»Sie sind ein Volk, nicht wahr?«, sagte er zu Amthor, während sie mit dem Lift in den obersten Stock des Regierungsgebäudes fuhren, wo sich der Konferenzraum befand.
Die großzügige Eingangshalle war für jeden zugänglich gewesen, besondere Sicherheitsvorkehrungen gab es nicht. Sämtliche Bürgerbüros hatten die Türen offen, und irgendwie schien jeder Antragsteller zu wissen, wann er an der Reihe war. Es gab nirgends Gedrängel, keinerlei Hektik.
Von Farouq wusste Rhodan, dass die Marsianer Bewegungsfreiheit über alles liebten und jedem Vertrauen erwiesen, der sich an die Regeln der Höflichkeit hielt.
»Natürlich sind wir das«, antwortete die Vorsitzende verwundert, während sie die Tür zum Raum auf ganz altmodische Weise öffnete, indem sie die Klinke herunterdrückte. »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
»Verzeihen Sie, das war unüberlegt«, sagte er. Dass er überhaupt auf diesen Gedanken kommen konnte – ausgerechnet er! –, zeigte, wie viele Zweifel er inzwischen in Bezug auf die Terranische Union und die Kolonien hegte.
Das erste Sondierungsgespräch fand mit nur vier Teilnehmern statt – den drei Marsianern, die ihn abgeholt hatten, und Perry Rhodan selbst. Das ersparte gewiss einiges an Diskussion und Emotionen, machte aber seine Aufgabe nicht weniger heikel.
»Bevor wir beginnen, habe ich den Auftrag, Ihnen eine Mitteilung der Terranischen Union zu übergeben«, sagte er nach den einleitenden Worten der Vorsitzenden und berührte ein Sensorfeld des Multifunktionstischs.
Der Raum war nüchtern eingerichtet, wie es Konferenzräumen häufig zu eigen war. Es gab Wasser in einer Karaffe, vier Gläser und zwei Teller mit kleinen, trockenen Keksen aus Getreidefasern.
Der Mars Council war von der Terranischen Union anerkannt und stellte einen stimmberechtigten Vertreter in der TU-Vollversammlung. So wie es bei allen terranischen Kolonien und irdischen Mitgliedsstaaten der Fall war.
Die Ratsvorsitzende Sanda Amthor vertrat auf dem Mars das höchste Amt. Die Mitglieder des Mars Councils waren zumeist Neu-Marsianer, die den Großteil der Marsbevölkerung stellten, aber auch etliche Alt-Marsianer gehörten ihm an. Dem Rat oblag die lokale Gesetzgebung und Regierung des Planeten, er wurde in einer demokratischen Wahl aller Bürger mit den litischen Geschäften beauftragt.
»Ich kann mir denken, was drinsteht«, sagte Amthor, ohne das von Rhodan aktivierte Holo eines Blickes zu würdigen. »Die Terranische Union macht uns darauf aufmerksam, dass wir keine assoziierte Kolonie sind, sondern integral zum TU-Territorium gehören. Deshalb müssten wir uns gefälligst der Regierungsgewalt des Unionsrats fügen und das tun, was er uns vorschreibt. In dieser offiziellen Note werden wir unseres Fehlverhaltens wegen sehr deutlich gerügt.«
»So ungefähr«, gab Rhodan zu.
Amthor wies auf die beiden Ratsmitglieder. »Die Neu-Marsianer haben das bisher akzeptiert, wohingegen die Alt-Marsianer schon lange nicht mehr zufrieden mit dieser Regelung sind. Und zu Recht, möchte ich privat anmerken. Der Mars ist ihre Ursprungswelt, der Sand des Lebens hat sie vereint, und er vereint uns alle, auch die VGP-Umweltangepassten. Es ist eine Beziehung zu unserer Welt, die Sie nicht nachvollziehen können. Und ich bin nicht die Einzige, die den Alt-Marsianern recht gibt. Sie haben einen Fürsprecher in Ratsmitglied Tatcher a Hainu gewonnen.«
»Der Name kommt mir bekannt vor«, unterbrach Rhodan. »War nicht er es, der das Asyl offiziell abgelehnt hat?«
»Das ist korrekt. Und das bringt mich gleich zur ersten Frage.« Amthor lehnte sich zurück. »Was genau veranlasst die Terranische Union, ein Großraumschiff mit Tausenden Asylsuchenden ausgerechnet im Orbit des Mars parken zu wollen? Ohne Rücksprache mit uns zu halten? Was erlaubt sich die TU uns gegenüber für eine Missachtung und Respektlosigkeit?«
Erneut kam Rhodan nicht dazu, sofort zu antworten, denn Amthor war noch nicht fertig.
»Es handelte sich nicht um eine Notlage, Mister Rhodan. PE-hilfreich war weder havariert noch ihre Besatzung in Lebensgefahr. Zur Einleitung ist es vielleicht notwendig zu erwähnen, dass wir eine aufgeschlossene, gastfreundliche Welt sind, die jeden mit offenen Armen empfängt. Und lassen Sie uns im selben Zuge eins von vornherein klarstellen: Der Mars ist jederzeit bereit, ohne jegliche Vorbehalte Hilfe zu leisten und Asyl zu gewähren, wenn jemand in großer Not ist und ihm Lebensgefahr droht. All dies ist aber bei dem Paddlerraumschiff aus Andromeda nicht der Fall.«
»Dennoch wurden Pelok und seine Leute dazu gezwungen, ihre Galaxis zu verlassen«, hakte Rhodan sofort ein, nachdem Amthor Luft holen musste. »Die Lage in Andromeda ist keineswegs einfach, die Neugestaltung ruft sehr viele Konflikte hervor.«
»Das mag alles sein, aber was geht das den Mars an? Wir sind abgeschieden und konzentriert auf den Handel, um unsere Welt voranzutreiben. Wir führen jedoch keine Handelsbeziehungen mit Andromeda. Die Terranische Union hat den Vertrag mit den Meistern der Insel geschlossen, und die TU gewährt Asyl. Warum also wurde die Plattform nicht im Orbit der TU-Zentralwelt Terra geparkt? Wieso werden wir ungefragt mit hineingezogen?«
»Das sind sehr berechtigte Fragen«, gestand ihr Perry Rhodan diplomatisch zu.
»Nun.« Sanda Amthor lächelte süffisant und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie saß völlig entspannt da. »Dann sind wir alle drei sehr neugierig auf Ihre Antworten. Und erst danach werde ich die Befehle der Terranischen Union lesen – und geflissentlich ignorieren.«
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