Ein Bettler baut eine Stadt. Robert Heymann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Heymann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711503782
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Er denkt nach. „Wollen Sie die Frau haben?“

      „Haben? Was meinen Sie? Sprechen Sie von Violet?“

      „Ja. Soll sie Ihre Geliebte werden?“

      „Meine Geliebte? Ach, das ist ein Traum!“ Und nach einer Pause: „Meine Frau soll sie werden. Ich werde die Welt erobern an ihrer Seite!“

      Schematzky lacht.

      „Sie sind unverbesserlich. Was reden Sie für Dummheiten. Napoleon hat die Welt erobert – trotz Josephine. Nicht durch sie. Die Weiber, Storting – doch ich schweife ab! Also, Ihre Frau kann sie nicht werden. Dazu kann ich sie nicht zwingen. Aber daß sie Ihre Geliebte wird, das kann ich machen.“

      Knut Storting schabt die Zähne aneinander.

      „Zwingen? Zwingen? Ist sie Ihre Sklavin, Schematzky?“

      „Ich lasse sie nochmals entführen. Das Weitere ist Ihre Sache.“

      Knut bebt am ganzen Körper. Brüllt:

      „Haben Sie denn – haben Sie denn auch damals – – –“

      Der Ungar legt sich in den Lehnsessel zurück und hält seinem leidenschaftlichen Besucher eine Kiste Upman hin.

      „Rauchen Sie, Storting, Sie gefallen mir. Sie haben sich immerhin verändert seit München, das muß ich sagen! Sie wären ein Partner für mich! Schlagen den besten Mann der Unterwelt k. o.! In allen Verbrecherkreisen spricht man mit grenzenloser Hochachtung von Ihnen. Wenn Sie wollen, können Sie der Society für besondere Aufträge beitreten. Das sind Leute, die für gewisse Politiker arbeiten. –

      Nachts natürlich. – Also: Ich habe Violet entführen lassen. Ich habe schon mit der Mutter Geschäfte gemacht. War Kaffeekönigin. Starb vor drei Wochen. Tüchtige Frau. Ist an der Börse reich geworden.“

      Das alles hört Knut kaum. Geht mit geballten Fäusten auf Schematzky los.

      „Sie haben Miß Violet entführen lassen? Sie??“

      Schematzky jongliert mit einem Revolver.

      „Machen Sie kein Theater, Storting. Soll ich Sie für fünf Minuten scheintot machen? Im Ernst:

      Seien Sie nicht naiv, Storting! Hier müssen Sie sich an brutale Tatsachen gewöhnen. Ich habe meine Mittelsmänner – in der Mottstreet. Der ‚Mordtrust‘ untersteht meinem Befehl. Wissen Sie, was der ‚Mordtrust‘ ist? Die Verbrecher in Neuyork und Chikago sind organisiert. Zusammengeschlossen zu einem Trust. Man bestellt da, was man braucht: Überfalle, Schüsse in der Nacht und so. Auch Entführungen. Diese Männer sind verwegene Hooligans. Aber verläßlich. Schauen Sie mich nicht so an, als ob Sie mir an die Gurgel springen möchten, Storting. Wenn Sie es weitererzählen, glaubt es Ihnen kein Mensch. Es sind nicht die schlechtesten Policemen in Neuyork und Chikago, die selber dem Trust angehören. Ja, jeder sieht, wo er bleibt. Aber die Hauptsache! Sie haben mir eine schöne Sache verdorben, Storting! Wir sind jetzt quitt! Noch einmal dürfen Sie nicht als mein Gegner auftreten –“

      Knut steht blaß und sprachlos da. Endlich schüttelt er den Bann ab, den der Mann da auf ihn ausübt.

      „Warum haben Sie es getan?“ fragt er mit heiserer Stimme.

      Schematzky lacht.

      „Warum? Oh, dear, my big boy, weil ich große Verluste erlitten hatte. Die Detektive haben mir drei Schiffe weggenommen. Meine besten Leute sind bei der Gelegenheit gefallen. Sieben Tote bei mir, vier bei der Polizei. Ja, my boy, das Leben ist ein Kampf. Kurz, ich brauche Geld. Eine Million – der alte Kaffeebauer hätte die Million ohne weiteres bezahlt, wenn man ihm mit dem Tode der Tochter gedroht hätte!“

      Knut Storting springt aus seinem Sessel.

      „Das ist Ihr Beruf, Mann?“

      „Nein, das war nur eine Angelegenheit momentaner Not. Inzwischen habe ich mir anders geholfen. Ein reicher Mann aus Minnesota hat sich am nächsten Geschäft beteiligt.“

      „Und die Behörde? Die Polizei?“

      Der Schmuggler lacht.

      „Keine Sorge, Storting. Unsere Geschäfte sind sicher. Diesmal wird sie mich ungeschoren lassen, hoffe ich. Der Polizeichef von Chikago, Heights, wurde ermordet, ja? Nun, Leroy Gilbert war ein persönlicher Gegner von mir. Er hatte geschworen, die ‚Bootleggers‘ auszurotten. Verrückte Marotte von ihm. Hat sich von der Stadtverwaltung in Chikago bei der Vorwahl aufhetzen lassen. Wollen die Verbrecherbanden vernichten!“

      Der Mann ohne Gewissen macht ein verächtliches Gesicht.

      „Entsinnen Sie sich, daß vor einiger Zeit der Hilfsstaatsanwalt William Mc Swiggin erschossen wurde? Wissen Sie, wie das geschah? Er befand sich in einem wüsten Viertel, der Staatsanwalt, bei einer vertraulichen Rücksprache mit zwei Bootleggers. Einer der zwei war ich. Mc Swiggin war eng befreundet mit uns. Vertrat eine bestimmte Industrie, die viel an uns Schmugglern verdient. War unser Mann, jawohl, mein Freund, wollte uns verraten, büßte es. Wir lassen uns nicht in die Karten schauen. Unsere Gelder entscheiden bei den Wahlen. So ist es!“

      „Entsetzlich“, stammelte Knut. „Unglaublich.“

      „Unglaublich? Sie kennen mich nicht, Storting. Neuyork ist nur meine Filiale sozusagen. Ich arbeite hauptsächlich in Chikago. Die ‚Unterwelt‘ ist ein Teil meiner Organisation. Überlegen Sie unsere Macht: seit Ende 1927 sind neunzig Bomben gegen unbeugsame Polizeiorgane geworfen worden. Ich verfüge über fast zwölfhundert Banden. Alle organisiert. Ja, Mann, es ist eine Lust zu leben! Doch ich will Sie nicht mit den Geheimnissen meines Geschäftsbetriebes langweilen. Ich will wissen: Haben Sie Lust, in einem Jahr reich zu werden? Sehr reich? Dann machen Sie mit! Ich suche einen Mann, der den Mund hält, meine Interessen wahrt, mit meinen Schiffen fährt. Vor allem muß er meine Radiosendestationen kontrollieren.“

      „Nein“, ruft Knut zornbebend. „Ich mache nicht mit! Aber ich verlange, daß Sie mir sagen, wo die Frau ist, die Ihnen ganz gewiß nicht nahesteht, und die ich wiedersehen will, und wenn ich über Ihre Leiche gehen muß!“

      „Sie verfallen wieder in Ihre alten Übertreibungen“, sagt Schematzky kalt. „Aber wie Sie wollen. Über meine Leiche werden Sie nicht gehen. Nie! Dazu habe ich zu viele Dollars. Aber Sie werden sich mein Angebot noch überlegen!“

      Knut steht sekundenlang zum Sprung bereit. Hinter Schematzky taucht die riesenhafte Gestalt eines Negers auf. Steht wie eine Bildsäule.

      Da wendet sich Knut zum Gehen. An der Tür wirft er dem Ungarn einhundertfünfundneunzig Dollar vor die Füße. Fünf hat er schon ausgegeben. „Ich will kein Geld von Ihnen. Was ich davon gebraucht habe, arbeite ich ab!“

      „Aber ich sagte Ihnen ja, Storting, es ist Ihr Geld! Ich habe es schon aus Deutschland mitgebracht. Sie haben es zu fordern. Wollen Sie Ihr Geld wegwerfen? Sind Sie von des Satans Großmutter hypnotisiert? Bill, gib ihm die Scheine wieder.“

      Der Neger suchte das Geld vom Teppich auf und steckte es Knut in die Taschen.

      Dann sauste der Deutsche im Fahrstuhl neunundzwanzig Stockwerke tiefer.

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