1 Bis heute gibt es keine klare Antwort auf diese Frage.6
2 […], daher stellte sich für die Führung des Leningrader Straßenbahn-Verkehrsbetriebs die Frage nach der Entwicklung eines neuen Fahrzeuges.7
3 Diese Frage wird oft verwendet; so stellt sie beispielsweise die ehemalige Fernsehmoderatorin Eva Herman ihrem Buch Das Prinzip Arche Noah voran.8
Nach der manuellen Bereinigung der exportierten Daten wurde auf der Basis von syntaktischen Kategorien aus der Forschungsliteratur zu Funktionsverbgefügen ein mehrdimensionales Kategoriensystem erstellt, nach dem die deutschen und polnischen Treffer aus den Wikipedia-Artikeln annotiert wurden (s. Kap. 3; 4).
Die Gefüge wurden in Bezug auf die Erweiterung, Position und Referenz des Funktionsnomens sowie die Realisierung der Valenz analysiert, die in der Forschungsliteratur mit der Modifikation und der Spezifizierung von Informationen, der Schattierung der Mitteilungsperspektive sowie der Ballung von Informationen in Verbindung gebracht werden (vgl. Daniels 1963, Schmidt 1968, Seifert 2004). Unter Anwendung der Substitution mit dem Basisverb als qualitative Untersuchungsmethode (vgl. Glinz, 1952; Ágel 2017: 504f.), die die spezifischen Leistungen von Funktionsverbgefügen im Text sichtbar macht, wurden die ausgewählten deutschen und polnischen Funktionsverbgefüge anschließend und in ihrer sprachlichen Umgebung auf die Anreicherung (s. Kap. 4.2.1), Verdichtung (s. Kap. 4.2.2 ), Perspektivierung (s. Kap. 4.2.3), Gewichtung (s. Kap. 4.2.4) und die Wiederaufnahme von Informationen (s. Kap. 4.2.5) analysiert. Gemäß der Annotationsmaximen nach Geoffrey Leech (1997) ist der Ursprungstext wiederherstellbar und es besteht die Möglichkeit zur separaten Archivierung von Annotation und Ursprungstext. Die Annotation habe ich in wiederholten Annotationsschleifen, d.h. mehrfach und zu verschiedenen Zeitpunkten, durchgeführt (Lemnitzer/Zinsmeister 2015: 103; Leech 1997). Ein Kriterienkatalog zur Validität und Reliabilität der Untersuchung wird in Abschnitt 3 vorgestellt.
Für die Analyse von deutschen und polnischen Funktionsverbgefügen auf ihre Leistungen im Textzusammenhang wurde der korpusbasierte, quantitativ-qualitative Ansatz nach Lemnitzer/Zinsmeister (2015) herangezogen, bei dem unter Anwendung quantitativer und qualitativer Analysemethoden Wortverbindungen auf ihren Gebrauch im Kontext untersucht werden. Aus den deutschen und polnischen Wikipedia-Korpora des IDS wurden unbereinigte Treffer exportiert, die im nächsten Schritt manuell bereinigt, nach syntaktischen Kategorien quantifiziert und anschließend qualitativ im Treffer(kon)text analysiert wurden. Das der Analyse zugrundeliegende Kategoriensystem wird im nächsten Abschnitt vorgestellt.
3. Zur Extraktion textgrammatischer und -semantischer Analysekategorien
In der vorliegenden Arbeit werden Funktionsverbgefüge auf kommunikative Leistungen untersucht. Diese Leistungen stehen mit weniger festen und lexikalisierten Funktionsverbgefügen in Verbindung (vgl. vgl. Helbig/Buscha 2011: 88ff.; Storrer 2006a; 2013). Die Analyse der Funktionsverbgefüge erfolgt nach dem korpusbasierten, quantitativ-qualitativen Ansatz nach Lemnitzer/Zinsmeister (2015), bei dem Wortverbindungen auf ihren Gebrauch im Kontext sowohl quantitativ als auch qualitativ untersucht werden. Für die quantitative Analyse der Treffer(kon)texte der Funktionsverbgefüge Frage stellen, Antwort geben und Entscheidung treffen sowie der polnischen Äquivalente aus den Wikipedia-Artikel-Korpora (WPD15; WPP15, IDS) habe ich auf der Basis der Forschungsliteratur zu Funktionsverbgefügen ein mehrdimensionales Kategoriensystem entwickelt. Ich gehe bei der Kategorienbildung zunächst vom Deutschen aus und übertrage die Annahmen in der Analyse der Daten auf das Polnische. Die Analyseebenen beziehen sich auf Erweiterungen (s. Kap. 3.1), Valenz (s. Kap. 3.2), Position (s. Kap. 3.3) und die Referenz (s. Kap. 3.4) der Funktionsverbgefüge, für die im Folgenden weitere Subklassifizierungen im Zusammenhang mit der Ebene des Textes vorgestellt werden.
3.1. Erweiterung der Nominalphrase
Morphosyntaktische Erweiterungen von Funktionsverbgefügen werden in der Forschungsliteratur zu Funktionsverbgefügen mit einem bestimmten Typ von Nomen-Verb-Verbindungen behandelt: Unterschieden werden Nomen-Verb-Verbindungen nach dem Grad ihrer Festigkeit und Lexikalisierung (vgl. Helbig/Buscha 2011: 85). Dies manifestiert sich auf morphosyntaktischer Ebene beispielsweise in der Attribuierungsfähigkeit des Funktionsnomens, d.h. es existieren Gefüge, die nicht attribuiert werden können, wie z.B. *in guten Gang bringen; andere Gefüge, wie z.B. einen guten Beitrag leisten, lassen verschiedene Erweiterungen des Funktionsnomens zu (vgl. Heidolph et al. 1984: 441f.; Helbig/Buscha 2011: 87ff.; s. Kap. 1.1; 4). Der Festigkeits- und Lexikalisierungsgrad des jeweiligen Konstruktionstyps bestimmt, ob und inwieweit die Funktionsnomen erweitert werden können (vgl. Helbig/Buscha 2001: 89; Heine 2005: 44; Kamber 2008: 28f.). Die Funktionsverbgefüge der vorliegenden Arbeit Frage stellen, Antwort geben und Entscheidung treffen gehören zu den weniger festen und lexikalisierten Gefügen und können mit unterschiedlich komplexen sprachlichen Einheiten verknüpft werden (vgl. Burger 2015: 57), wie z.B. mit Artikelwörtern, Adjektiven, Nomen und Sätzen (Schmidt 1968, Gautier 1998, Storrer 2013), auf die ich im Folgenden in Bezug auf weitere Subklassen und ihre Bedeutung für den Textzusammenhang eingehe.
3.1.1. Artikelwörter
Syntaktisch variable Gefüge, wie Frage stellen, Antwort geben und Entscheidung treffen können durch Artikelwörter erweitert werden (vgl. Helbig/Buscha 2001: 89; Heine 2005: 44; Kamber 2008: 28f.) und werden nach ihrer Artikelklasse subkategorisiert (vgl. z.B. Hinderdael 1985: 145/260ff.; Schmidt 1968: 50ff.), wie z.B. einen oder den Vortrag halten (Hinderdael 1985: 145), diesen Befehl geben, ihren Einfluss üben und keinen Befehl geben (Schmidt 1968: 50/52), vgl. die folgenden Beispiele aus dem Wikipedia-Korpus (Hervorhebung S.K.):
1 Die Fragen sind symmetrisch gestellt […].1
2 […] gab Peter Altenberg eine gefährliche Antwort […].2
3 Die Instanz trifft ihre Entscheidung auf Basis des Gewinnerwartungswertes.3
4 […] werden diese Fragen im Folgenden an die Mutter von zwei Kindern gestellt […].4
5 Sechs Prozent gaben keine Antwort.5
In den aufgeführten Beispielen werden die Funktionsnomen Frage, Antwort und Entscheidung durch bestimmte (1) und unbestimmte Artikel (2), Possessiv- (3) und Demonstrativartikel (4) sowie Negationsartikel (5) erweitert