Wasser macht die Musik
Schaut man Potsdam auf einer Karte an, sieht man zunächst v. a. Blau und Grün. Potsdam wird umarmt von Wasser, wird beschattet und gehätschelt von Wäldern und Parks. Die Stadt scheint fast in den Hintergrund zu treten. Die Havel und etliche Seen machen das Zentrum Potsdams gar zur Insel, ein Netz an Wasserstraßen von fast 40 km Länge führt drum herum. Über eine solche Lage kann man doch nicht meckern, oder? Wenn hier kein preußisches Arkadien entstehen konnte, wo bitte dann? Egal ob Villa am See oder Wohnung im Plattenbau - viele Einwohner können direkt aufs Wasser gucken. Und die, die es nicht können, zischen ihr Feierabendbierchen auf einer Bank am See oder gehen noch eine Runde rudern.
Ein paar Facts
In Potsdam leben ca. 178.000 Menschen. Damit belegt Potsdam Platz 44 im bundesweiten Ranking. Die Stadtfläche umfasst 187,3 km2 - mehr als Nürnberg also, das fast drei Mal so viele Einwohner hat! Auf die Füße tritt sich in Potsdam damit so schnell keiner. Nur etwa ein Drittel der Stadtfläche nehmen Straßen und Häuser ein, der Rest sind Wasser und Vegetation!
Hauptstadt statt Vorstadt
Jean Paul nannte Potsdam „die schönste Vorstadt Berlins“. Das Gerücht mit der Vorstadt hält sich hartnäckig bis in die heutigen Tage - und lässt viele Potsdamer wenig amüsiert reagieren. Tatsächlich ist Potsdam kein Anhängsel Berlins, sondern die stolze Hauptstadt eines Bundeslandes namens Brandenburg.
Kompakt ist hier nichts!
Potsdam ist alles andere als eine kompakte Stadt mit einem „spazierlichen“ Kern, den man als Tourist eigentlich gar nicht zu verlassen braucht. Ganz im Gegenteil. Wer Potsdams Zentrum nicht den Rücken kehrt, verpasst so manches Highlight.
Das historische Zentrum ist mancherorts bildhübsch, andernorts von Plattenbauten durchsetzt. Es ist alles: voller Brüche, voller Überraschungen, voller Hingucker und auch voller Zumutungen. Teils frisch geliftet. Teils im Wiederaufbau. Und immer auf der Suche nach einer neuen Identität. Die Altstadt rund um den Alten Markt, im Krieg weggebombt, erlebt ein Comeback. Nördlich davon, zwischen Altem Markt und Nauener Tor, erstreckt sich das lebendige Geschäftszentrum Potsdams. Touristen-Hotspot hier: das Holländische Viertel.
Rund um das Zentrum stehen Villen, Villen, Villen. Villen gucken kann man z. B. in der Nauener Vorstadt im Norden, in der Berliner Vorstadt im Nordosten und z. T. in der Brandenburger Vorstadt im Westen.
Rund um das Zentrum glitzern aber auch blaue Seen. Und strahlt das Potsdam der Bildbände. Der Neue Garten mit seinen Schlössern, die Schlossparks von Sanssouci und Babelsberg. Der daran anschließende Stadtteil Babelsberg war übrigens nie eine Vorstadt, sondern ging aus einer einst eigenständigen Stadt hervor.
Draußen vor der Tür ...
... liegt auch gleich die wunderschöne Wannseeinsel, die sich schon auf Berliner Stadtgebiet befindet. Weitere spannende Ausflugsziele befinden sich im Südwesten Potsdams im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der sandige Landstrich ist flach wie eine aufgehaltene Hand und überaus wasserreich. Er steckt voller Spargel und verwunschener Orte. Man erkundet ihn, wie übrigens auch Potsdam selbst, am besten mit dem Fahrrad.
Was tun in ein, zwei, drei Tagen?
Potsdam bietet viel, v. a. im Sommer, wenn die Seen zum Baden einladen. Wer dann mit dem Rad kommt, kann lässig eine Woche bleiben, ohne sich auch nur eine Stunde zu langweilen. Im Winter dagegen, wenn die Ausflugsschiffe noch fest vertäut sind, viele Schlösser verrammelt und die Skulpturen in den Parks frostdicht verpackt sind, genügt ein Wochenende.
Wer nur einen Tag Zeit hat, spaziert am besten über den Alten Markt zum Brandenburger Tor und weiter zum Park Sanssouci. Und selbst das (→ Tour 1, Tour 2 und Tour 4) ist ein sportliches Programm, das einen Besuch der Schlösser und Museen unterwegs nicht wirklich erlaubt.
Bei zwei Tagen in Potsdam sind die Touren 1 bis 4 ganz gut machbar. Sollte dann noch etwas Zeit übrig sein, empfehlen wir eine Fahrt mit dem Ausflugsboot (z. B. die Wannseerundfahrt) oder einen Cocktail im Strandbad Caputh.
Wer noch mehr Tage bleibt, stockt auf mit einem Trip nach Babelsberg (Tour 5), einer Radtour um die Wannseeinsel (Tour 6) oder schaut in unser Ausflugskapitel: Egal ob Werder, Beelitz-Heilstätten oder Caputh - es gibt zig spannende Ziele.
Sightseeing-Klassiker
Heinrich Heine sah in Potsdam „nichts als Himmel und Soldaten.“ Der Arme, blind wie ein Huhn! Hätte er mal genauer hingesehen - dann hätte er Bilderbuchschlösser entdeckt, Kirchen wie Tempel und Parks zum Sich-darin-Verlieren.
Unser Tipp: Radeln!
Radfahren spart nicht nur Geld, macht Spaß und dazu schlank, sondern spart in Potsdam auch viel, viel Zeit. Potsdam ist im Vergleich zu anderen deutschen Städten nämlich alles andere als kompakt, die Sehenswürdigkeiten liegen weit verstreut.
Schlösser und Parks
♦ Stadtschloss: Im Fake-Schloss, das erst 2014 wiederauferstand, sitzt heute der Landtag. Man zeigt sich transparent: Foyer, Kantine und Dachterrasse sind für jedermann offen.
♦ Park Sanssouci: Ein Park ohne Sorge und voller Schlösser. Hier gibt es so viel anzugucken, dass man gar nicht weiß, wohin zuerst. Ins namengebende Schloss Sanssouci? In die Bildergalerie? Ins Orangerieschloss? Oder ins Neue Palais? Wer nicht hilflos umherirren will, folgt am besten unserem Spaziergang. .
♦ Neuer Garten: Ein wunderschöner Schlosspark am Heiligen See. Zu besichtigen sind das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof, in dem 1945 die Potsdamer Konferenz stattfand. Danach geht man am besten in die Meierei: Dort gibt es selbst gebrautes Bier auf einer Traumterrasse am Wasser.
♦ Belvedere auf dem Pfingstberg: Das Aussichtsschlösschen bietet Wahnsinnsblicke auf Havel, Pfaueninsel und bis nach Berlin.
♦ Park Babelsberg: Auch wenn Schloss Babelsberg in den nächsten Jahren wegen Restaurierung nicht zu besichtigen ist, so ist der hügelige Park mit seiner charakteristischen Fontäne doch ein Must-see.
♦ Park und Schloss Glienicke: Park und Schloss zusammen sind das überaus aparte Ergebnis des Dream-Teams Schinkel und Lenné.
♦ Pfaueninsel: Ein Realität gewordenes Märchen! Auf der zauberhaften Havelinsel stehen diverse romantische Bauten samt einem Schlösschen, um das Pfauen spazieren.
Die besten Museen
♦ Museum Barberini: Im gleichnamigen rekonstruierten Palais wird in wechselnden Ausstellungen hochkarätige Kunst gezeigt, vorrangig aus der Sammlung des Kunstmäzens und SAP-Mitbegründers Hasso Plattner.
♦ Museum für zeitgenössische Kunst: Auch hinter diesem neuen Museum, das 2021 im verfallenen DDR-Restaurant Minsk am Fuß des Brauhausbergs eröffnen