Was beim Steuereintreiber auf wenig Verständnis stößt. Er beleidigt Lüng und seine Familie nicht nur, sondern spuckt in einen Topf mit dampfendem Grünkohl. Der Fischer ist nun außer sich und steckt Pogwisch mit den Worten „Wer in den Kohl spuckt, der soll ihn auch fressen“ in den Topf, bis dieser erstickt. Die bewaffnete Eskorte ersticht Lüng und zieht zu einer Racheaktion über die Insel. Jede Strophe endet mit der Parole „Lewwer duad üs Slaav!“.
In einer anderen Version flüchtet Lüng mit dem Boot seines Vaters von Sylt und segelt jahrelang über die Nordsee, bevor er sich nach Hörnum zurücktraut, um eine Mannschaft zusammenzustellen und eine zweite Karriere als Pirat zu beginnen. Auf die Insel kehrt er nur noch selten zurück; seine erfolgreichen Raubzüge lassen ihn leichtsinnig werden. In Westerland lockt man ihn in eine Falle. Gemeinsam mit anderen verurteilt man ihn zum Tode.
FIRE ISLAND
FIRE
ISLAND
DER WELLENBRECHER
Wir kamen kurz nach einem Wintersturm auf die Insel, diesen schmalen Wellenbrecher vor Long Island. Der Strand war einsam. Alles wirkte zerzaust, als wir am Fire Island Lighthouse spazieren gingen. Im Inselmuseum hängen Titelseiten, die von Hurrikanen und Schiffsunglücken erzählen. Ein magischer, ein wilder Ort im Atlantik, so nahe an New York City.
Hätten Sie's gewusst? Vor den deutschen Küsten liegen an die vierzig unbewohnte Inseln, und einige sind sogar Hunderte Hektar groß. Robinson hätte sich allerdings nur auf den wenigsten wohlgefühlt. Sie sind wirklich nur etwas für Hartgesottene – Möwen, Austernfischer, Heidschnucken.
Einladend sehen die meisten nicht unbedingt aus. Aber sie erfüllen die Definition. Insel: ein Stück Land, das selbst bei Hochwasser noch über den Meeresspiegel rausguckt. Unbewohnt heißt: keine Menschen. Robben und Vögel zählen nicht, der Vogelwart, der ein paar Monate im Jahr bei ihnen verbringt, auch nicht.
Einige der unwirtlichen Flecken schaffen es nur so eben gerade auf die Liste: Japsand, der nördlichste und kleinste der nordfriesischen Außensände ist komplett unbewachsen, das Eiland ragt einen Meter aus dem Wasser und geht bei Sturmflut ganz unter. Mellum, erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, weist immerhin drei Meter über null aus. Hier sind inzwischen 200 Pflanzenarten heimisch. Und im Zweiten Weltkrieg gab es hier tatsächlich auch Bewohner – die Besatzung einer Flak-Batterie.
Auf der Insel Walfisch in der Wismarer Bucht stand während des Dreißigjährigen Kriegs sogar eine ausgewachsene Festung. Heute herrschen Möwen, Gänse, Austernfischer und Seeschwalben über die knapp neun Hektar Land. Die Greifswalder Oie hingegen sieht schon eher wie eine richtige Insel aus: Steilküste, Wald, Leuchtturm. Im 19. Jahrhundert wurde hier Landwirtschaft betrieben, bis in die 1930er- Jahre kamen sogar Touristen. Dann rückte die Wehrmacht ein, die Oie wurde zur Außenstelle der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, eine Plattform für Raketenstarts. Nach dem Krieg sprengte die Rote Armee die Anlagen, später zog die 6. Grenzbrigade Küste der Volksarmee ein.
Erst seit 1995 ist Frieden auf der Insel eingekehrt – sie wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Von Peenemünde und Freest kommen Ausflugsdampfer herüber, doch mehr als fünfzig Gäste am Tag sind nicht erlaubt. Wenn sie weg sind, gehört die Oie den gefräßigen Heidschnucken, die angesiedelt wurden, um die Vegetation im Zaum zu halten.
UNBEWOHNTE INSELN IN DER NORDSEE
Name | Wo? | Größe in Hektar |
Blauort | in der Meldorfer Bucht | 60 |
Helmsand | in der Meldorfer Bucht | 5 |
Japsand | vor Hallig Hooge | 290 |
Kachelotsand | vor Juist | 172 |
Langlütjen I | in der Wesermündung | 2 |
Langlütjen II | in der Wesermündung | 2 |
Lütje Horn | vor Borkum | 7 |
Mellum | vor Horumersiel | 300 |
Memmert | vor Borkum | 517 |
Minser Oog | vor Wangerooge | 370 |
Nigehörn | in der Helgoländer Bucht | 6 |
Norderoogsand | vor Pellworm | 940 |
Scharhörn | in der Helgoländer Bucht | 43 |
Süderoogsand | vor Pellworm | 1500 |
Trischen | in der Meldorfer Bucht | 180 |
UND IN DER OSTSEE