Versteckt im Dunkeln. Eva Andersen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Andersen
Издательство: Bookwire
Серия: Line-bøgerne
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711649060
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und sah sie liebevoll an. „Die nächste Zeit wird hart für uns, aber wenn wir uns gegenseitig alle helfen, schaffen wir das schon. Wir müssen auf jeden Fall dafür sorgen, dass Papa absolute Ruhe hat und sich keine Sorgen machen muss. Der Arzt sagt, dass Aufregung seinen Zustand wieder verschlechtern kann und sogar permanente Schmerzen für den Rest seines Lebens die Folge sein können. Obwohl die Reitschule Urlaub hat, müssen wir Lotte anrufen, damit auch sie uns helfen kann. Ich hoffe nicht, dass sie in den Urlaub gefahren ist.“

      Emily aber taumelte nur noch die Treppe hinauf und legte sich in Bett. Sie schlief beinahe schon, als sie das Kissen berührte. Aber bevor sie ganz eingeschlafen war, schaffte sie es trotzdem noch, sich kurz zu fragen, was wohl mit Golden passiert war.

      Kapitel 3

      Das Erste woran Emily am nächsten Morgen denken konnte, war, dass ihr Vater nichts von Goldens Verschwinden erfahren durfte. Er war so stolz und glücklich, den Hengst zu besitzen. Golden stammte von einem berühmten holländischen Hengst ab, der im Spitzensport erfolgreich war, und das gesparte Geld der Familie war darauf verwendet worden, Olafs beste Stute von genau diesem Hengst decken zu lassen.

      Emily konnte sich noch genau an die frühe Morgenstunde erinnern, in der das Fohlen das Licht der Welt erblickt hatte. Sie waren alle drei überglücklich gewesen, dass es ein Hengstfohlen war. Die Sonne war langsam aufgegangen und hatte ein goldenes Licht durch das Stallfenster auf das kleine Fohlen geworfen, und von da an hieß er nur noch Golden. Hoffentlich war ihm nichts passiert.

      Emily hatte wie ein Stein geschlafen, jetzt aber war sie hellwach. Sie sprang aus dem Bett und zog sich schnell an. Normalerweise konnte sie um diese Zeit ihre Mutter unten in der Küche hören, aber die war heute sicherlich schon im Stall.

      ‚Gott sei Dank, dass ich Sommerferien habe, dann kann ich helfen’, dachte sie. Auf dem Weg in den Stall drückte Emily die Daumen und hoffte, dass Golden im Laufe der Nacht von alleine nach Hause gekommen war. Das war er aber nicht.

      Ohne Olaf hatten Michael und Grethe zwar mehr Arbeit, aber wegen der Sommerferien war nicht so viel im Stall zu tun. Die meisten Pferde waren Tag und Nacht auf der Sommerweide und auch die Reitschule hatte während der Ferien geschlossen. Grethe war dabei, ein Halfter mit Strick in ihr Auto zu legen.

      „Guten Morgen“, sagte ihre Mutter auf dem Weg vom Auto zum Stall. „Michael und ich fahren jeweils in zwei verschiedene Richtungen zum Suchen. Du bleibst bitte hier, machst den Stall zu Ende und schaust nach, ob auf den Weiden alles in Ordnung ist. Besonders, ob überall noch Wasser da ist. Du weißt, dass das sehr wichtig ist bei der Hitze.“ Grethe wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      „Klar“, sagte Emily. Wie ihre Eltern war sie sehr genau, wenn es um die Pflege der Pferde ging und sie wusste, dass diese schnell krank werden konnten, wenn sie nicht genügend Wasser bekamen. Sie hatte ganz vergessen, ihrer Mutter von dem merkwürdigen Durcheinander an Fuß-, Reifen- und Hufspuren zu erzählen, bevor sie weggefahren war. Aber das war wohl auch nicht so wichtig. Oder doch?

      Ein mulmiges Gefühl beschlich Emily. Sie wusste nur nicht, warum. Als sie mit der Arbeit im Stall und auf den Weiden fertig war, entschied sie sich, wieder zum Wald zu fahren und noch einmal durch das Dickicht zu laufen, wo sie Goldens Steigbügel und die Riemen gefunden hatte.

      Gesagt, getan. Emily sprang auf ihr Fahrrad und trat so hart in die Pedale, dass sie sich in der ersten Kurve fast langgelegt hätte. Sie konnte von hier aus die Pferdeweiden sehen. Fast beiläufig bemerkte sie, dass alle Pferde da waren und friedlich zusammenstanden und grasten. Keines lag, keines stand alleine.

      Nur weil die Pferde lagen, musste es natürlich nicht bedeuten, dass sie krank waren. Schon gar nicht in den Morgenstunden. Wenn es so warm war wie heute, grasten die Pferde gerne nachts und legten sich manchmal hin, um den Morgentau und die ersten Sonnenstrahlen morgens in Ruhe zu genießen.

      Olaf hatte das Weidesystem so eingerichtet, dass der Zaun jeder Weide spitz auf den Hof zulief. In der Spitze jeden Zaunes standen die Wassertröge, damit man sie vom Weg aus sehen konnte. Und hier war auch die Öffnung, damit man schnell und unkompliziert die Pferde von der Weide reinholen und rausbringen konnte. Olaf hatte dieses System in Island kennengelernt, als er als junger Mann dort studiert hatte, was die isländischen Pferdeleute über Jahrtausende hinweg gelernt und weitergegeben hatten.

      Die Weiden auf Island waren über sehr große Gebiete verstreut, mit vielen Pferden. Die Pferde dort kommen nicht jeden Tag in den Stall, aber sie wissen, wann sie rein müssen und dann ziehen sie in Richtung der Zaunspitze, von wo aus die Besitzer sie einfach einfangen können.

      Die Weidefläche auf dem Borghof war in viele kleinere Weiden aufgeteilt. Die Pferde wurden nach Freundschaften auf den Weiden verteilt. Reitpferde, die viel im Stall stehen, müssen sich vorher kennen, bevor sie zusammen auf die Weide gehen können. Wenn Pferde in einer großen Herde erst ihre Rangfolge bestimmen müssen, können sie sich leicht verletzen.

      Die einzige Weide, die ein bisschen abseits lag, war der sogenannte Hengstpaddock. Golden hatte, seitdem er 1 ½ Jahre alt war, seine eigene Weide gehabt. Schon da konnte Olaf sehen, dass er etwas ganz Besonderes war, und er wollte nicht das Risiko eingehen, dass der Hengst sich verletzte. Wie Golden reagieren würde, wenn er zu nah an einen anderen Hengst herankommen würde, daran wagte Emily gar nicht zu denken. Denn das kannte er ja gar nicht.

      Im Wald fuhr Emily denselben Weg wie am Vortag. Sie schaute sich dabei aufmerksam den Boden an. Gab es etwas, das sie übersehen hatte? Ihr fiel nichts auf. Sie folgte wieder den Spuren im Wald. Das sah alles genau so aus wie gestern. An manchen Stellen waren tiefe Hufspuren und ein totales Durcheinander auf dem weichen Waldboden.

      Aber Stopp!! Was war das? Eingeklemmt in einen Stock, der wie eine Gabel geformt war, hing ein Stück Zügel. Das war von Goldens Trense. Emily musste ziehen und zerren, um es frei zu bekommen. Sie stellte sich vor, wie Golden Panik bekommen hatte, als der Zügel festhing und so hart gezogen hatte, dass der Zügel sich immer fester zog. Sie untersuchte den abgerissenen Zügel. Doch, der war eindeutig von Goldens Trense.

      Emily folgte den Spuren bis zu den Bauwagen auf dem gegenüberliegenden Waldweg.

      Heute waren die Waldarbeiter da.

      „Hallo Herr Meyer“, rief sie einem älteren Mann zu und lief zu ihm hin. „Eines unserer Pferde ist gestern weggelaufen, hier im Wald. Haben Sie es gesehen? Es hatte Sattel und Trense drauf“.

      Meyer schüttelte den Kopf.

      „Ich war gestern nicht im Wald, Emily, ich war in der Stadt, um eine neue Brille zu kaufen. Aber vielleicht haben ihn Torben oder Elo gesehen. Sie haben allerdings nichts erwähnt.“

      „Aber Herr Meyer, das ist seltsam. Ich bin den Spuren gefolgt. Ich bin den Spuren durch den Wald gefolgt, und die enden hier.“

      Sie zeigte auf die Spuren im Sand. Die waren nicht ganz so deutlich heute, wo auch noch die Abdrücke von einem großen Traktor dazugekommen waren.

      „Sehen Sie nicht, dass die Spuren hier aufhören?“ Sie schaute Herrn Meyer an.

      „Neeee“, er wiegte ein bisschen hin und her. „Ich sehe wohl einzelne Hufspuren und ich sehe auch, dass die nicht weiterführen, aber dafür gibt es wohl eine Erklärung. Ein ganzes Pferd verschwindet ja nicht einfach wie vom Erdboden verschluckt. Es ist auch nicht sicher, dass das die Spuren von deinem Pferd sind.“ Im faltigen Gesicht vom alten Herrn Meyer zeigte sich ein freundliches Lächeln.

      „Oder?“, fragte er.

      „Ich bin mir fast sicher“, sagte Emily. „Ich habe einen abgerissenen Steigbügelriemen und ein Stück vom Zügel im Wald gefunden, und die sind beide von Golden.“

      „Mmhm“, Meyer brummte vor sich hin und hob seine Mütze, um sich im Genick zu kratzen, so wie er es immer tat, wenn er über seine Antwort nachdenken musste. Es war warm, und die Mütze hatte einen roten Abdruck auf seiner Haut hinterlassen.

      „Jaaaa, das sieht tatsächlich ein wenig seltsam aus, dann wird der wohl durch den Wald zurückgelaufen sein.“

      ‚Irgendetwas stimmt hier nicht’, dachte Emily. Er konnte doch