etwas mehr als mathematische Operationen mit geschickt gewählten Zahlen darstellt.
Was als allgemeine Regel der Akkumulation gleichmäßig im ersten wie im zweiten Beispiel in die Augen springt, ist immer wieder folgendes: Damit die Akkumulation überhaupt vonstatten gehen kann, muß die II. Abteilung jedesmal soviel an Erweiterung des konstanten Kapitals vornehmen, wie die Abteilung I erstens an Vergrößerung des konsumierten Teils des Mehrwerts, zweitens an Vergrößerung des variablen Kapitals vornimmt. Am Beispiel des ersten Jahres illustriert, muß nämlich erst ein Zuschuß zum konstanten Kapital in II um 70 stattfinden. Weshalb? Weil dieses Kapital bisher 1.430 darstellt. Wollen aber die Kapitalisten I die Hälfte ihres Mehrwerts (1.000) akkumulieren und die Hälfte verzehren, so brauchen sie nun Lebensmittel für sich wie für ihre Arbeiter im Betrage von 1.500. Diese können sie von der Abteilung II nur im Austausch gegen das eigene Produkt - die Produktionsmittel - kriegen. Da aber die Abteilung II ihren eigenen Bedarf an Produktionsmitteln nur im Betrage des eigenen konstanten Kapitals (1.430) deckte, so kann der Austausch nur in dem Falle zustande kommen, wenn die Abteilung II sich entschließt, ihr konstantes Kapital um 70 zu vergrößern, d.h. die eigene Produktion zu erweitern. was ja nicht anders bewerkstelligt werden kann als durch Kapitalisierung eines entsprechenden Teils des Mehrwerts. Beträgt dieser in der Abteilung II 285 in, so müssen davon 70 zum konstanten Kapital geschlagen werden. Hier wird der erste Schritt in der Erweiterung der Produktion bei II als Bedingung und Folge einer Erweiterung der Konsumtion der Kapitalisten I bestimmt. Gehen wir weiter. Bis jetzt ist die Kapitalistenklasse I erst befähigt, die Hälfte ihres Mehrwerts (500) in persönlichem Konsum zu verzehren. Um die andere Hälfte kapitalisieren zu können, muß sie den Betrag von 500 mindestens entsprechend der bisherigen Zusammensetzung verteilen, also 417 zu konstantem, 83 zu variablem Kapital schlagen. Die erstere Operation bietet keine Schwierigkeiten. Die Kapitalisten I besitzen in ihrem eigenen Produkt einen Überschuß von 500, der in Produktionsmitteln besteht, dessen Naturalgestalt also ihn befähigt, direkt in den Produktionsprozeß aufgenommen zu werden; so bildet sich eine Erweiterung des konstanten Kapitals der Abteilung I aus dem entsprechenden Betrag des eigenen Produkts dieser Abteilung. Um aber die entsprechenden 85 als variables Kapital auch betätigen zu können, sind im gleichen Betrage Lebensmittel für die neuanzustellenden Arbeiter nötig, Hier kommt zum zweitenmal die Abhängigkeit der Akkumulation in I von der Abteilung II zum Vorschein: I muß von II um 83 mehr Lebensmittel als bisher für ihre Arbeiter entnehmen. Da dies wiederum nur auf dem Wege des Warenaustausches geschieht, so kann dieses Bedürfnis der Abteilung I nur unter der Bedingung befriedigt werden. daß die Abteilung II ihrerseits sich bereit erklärt, Produkte von I, d.h. Produktionsmittel, für 83 anzunehmen. Da sie mit Produktionsmitteln nichts anderes anfangen kann, als sie im Produktionsprozeß zu verwenden, so ergibt sich für die Abteilung II die Möglichkeit und zugleich Notwendigkeit, ihr konstantes Kapital wiederum zu erweitern, und zwar um 83, wodurch vom Mehrwert dieser Abteilung wiederum 83 dem persönlichen Konsum entzogen und zur Kapitalisierung verwendet werden. Der zweite Schritt in der Erweiterung der Produktion von II ist bedingt durch die Erweiterung des variablen Kapitals bei I. Jetzt sind bei I alle sachlichen Bedingungen der Akkumulation vorhanden, und die erweiterte Reproduktion kann vonstatten gehen. Bei II hingegen hat vorerst nur eine zweimalige Erweiterung des konstanten Kapitals stattgefunden. Aus ihr ergibt sich, daß, wenn die neuerworbenen Produktionsmittel auch wirklich benutzt werden sollen, eine entsprechende Vergrößerung der Zahl der Arbeitskräfte erforderlich ist. Unter Beibehaltung des bisherigen Verhältnisses ist für das neue konstante Kapital von 153 ein neues variables von 31 notwendig. Damit ist gesagt, daß ein ebensolcher Betrag wiederum vom Mehrwert kapitalisiert werden muß. Der persönliche Konsumtionsfonds der Kapitalisten II ergibt sich alsdann als der Restbetrag des Mehrworts (285 m) nach Abzug der zweimaligen Vergrößerung des konstanten Kapitals (70 + 83) und der entsprechenden Vergrößerung des variablen (31), insgesamt 184, in der Höhe von 101. Nach ähnlichen Manipulationen ergibt sich im zweiten Jahr der Akkumulation bei der Abteilung II eine Verteilung des Mehrwerts in 158 zur Kapitalisierung und 158 für den Konsum der Kapitalisten, im dritten Jahr 172 und 170.
Wir haben den Vorgang deshalb so genau betrachtet und Schritt für Schritt verfolgt, weil dabei mit Deutlichkeit hervorgeht, daß die Akkumulation in der Abteilung II vollkommen abhängig und beherrscht ist von der Akkumulation in I. Zwar kommt diese Abhängigkeit nicht mehr in den willkürlichen Verschiebungen bei der Einteilung des Mehrwerts in II zum Ausdruck, wie das beim ersten Beispiel des Marxschen Schemas der Fall war, aber die Tatsache selbst bleibt bestehen, auch wenn der Mehrwert sich jetzt in beiden Abteilungen jeweilig hübsch in zwei Hälften - für Kapitalisierungszwecke und für persönliche Konsumtion - aufteilt. Trotz dieser ziffernmäßigen Gleichstellung der Kapitalistenklasse in beiden Abteilungen ist es klar ersichtlich, daß die ganze Akkumulationsbewegung von I eingeleitet und aktiv betätigt, von II passiv mitgemacht wird. Diese Abhängigkeit findet auch den Ausdruck in der folgenden exakten Regel: Die Akkumulation kann nur in beiden Abteilungen zugleich, und zwar nur unter der Bedingung stattfinden, daß die Abteilung der Lebensmittel jeweilig genau um soviel ihr konstantes Kapital erweitert, wie die Kapitalisten der Produktionsmittelabteilung ihr variables Kapital und ihren persönlichen Konsumtionsfonds erweitern. Diese Proportion (Zuwachs II c = Zuwachs I v + Zuwachs I mk) ist die mathematische Grundlage des Akkumulationsschemas von Marx, in welchen Zahlenproportionen wir es auch exemplifizieren mögen.
Wir haben nun nachzuprüfen, ob diese strenge Regel der kapitalistischen Akkumulation den tatsächlichen Verhältnissen entspricht.
Kehren wir zunächst zur einfachen Reproduktion zurück. Das Marxsche Schema lautete, wie erinnerlich:
I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = | 6.000 Produktionsmittel. |
II. 2.000 c + 500 v + 500 m = | 3.000 Konsummittel. |
---------------------------- | |
Summa | 9.000 Gesamtproduktion. |
Auch hier haben wir bestimmte Proportionen festgestellt, auf denen die einfache Reproduktion beruht. Diese Proportionen waren:
1. Das Produkt der Abteilung I gleicht (an Wert) der Summe der beiden konstanten Kapitale in I und II.
2. Was sich selbst aus 1 ergibt: Das konstante Kapital der Abteilung II gleicht der Summe des variablen Kapitals und des Mehrwerts in der Abteilung I.
3. Was schon aus 1 und 2 folgt: Das Produkt der Abteilung II gleicht der Summe der variablen Kapitale und der Mehrwerte in beiden Abteilungen.
Diese Verhältnisse des Schemas entsprechen den Bedingungen der kapitalistischen Warenproduktion (reduziert allerdings auf die einfache Reproduktion). So z.B. ist die Proportion 2 bedingt durch die Warenproduktion, d.h. durch den Umstand, daß die Unternehmer jeder Abteilung die Produkte der anderen Abteilung nur im Austausch gegen Äquivalente bekommen können. Das variable Kapital und der Mehrwert der Abteilung I drücken zusammen den Bedarf dieser Abteilung an Lebensmitteln aus. Diese müssen aus dem Produkt der Abteilung II gedeckt werden, doch sind sie nur im Austausch gegen die gleiche Wertmenge des Produkts I, d.h. Produktionsmittel, erhältlich. Da die Abteilung II mit diesem Äquivalent seiner Naturalgestalt wegen nichts anderes anfangen kann, als es im Produktionsprozeß als