Unsere Beobachtungen zeigen uns, dass Eltern nicht den gesamten Ruhm oder die gesamte Schande dafür auf sich nehmen sollten, was für eine Person ihr Kind wird. Ganz sicher waren die Eltern, mit denen wir geredet haben, keine perfekten Eltern, die perfekte Kinder großzogen. Genauso wenig wurde dieses Buch von perfekten Eltern mit perfekten Kindern geschrieben. Jeder von uns muss das Beste tun, das er tun kann mit den Informationen und den Ressourcen, die zur Verfügung stehen. Ich wünschte, wir hätten das Wissen und die Erfahrung, die wir heute haben, bereits gehabt, als wir unser erstes Kind bekamen – eine Zeit, in der unsere Hauptsorge oftmals war, den Tag überhaupt zu überstehen. Es dauerte bis zu unserem sechsten Kind, bis Martha und ich uns wirklich sicher fühlten in unserem Elternsein. Aber wir haben gelernt, uns nicht wegen der Dinge zu sorgen, die wir gerne anders gemacht hätten, da wir das Beste getan haben, was wir tun konnten, und da wir die Vergangenheit nicht ändern können. Nichtsdestotrotz möchten wir Ihnen helfen, Ihre Lernkurve steiler zu gestalten und schneller zu lernen, als wir es taten. Es ist möglich, auch schon beim ersten Kind exzellente Eltern zu sein.
Unsere ersten beiden Söhne sind nun selbst Väter und die Art, wie wir uns in ihrer Anwesenheit um ihre jüngeren Geschwister kümmerten, und auch die Beziehung, die wir über die Jahre zu ihnen aufgebaut haben, hatten einen positiven Einfluss darauf, wie sie und ihre Frauen unsere Enkel erziehen. Ich sehe jetzt auch immer mehr »Enkel« in meiner Praxis – Kinder der Mütter und Väter, um die ich mich kümmerte, als sie selbst noch Kinder waren. Ich frage sie immer, was ihre Eltern taten, was sie übernehmen oder nicht übernehmen werden in der Erziehung ihrer eigenen Kinder.
Die wahre Bedeutung von Erfolg
Jede Mutter und jeder Vater möchte ein erfolgreiches Kind großziehen. Aber viele von uns meinen verschiedene Dinge mit »Erfolg«. Als unsere beiden ältesten Söhne, Dr. Jim und Dr. Bob, in die Kinderarztpraxis unserer Familie einstiegen, gab ich ihnen einen Rat aus väterlicher und ärztlicher Sicht: »Euer Erfolg im Leben, Jim und Bob, wird nicht an dem Geld, das ihr verdient oder den Titeln, die ihr sammelt, gemessen werden, sondern an der Anzahl der Menschen, deren Leben besser sind, weil ihr etwas getan habt.«
Das Wörterbuch definiert Erfolg als »Erreichen von Wohlstand, Ruhm oder Reichtum«. Unsere Definition geht über diese herkömmliche Idee von Erfolg hinaus. Hier ist unsere Wunschliste für erfolgreiche Kinder:
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Qualitäten von Erfolg
Dies sind die zehn Qualitäten, die wir im Verlauf dieses Buches diskutieren werden, die Ihrem Kind helfen werden, »erfolg-reich« zu sein:
1 Ein Kind sein, das sinnvolle Beziehungen mit anderen eingeht
2 Empathisch und mitfühlend sein
3 Freundlich und höflich sein
4 Klug sein
5 Gesund sein
6 Kluge Entscheidungen treffen; moralisch denken und handeln
7 Vertrauen haben
8 Eine gesunde Einstellung gegenüber Sexualität haben
9 Gut kommunizieren
10 Eine fröhliche Einstellung haben
Wir wollen, dass diese Erfolgswerkzeuge Teil des inneren Selbst des Kindes werden – eine Art zu denken, eine Art zu handeln; etwas, das das Kind ist und nicht nur etwas, das das Kind tut. Kinder erreichen diese Ziele auf verschiedenen Wegen. Für einige ist dieser Weg sanft und geradlinig; für andere ist er gewunden und holprig. Tatsächlich sind die Kinder, deren Weg zu den eher schwierigen gehört, oft diejenigen, die am besten lernen, diese Werkzeuge für ihren Erfolg zu nutzen.
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Bedeutet Erfolg reich und berühmt?
Reiche und berühmte Leute machen Schlagzeilen, daher ist es einfach für Kinder, zu schlussfolgern, dass gut geraten zu sein bedeutet, wohlhabend zu sein. Es gibt viele Erfolgsgeschichten von Menschen, die Reichtum erlangen, indem sie ihre Talente einsetzen und hart arbeiten, um dann glücklich zu leben, während sie anderen etwas abgeben, um diese Welt zu einem besseren Lebensort zu machen. Es ist auch wahr, dass sich unter den reichen und berühmten Menschen einige der unglücklichsten Menschen auf dieser Welt befinden. Die Boulevardpresse ist voll mit den »Nicht-Erfolgs«-Geschichten von Berühmtheiten: schiefgegangene Beziehungen, Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Selbstmord. Viele finanziell reiche Personen sind auf emotionaler Ebene arm. Wie uns ein befreundeter Psychologe einmal sagte: »Wenn du wissen willst, wie reich du bist, zähle deine Freunde.«
Wir haben hart daran gearbeitet, unseren Kindern nicht das Gefühl zu geben, dass ihr Wert davon abhängt, was sie leisten. Ein Kind, das Einser schreibt, ist nicht »besser« als ein Kind, das Dreier schreibt, vorausgesetzt, sie arbeiten beide mit ihrem vollen Potential. Während der Einserkandidat beim Schulabschluss eher als »wahrscheinlicher erfolgreich« angesehen wird, ist der Dreierkandidat vielleicht emotional gesünder. Er hat vielleicht Talente in außerschulischen Gebieten – Sport, Kunst oder die Fähigkeit, besonders gut mit anderen Menschen auszukommen. Was wir sagen möchten ist, dass man den Erfolg in der Kindererziehung nicht daran messen kann, was die Kinder erreichen. In diesem Fall bezieht sich »erfolgreich« auf persönliche Qualitäten, nicht auf das, was man erreicht.
Also, was bedeutet es nun, gut zu geraten? Wir glauben, es ist die Tiefe der Beziehungen, die wir haben, nicht die Errungenschaften, die wir abhaken, welche unsere Leben erfolgreich und glücklich machen; die Beziehungen, die Kinder mit sich selbst haben und auch die anderen Leben, die sie berühren. Das Ziel dieses Buches ist es, Ihnen zu helfen, dass Ihre Kinder beziehungs-reich werden.
Dem Kind Wert vermitteln
Kinder müssen sich selbst als wertvoll ansehen, basierend auf dem, was in ihnen liegt; sie brauchen ebenfalls externe Erfahrungen, die ihnen dabei helfen, sich wertvoll zu fühlen. Unser Ziel ist es, Eltern dabei zu helfen, Kinder großzuziehen, die nicht nur sich selbst als wertvolle Menschen betrachten, sondern ebenfalls mit ihrer Freundlichkeit, Hingabe und Fähigkeit zur Bindung aufwachsen, um das Leben anderer wertvoll zu machen.
Eines Tages hetzte eine unsensible Person gegen Martha, weil sie acht Kinder hatte und zur Überbevölkerung der Welt beitrüge. Martha antwortete darauf: »Die Welt braucht meine Kinder.«
Lektionen von einem »guten« Kind
Wenn Sie ein wenig Zeit damit verbracht haben, Bücher über Kindererziehung zu lesen, wissen Sie, dass »guter Junge« oder »gutes Mädchen« zu sagen ein Fehler ist. Psychologen erklären Eltern, sie sollen sich auf gutes oder schlechtes Benehmen konzentrieren und diese Bewertungen nicht auf das Kind an sich beziehen. Aber tatsächlich gibt es gute Kinder und Kinder, die nicht so gut sind. Manchmal überraschen uns die »guten« Kinder aus »gutem« Hause mit Schlagzeilen, weil sie schreckliche Dinge getan haben. Wenn wir schlimme Geschichten über Kinder und Teenager hören, die Gewehre, Messer und Bomben gegen ihren Lehrer, ihre Klassenkameraden und Familien richten, suchen wir nach Erklärungen. Liegt es an den Computerspielen, die diese Kinder gespielt haben? An den Filmen, die sie geschaut haben, und den Internetseiten, die sie besucht haben? Ist es die komplett schwarze Kleidung, die sie tragen, oder eine Art übertriebene jugendliche Entfremdung? Psychiater, Politiker und Religionsführer beklagen den Zustand unserer Jugend und die Gewalt