Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace Goodwin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969879207
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      “Was? Er hat dir—?”

      Sie befeuchtete sich die Lippen und ihre Hände vergriffen sich in einer unbewussten Geste an meinem Hemd. “Angst gemacht. Er war nicht, hat nicht …” Sie seufzte und ihre Wangen nahmen einen entzückenden rosa Farbton an, den ich noch nie an ihr gesehen hatte. “Er war nicht so wie du.”

      Ich konnte nicht anders, als mit der Hand über ihr weiches Haar zu streichen. Ich hoffte, dass die Geste sie beruhigte, denn in mir beruhigte sie etwas. “Und wie bin ich so? Hast du Angst vor mir?”

      “Ja.”

      Ich verkrampfte mich und sie musste meine Entrüstung gespürt haben, denn ihre Hände sprangen auf meine Schultern und ihre Finger packten energisch zu.

      Sie riss die Augen auf und ich erblickte einen Anflug von Verwirrung und Verzweiflung. “Aber nicht so wie er. Das war nicht das Gleiche.”

      Ich atmete tief durch. “Dann erkläre es mir. Ich möchte nicht, dass du Angst vor mir hast, Cassie. Du gehörst mir. Ich würde sterben, um dich zu beschützen. Deinetwegen würde ich töten.” Ich blickte in die Richtung, in die Neron geflohen war. “Dieser Mann ist gefährlich. Und das nächste Mal, wenn es um deine Sicherheit geht, wirst du mir gehorchen oder ich werde dir so lange den Arsch versohlen, bis du eine Woche nicht mehr sitzen kannst.”

      “Was?”

      “Du bist gewarnt worden.”

      Sie stieß mich weg und trat zurück. “Das sehe ich nicht so.”

      Neron konnte sich überall versteckt halten und ich hatte jetzt nicht die Geduld um mit ihr zu diskutieren. Also packte ich ihre Arme und zog sie so nahe an mich heran, dass unsere Lippen sich berührten. “Solltest du dich noch einmal weigern mir zu gehorchen, wenn dein Leben in Gefahr ist, dann werde ich dir den Arsch versohlen, Cassie. Solltest du mich anlügen, dann werde ich dich übers Knie legen und deinen süßen Arsch versohlen, bis er genauso rosa ist wie deine Lippen.”

      Sie runzelte die Stirn, aber ihre Augen flackerten verräterisch auf. Jetzt war allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, um darauf einzugehen. Aber das würde ich, und zwar schon bald. Ich würde ihre Handgelenke in Gold wickeln und sie erobern.

      “Wir müssen weg aus dieser Stadt, weg von diesen Leuten. Du bist hier nicht sicher.”

      Sie machte überrascht den Mund auf. Ich spürte, wie ihre kleinen Fingernägel sich in meine Schultern gruben. “Dieses Wort, ‘Partner’, verstehe ich nicht. Warum hat er diesen Ausdruck verwendet? Und was meinst du damit, die Stadt verlassen? Ich kann nicht weg hier. Ich habe einen Job. Herr Anderson braucht mich.”

      Natürlich hatte ich ganz vergessen, dass sie absolut nichts über ihre Markierung wusste. Ich wollte sie nach und nach mit der Wahrheit vertraut machen, denn es würde ihr schwerfallen diesen Planeten und ihr Leben hinter sich zu lassen. Ich konnte die Hitze ihres Geburtsmals an meiner Schulter spüren, aber es bedeutete ihr nichts und das war das eigentliche Problem. Sie war sich der Bedeutung unserer Markierungen nicht bewusst, ahnte nichts vom außerordentlichen Segen, den sie darstellten, dem Risiko. Besonders jetzt, als Neron sie gefunden hatte.

      Sie musste die Wahrheit erfahren. Die ganze Wahrheit. Insgeheim wusste sie, dass Neron ein Killer war. Sie hatte es gespürt und bei mir Schutz gesucht, aber das reichte nicht. Ich musste sie hier wegschaffen und in Sicherheit bringen, damit die anderen sie ebenfalls beschützen konnten. Das Schiff war mit der DNA und den Netzhautscans der vier Jäger codiert worden, die es zu diesem Planeten gesteuert hatten. Ich, Thorn, Jace und Flynn. Niemand sonst konnte an Bord kommen. Die Außenhülle war für alle auf der Erde existierenden und die meisten Waffen meiner Welt undurchdringlich. Die Sieben nahmen ihre Sicherheit sehr ernst und unser Schiff, auch wenn es klein war, war eines der robustesten und sichersten Schiffe in der gesamten Koalitionsflotte. Solange ich sie nur an Bord bringen konnte, wäre sie für immer außerhalb Nerons Reichweite.

      “Neron wird versuchen dich für sich zu gewinnen. Sobald er dieses Spielchen satt hat, wird er dich umbringen.”

      “Mich umbringen?” Ihre Stimme zitterte und sie packte mein Hemd sogar noch fester.

      “Das werde ich nicht zulassen. Wir müssen zu meinem Schiff gehen.”

      “Schiff? Welches Schiff? Woher kommst du? Seattle? San Francisco? Ich möchte nicht auf ein Schiff gehen. Mir wird schon beim Schaukeln einer Kutsche schlecht. Ich glaube nicht, dass ich das Kippen und Schwanken auf dem Ozean überleben würde. Von dieser Krankheit habe ich in Büchern gelesen. Keine Schiffe.”

      “Mit mir zusammen wirst du überleben. Vertrau mir, Cassie. Bitte. Ich werde auf dich aufpassen. Du bist hier nicht sicher. Du kannst nicht zurück in diese Stadt.”

      Ein tiefes V trübte ihre sonst so glatte Stirn. “Warum? Was verheimlichst du mir?”

      “Dieser Mann ist ein Krimineller, Cassie. Ein Mörder, der aus dem Gefängnis entkommen ist. Ich wurde hierhergeschickt, um ihn aufzuspüren.”

      “Du bist ein Kopfgeldjäger?” Ihre Stimme klang überrascht.

      “Ich bin ein Jäger, ja.” Ich nickte. “Aber diesmal werde ich kein Kopfgeld kassieren. Das Kopfgeld habe ich Thorn überlassen. Ich bin hier, um meine Familie zu rächen, sonst nichts. Maddie war meine Schwester. Dieser Mann heißt Neron und er hat sie getötet.”

      Sie ließ mich los und machte einen Schritt zurück, bis sie ins Stolpern geriet. “Er … dieser Mann hat deine Schwester getötet?”

      Ich dachte an Maddie, an ihr dunkles Haar, ihr flüchtiges Lächeln und der übliche Schmerz erfüllte meine Brust. “Ja.”

      “Und er ist zu mir gekommen … hier.” Sie wedelte mit der Hand durch die Luft, um auf die einsame Stelle am Wasser zu deuten. “Er hätte, ich meine, wenn er gewollt hätte, dann hätte er—”

      Sie brachte kaum noch ein Wort heraus. Ihre Furcht war offensichtlich und ich beeilte mich sie zu beruhigen. “Er wird dir nie wieder nahekommen. Das werde ich nicht zulassen. Ich habe ihn unterschätzt, Cassie. Ich habe mich auf meine Scanner verlassen und nicht genug auf meine Sinne. Das tut mir furchtbar leid. Aber er wird nicht noch einmal in deine Nähe kommen. Zuerst müsste er an mir vorbei.”

      Ich schlang meinen Arm um ihre Taille und zog sie voran, brachte sie zu ihrem rechtmäßigen Platz in meinen Armen zurück. Ihre Hände wanderten an meine Brust und wehrten mich ab, aber ich würde nicht nachgeben. Sie würde nicht mehr davonlaufen.

      Sie konnte mir nicht in die Augen blicken und starrte stattdessen auf die Knöpfe an meinem Hemd. Ich erkannte, dass sie zu angestrengt darüber nachdachte, dass weder ich noch meine Worte sie beruhigen konnten. “Ich … muss zurückgehen. Ich muss Herrn Anderson warnen.”

      “Nein. Ich kann dir nicht erlauben dorthin zurückzukehren.”

      “Nicht erlauben? Das ist mein Zuhause! Wenn sich ein Mörder in der Gegend rumtreibt, dann muss ich Herrn Anderson warnen, damit er Vorkehrungen treffen kann. Über der Küchentür hängt ein Gewehr, Maddox, und ich weiß, wie man damit umgeht.”

      “Dafür ist es zu spät. Neron weiß, wer du bist, wo du wohnst. Das Gewehr wird dir nichts nützen. Du wirst nicht in dieses Haus zurückkehren.” Ich änderte meine Worte in einen Befehl.

      “Nur zu.” Cassie riss sich los und schob ihre Füße in ihre flachen braunen Schuhe. Dann wirbelte sie herum und rannte los in Richtung Pension.

      Binnen zweier Schritte hatte ich die Arme um sie geschlungen und hielt sie an mich gepresst, während ich meine Absichten, meinen Anspruch auf sie deutlich machte. “Versuch ruhig wegzulaufen, Cassie, aber das ändert nichts. Du gehörst mir, meine markierte Partnerin, und ich werde dich nicht gehenlassen.”

      Sie fing an um sich zu treten und wehrte sich, aber ich hielt sie so mühelos fest wie ein kleines Kind. Schließlich ermüdete sie und ließ sich schlaff in meinen Armen hängen. “Bitte. Er ist mein Vater. Er hat mich adoptiert, als ich vier war und weder Familie noch ein Zuhause hatte. Wir müssen ihn warnen. Bitte, Maddox.”