Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975722
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      Lady Simpson kam das alles recht bekannt vor. Erst vor einigen Tagen hatte sie so etwas schon mal miterlebt. Jetzt fehlten eigentlich nur noch zwei Gangster, die versuchen wollten, sie zu strangulieren.

      Nun, sie sollte nicht enttäuscht werden.

      Als sie auf den Ausgang der Loge zueilte, sah sie sich einem Mann gegenüber, dessen Beruf deutlich zu erkennen war. Einmal war es das harte Galgenvogelgesicht, zum anderen die Maschinenpistole, die er in seinen Händen hielt. Der Mann schien bereits seit einigen Minuten im Hintergrund der Loge gewesen zu sein.

      »Ich puste euch um«, sagte er drohend zu Lady Simpson und Butler Parker. »Ich knall euch ab, wenn ihr nicht spurt. Los, raus jetzt! Und dann rüber zum Notausgang am Gangende. Ich laß euch nicht aus den Augen.«

      »Schon gut, junger Mann«, erwiderte die energische Lady unwirsch. »Verlieren wir keine Zeit!«

      *

      Auf dem mit dicken Teppichen ausgelegten Gang hinter den Logen herrschte reger Verkehr.

      Die Zuhörer versuchten sich in Sicherheit zu bringen, obwohl die Gefahr längst vorüber war. Sie achteten nicht weiter auf die Vierergruppe, die gegen den Strom ankämpfte und das Ende des Ganges anvisierte.

      Der junge Mann mit dem Gesicht eines Galgenvogels zeigte jetzt natürlich nicht mehr seine Maschinenpistole. Sie war unter dem Mantel verschwunden, den er sich über den rechten Arm gelegt hatte. Er blieb dicht hinter Lady Simpson und ließ sie nicht aus den Augen. Butler Parker schritt voraus und hatte inzwischen die schmale Tür erreicht, die sich plötzlich wie durch Zauberei öffnete.

      Ein zweiter junger Mann war zu sehen.

      Auch er hatte sich mit einer Maschinenpistole ausgerüstet und machte einen finsteren, entschlossenen Eindruck. Nachdem Lady Simpson, Parker und der erste junge Mann die Tür passiert hatten, schloß er diese und benutzte dazu gekonnt einen Dietrich.

      Agatha Simpson verzichtete ganz bewußt darauf, ruppig zu sein, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre. Sie paßte sich dem Verhalten ihres Butlers an. Josuah Parker schritt gemessen voraus und nach unten. Er wollte diese beiden Gangster nicht provozieren. Daß es sich um Gangster reinsten Wassers handelte, war ihm längst klar. Seiner Ansicht nach handelten sie nur im Auftrag. Sie waren gekauft worden, Mylady und ihn aus dem Konzertsaal zu schaffen.

      Sie erreichten eine weitere Tür unten im Erdgeschoß.

      Der zweite Gangster öffnete sie mit einem Dietrich und warf erst einmal einen prüfenden Blick nach draußen, bevor er die Feuertreppe verließ. Er hielt auf einen kleinen Kastenlieferwagen zu, der auf dem Hinterhof des Konzerthauses stand. Er zog die hintere Tür auf und nickte Mylady und Parker knapp zu.

      »Sie waren schon einmal entschlußfreudiger, Mr. Parker«, mäkelte Lady Agatha Simpson, als sie zusammen mit Parker im Kastenaufbau saß. Mangels irgendwelcher Sitzgelegenheiten ließ sie sich auf dem schmutzigen Wagenboden nieder.

      »Vielleicht konnte nur so ein unnötiges Blutbad verhindert werden«, gab der Butler höflich zurück. »Zudem besteht jetzt die echte Chance, diesen geheimnisvollen Fall zu lösen.«

      »Ihr Plan ist etwas zu perfekt und ausgefallen«, stellte Lady Agatha grimmig fest. »Sie mußten doch mit solch einer Überraschung rechnen.«

      »In der Tat, Mylady.«

      »Wir haben es mit zwei echten Gangstern zu tun.«

      »Ich möchte mich erkühnen, Myladys Ansicht zu übernehmen.«

      »Man wird uns umbringen wollen.«

      »Nicht, ohne vorher die Kapsel zu haben, Mylady.«

      »Ein schwacher Trost.« Lady Simpson mußte sich einen Moment unterbrechen, weil der hart gefederte Wagen sie durchschüttelte. »Sagen Sie, wer will uns denn die Kapsel abnehmen? Doch nicht schon wieder diese schrecklichen Kerle von der CIA?«

      »Mit Sicherheit nicht, Mylady. Und da auch die Herren Lorrings und Stepnut samt ihrem Freund sich in Polizeigewahrsam befinden, käme meiner bescheidenen Rechnung nach nur noch eine Person in Betracht.«

      »Dieser Rob Harlow, nicht wahr? Der Freund des ermordeten Oscar Walmlin.«

      »Ich könnte nicht widersprechen, Mylady, selbst wenn ich es wollte.«

      »Wieso kann dieser Lümmel mit dem glatten Gesicht zwei ausgewachsene Gangster auf uns hetzen? Also wirklich, das hätte ich ihm niemals zugetraut.«

      »Möglicherweise, Mylady, hat er das Gesetz des Handelns bereits an die beiden Gangster verloren, weiß es zur Zeit aber noch nicht.«

      *

      Irgendwo in East End war das Ziel erreicht.

      Der kleine Kastenlieferwagen hielt auf einem engen Hinterhof. Lady Simpson und der Butler konnten ihre fahrbare Zelle verlassen. Die beiden Gangster hatten die Läufe ihrer Maschinenpistolen auf sie gerichtet. Parker sah vor sich die schier endlos hohe Mauer einer Fabrikhalle, die Rückfront eines abbruchreifen Lagerhauses und dann eine schäbige Brandmauer, in die unten am Fuß einige Löcher eingestemmt waren. Zur Straße wurde dieser Hinterhof durch einen hohen Bretterzaun abgetrennt.

      Der Gangster, der sie aus der Loge geholt hatte, übernahm die Führung und hielt auf eines der Löcher in der Brandmauer zu. Er mußte hinter diesem Durchstieg eine Taschenlampe abgelegt haben. Plötzlich flammte nämlich ein scharf gebündelter Lichtstrahl auf, der Lady Simpson den Weg wies.

      Die Lady kletterte durch das schmale Loch in der Brandmauer und versuchte sich zu orientieren. Im Widerschein der Taschenlampe erkannte sie nur vage die Umrisse einer ehemaligen Maschinenhalle. Es roch hier penetrant nach Unrat, nach Brackwasser und nach Öl. Sie hatte den Eindruck, sich in der Nähe irgendeines Hafenbeckens zu befinden.

      Geführt von dem ersten Gangster, stieg sie über eine schmale Betontreppe hinunter in einen feuchten Keller und mußte dann auf einer Kiste Platz nehmen. Parker blieb neben Mylady stehen und sah die beiden Gangster abwartend an.

      »Sie wissen, worauf wir scharf sind«, sagte der Gangster aus der Loge knapp. »Wo ist die Kapsel?«

      »Sind Sie sicher, daß Mr. Rob Harlow Sie richtig informiert hat?« erkundigte sich Parker gemessen.

      »Schnell geschaltet«, lobte der zweite Gangster und grinste dünn.

      »Von wem sollten Sie es sonst erfahren haben«,

      »Die Kapsel ist ein Vermögen wert«, stellte der erste Gangster fest. »Euer Leben ist unbezahlbar. Ihr braucht nur zu wählen.«

      »Ich müßte eine notwendige Frage stellen«, schickte Parker voraus und sah die beiden Gangster eindringlich an. »Wie wollen Sie den Inhalt dieser Kapsel verwerten? Es handelt sich um Material, das Sie bei einem handelsüblichen Hehler kaum absetzen können.«

      »Das lassen Sie mal unsere Sorge sein«, erwiderte der erste Gangster.

      »Wir haben da ’nen prima Tip bekommen«, fügte der zweite Gangster hinzu. »Was ist jetzt? Rückt ihr das Ding raus oder nicht?«

      »Woher wissen Sie denn überhaupt, daß wir die Kapsel besitzen?« Lady Simpson sah die beiden Gangster im Gegensatz zu Parker ausgesprochen grimmig an.

      »Von mir wissen sie’s!«

      Rob Harlow erschien plötzlich auf der Bildfläche. Er kam hinter einer feuchten Wand hervor und grinste Lady Simpson und Parker an.

      »Ich ahnte es bereits während der Fahrt, daß Sie der Drahtzieher sind«, sagte die resolute Dame verächtlich.

      »Ich hab’ Sie in der Loge beobachtet«, erklärte Rob Harlow und grinste siegessicher. »Ich hab’ gesehen, daß der Butler da die Kapsel gefunden hat! Ich hab’ euch nicht aus den Augen gelassen.«

      »Man hätte möglicherweise ein wenig vorsichtiger sein sollen«, fand Josuah Parker. »Mylady werden meine Sorglosigkeit hoffentlich entschuldigen.«

      »Was geschehen ist, ist geschehen.« Lady Agatha