Prof. Dr. Gerhard Haszprunar
Generaldirektor Staatliche
Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayern
Paarungsrad der Weidenjungfer; das Männchen übergibt ein Samenpaket an das Weibchen, nachdem es versucht hat, deren Samentasche auszuräumen.
PARKLANDSCHAFTEN UND GÄRTEN
SIEH, DAS GUTE LIEGT SO NAH …
Für viele Stadtbewohner sind Parks der schnellste Zugang zur Natur, und Gärten schaffen grüne Oasen inmitten unserer urbanen Zentren.
LEBENSRAUM PARKS UND GÄRTEN
Schloss Nymphenburg in München mit ausgedehnten, artenreichen Parkarealen, großem, höhlenreichem Altbaumbestand, Wasserflächen und teils entlegenen Wiesen ist eine grüne Lunge und der Lebensraum vieler wilder Tiere in der Millionenmetropole.
Parks und Gärten sind Naturoasen in der Stadt, ihre biologische Vielfalt wird oft unterschätzt und zeigt sich erst bei genauerem Hinschauen. So sind z. B. auf Wasserflächen nicht nur während des Vogelzugs Arten zu beobachten, deren Bestand andernorts stark rückläufig oder ganz verschwunden ist. Moorenten und Pfeifenten findet man ebenso wie verschiedene Taucher- und Sägerarten. Gänsesäger profitieren in Südbayern beispielsweise von Bruthöhlen in alten Parkbäumen.
Auch viele Eulen brauchen geeignete Bruthöhlen und Futterflächen. Während Waldkäuze gern in Baumbeständen unterkommen, liebt der Steinkauz alte, höhlenreiche Streuobstwiesen. Hier liegt Franken beim bedauerlich geringen bayerischen Bestand eindeutig vorn. Die in vielen Regionen des Freistaats vom Aussterben bedrohte Schleiereule findet sogar in unmittelbarer Nähe zum Menschen ihre Wohnung – ausreichendes Nahrungsangebot außerhalb landwirtschaftlicher Intensivnutzung vorausgesetzt. Wichtig sind für Schleiereulen Einflugmöglichkeiten in Scheunen, Kirchtürmen und Dachstühlen. Um das Angebot zu erweitern, bieten Naturschutzverbände oft zusätzliche Nisthilfen an.
Verantwortung im Blick
Die Winterfütterung leistet wertvolle Unterstützung. Sie wird zwar keine bedrohte Vogelart retten – hier sind eher die fehlenden Lebensräume das Problem, aber sie erschließen Singvögeln zusätzliche Futterquellen. Zudem ist die Winterfütterung eine wunderbare Möglichkeit, gerade Kindern unsere heimischen gefiederten Freunde nahezubringen.
Auf entlegenen Magerrasenflächen größerer Parks konnte ich sogar schon Orchideenarten finden. Wer im naturnahen Garten daheim Platz für ein kleines Insektenhotel oder einen Miniteich an der richtigen Stelle schafft, kann alsbald viele verschiedene, skurrile, aber harmlose Geschöpfe aus der Nähe betrachten.
Gänsesäger, Kohlmeise, Pfeifente, Stockente
Eigentlich müsste es hier »Turm-Uhr-Falke« heißen. Zumindest hat sich diese Turmfalkendame in München eine der spannendsten Uhren Bayerns als Sitzplatz ausgewählt, denn es ist nicht etwa 9.40 Uhr, sondern erst 7.50 Uhr! Bei diesem alten Uhrwerk ist noch der große Zeiger für die Stunden zuständig und der kleine für die Minuten.
Mehlschwalben finden auf dem Land wie auch im städtischen Bereich den passenden Lebensraum. Wichtig ist für die Tiere, dass sie Zugang zu lehmigen Arealen haben, wo sie das Baumaterial für ihre Nistschalen holen. Die Nähe von Parks bringt ein besseres Futterangebot mit sich.
Die Mandarinente stammt aus Ostasien. Tiere, die der Gefangenschaft entfliehen konnten, sind mittlerweile verwildert und oft in Parks, manchmal auch an Flüssen anzutreffen. Das Federkleid des Männchens erinnert an die prächtige Kleidung chinesischer Beamter, der Mandarine.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters – aber die Frisur eines Blässhuhnkükens ist wirklich gewagt! Die häufigste heimische Rallenart gehört zu den Kranichvögeln und nicht zu den Enten, wie oft fälschlicherweise Kindern am Rande der Gewässer erklärt wird.
Noch mit dem wärmenden Daunenkleid versehen, aber schon fleißig auf Nahrungssuche in der Nähe der Eltern: Gänse – hier eine kleine Kanadagans – leben im Paarverband und ziehen den Nachwuchs gemeinsam groß.
Wer im Garten oder Park bei einem Stein Schneckenschalen findet, hat wahrscheinlich eine »Drosselschmiede« entdeckt. Weil ihnen die Schnabelkraft fehlt, öffnen Drosseln Schneckenhäuser, indem sie sie immer gegen denselben Stein schlagen, um an den Inhalt zu gelangen.
Eichelhäher sind Rabenvögel und zählen zu den intelligentesten heimischen Federträgern. Mit lauten Rufen warnen sie vor nahendem Ungemach. Futter, das der Eichelhäher nicht gleich verwertet, wird versteckt. Vergessene Samen keimen dann im Frühjahr als neue Bäume aus.
Blaumeisen nehmen, wie andere Singvögel auch, gern ein Bad zur Gefiederpflege. Je nach Nahrungsangebot, Witterung und Habitat kann die Gelegegröße bei dem etwa elf Gramm schweren Winzling bis zu 15 Eier betragen.
Die brütende Buchfinkdame hat Reste von Papiertaschentüchern im Nest verbaut. Die jungen Mönchsgrasmücken genießen den ersten Ausflug. Das aufmerksame Rotkehlchen beobachtet den Fotografen, während der Steinkauz auf dem Obstbaumstumpf schon auf Beute lauert.
Junge flügge Schleiereulen kurz vor dem abendlichen Ausflug. Durch die Anlage eines Einfluglochs im Giebelbereich der Scheune nisten die seltenen Eulen hier seit Jahren erfolgreich. Zur Nachahmung empfohlen!
Eine spannende Begegnung, die ganz anders verlief, als man vermuten möchte. Völlig entnervt von dem ungebetenen Gast floh »Kasimir«, der bekannte Münchner Waldkauz, in einen Nachbarbaum und kehrte erst zurück, als das Eichhörnchen wieder auf dem Heimweg war.
KIESGRUBEN UND BRACHFLÄCHEN