Privatdetektiv Joe Barry - Wer war der vierte Mann?. Joe Barry. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joe Barry
Издательство: Bookwire
Серия: Kommissar Y
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711669198
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könnten, entkräften.

      Jetzt kam es nur noch darauf an, wie schnell der District Attorney arbeiten würde. Aber Trinity zweifelte nicht daran, daß man sie noch während der Musikwoche dem Staatsanwalt vorführen würde.

      *

      John Robelly war von Beruf Automechaniker. Und so war es gekommen, daß er gelegentlich Reparaturen an den Transportwagen des State Prison vornahm. Er führte diese Arbeiten nicht regelmäßig aus, sondern nur wenn er gebraucht wurde. Und am Morgen des 2. August wurde er gebraucht.

      Der kleine Kastenwagen, mit dem die Strafgefangenen Trinity, Robelly und Blum nach Oklahoma City zur Vernehmung gebracht werden sollten, hatte plötzlich einen platten Reifen. Beim Rückwärtsstoßen war der Fahrer auf eine Holzlatte mit langen, vorstehenden Nägeln gefahren. Niemand konnte sich erklären, wieso die Latte plötzlich dorthin gekommen war, aber niemand machte sich auch Gedanken darüber.

      Robelly wurde geholt, um den Reifen auszuwechseln. Er wurde bei seiner Tätigkeit bewacht, aber nicht besonders scharf, denn er hatte sich den Ruf eines Mustergefangenen erworben.

      Auch das gehörte zu Trinitys Plan.

      Als der Reifen gewechselt war, hatte Robelly an seiner Innenseite einen Gegenstand angebracht, den er schon vor Monaten gebastelt hatte. Es war ein krummgebogener Nagel, der zwischen Reifen und Felge eingeklemmt war. Während seine Spitze am Schlauch anlag und diesen etwas nach innen drückte, schnitt der Kopf auf gleicher Höhe mit dem Reifenprofil ab. Auf einer glatten Asphaltstraße konnte nichts geschehen. Aber auf einem geschotterten Weg war damit zu rechnen, daß ein Stein den Nagel vollends nach innen drückte.

      Robelly wurde in den Waschraum geführt und bestieg anschließend gemeinsam mit Trinity und Blum den Transportwagen. Zwei bewaffnete Polizisten setzten sich ihnen gegenüber vor die Tür.

      Die drei Verbrecher waren mit Handschellen gefesselt. Stumpfsinnig blickten sie vor sich hin. Sie machten in keiner Weise den Eindruck, als seien sie sonderlich erregt.

      Es war genau elf Uhr dreißig, als der grüne Transportwagen den Hof des State Prison von Oklahoma verließ.

      Langsam fuhr er die baumbestandene Asphaltstraße entlang, um nach einigen Kilometern in den schmalen Weg einzubiegen und damit den Hauptverkehr zu meiden. Unauffällig blickte Trinity durch das kleine vergitterte Fenster nach draußen. Der Wagen ließ eine dicke Staubfahne hinter sich. Am Horizont verschwand die Baumreihe der Straße. Jeden Augenblick konnte es geschehen. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

      Sie schafften noch fünf Meilen. Dann platzte der Reifen. Das Geräusch war nicht zu hören, aber ein plötzlicher Ruck ging durch den Wagen und die Insassen wurden beinahe von den Sitzen geschleudert. Nach ein paar Metern gelang es dem Polizeifahrer, den Wagen zum Stehen zu bringen.

      Wie zu erwarten war, wurde die Aufmerksamkeit der Polizisten durch die Reifenpanne abgelenkt. Sie blickten durch das Fenster nach draußen. Trinity und Robelly wechselten einen raschen Blick. In Robellys gefesselten Händen tauchte plötzlich ein schwerer Schraubenschlüssel auf.

      Das dumpfe Geräusch neben ihm ließ den einen Polizisten herumfahren. Er sah seinen getroffenen Kollegen lautlos zur Seite sinken und warf sich nach vorn. Der Schlag, der ihm gegolten hatte, traf ihn nur an der Schulter.

      Er wollte seine Waffe herausreißen, doch Trinity schlug ihm seine gefesselten Hände gegen den Arm. Einen Augenblick taumelte der Polizist. Der schwere Schraubenschlüssel traf ihn an der Schläfe. Lautlos sackte er zusammen.

      Robelly grinste zufrieden, während Trinity gelassen den bewußtlosen Polizisten die Dienstwaffen abnahm.

      Dann erschien der Fahrer des Wagens, der von dem kurzen Kampf nichts gemerkt hatte, im Blickwinkel des Fensters. Trinity zögerte keine Sekunde. Er hob den Revolver und drückte ab. Die Glasscheiben schepperten zu Boden, während der Beamte getroffen zusammenbrach.

      Inzwischen hatte Blum die Schlüssel aus der Tasche der bewußtlosen Beamten geholt und sperrte die Handschellen auf. Das Öffnen der Tür besorgte Robelly. Er schoß einfach das Türschloß durch.

      Alles geschah mit unheimlicher Präzision, so wie Trinity es im Laufe von zwölf Monaten geplant hatte. Sie brauchten sich nicht durch Worte zu verständigen. Jeder wußte genau, was er zu tun hatte.

      Fünf Minuten später fuhr der Transportwagen weiter. Robelly saß am Steuer. Die Gangster trugen die Uniformen der Polizisten, die abseits von der Straße mit Handschellen an einen Weidezaun gefesselt waren.

      Robelly schob sich aufatmend die Mü ze in den Nacken.

      „Hat besser geklappt, als ich gehofft hatte“, sagte er.

      „Noch sind wir nicht in Sicherheit“, erklärte Trinity und blickte auf die Uhr. „In einer halben Stunde müßte der Wagen Oklahoma City erreichen und in spätestens vierzig Minuten werden die Leute dort wissen, daß etwas nicht stimmt. Dann geht die Jagd los.“

      „Vierzig Minuten sind eine lange Zeit“, sagte Blum. Er zündete sich eine Zigarette aus der Packung an, die er in der Uniform gefunden hatte.

      „Da vorne ist die Straße“, erklärte Trinity plötzlich. „Halt an, John. Das letzte Stück gehen wir zu Fuß.“

      Sie fuhren den Wagen in eine Baumgruppe, so daß er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Dann marschierten sie zur Hauptstraße vor.

      Der Vekehr war nicht so lebhaft, wie Trinity es sich vorgestellt hatte, aber immer noch beachtlich. Die meisten Wagen fuhren in Richtung Douglas.

      „Hätte nie gedacht, daß klassische Musik mir noch einmal zur Freiheit verhelfen würde“, brummte Robelly.

      „Halts Maul“, fuhr ihn Trinity nervös an. „Setz dir lieber die Mütze anständig auf Hast du noch nie einen Polizisten gesehen? Im Augenblick bist du einer, kapiert?“

      „Okay, Sir“, sagte Robelly und salutierte.

      Sie überquerten die Straße und blieben an der Stelle stehen, wo der Weg, den sie gekommen waren, seinen Fortgang nahm.

      „Dick, du hast die besten Augen“, sagte Trinity. Suche uns einen passenden Wagen aus. Es müssen drei Männer drin sein.“

      „Sonst noch Wünsche?“ fragte Dick. „Was machen wir, wenn eine Polizeistreife kommt?“

      „Hast du noch nie Kollegen auf der Straße begrüßt?“ grinste Trinity. „Wir sind doch bewaffnet“, meinte Robelly. „Notfalls schießen wir!“

      „Das ist typisch für dich“, regte sich Trinity auf. „Du hättest es verdammt weit bringen können, wenn du nur einen Funken Verstand hättest. Mit Mord und Totschlag wirst du nie weit kommen. Du kannst dankbar sein, daß du jemand hast, der für dich mitdenkt.“

      Robelly brummte etwas vor sich hin, wagte aber keinen widerspruch. Er war der kräftigste von den dreien und hatte auch als einziger des Trios technische Fähigkeiten. Nur sein Verstand war etwas unterentwickelt. Er führte bedingungslos aus, was Trinity ihm sagte, weil er die Überlegenheit des anderen spürte.

      Blum hingegen war klein und wieselflink. Er hatte nicht den kühlen, berechnenden Verstand von Trinity und nicht die Kraft von Robelly. Deswegen hatte er sich den anderen angeschlossen.

      „Da vorne kommt einer“, rief er plötzlich und deutete aufgeregt nach links. „Es ist ein Cadillac. Drei oder vier Mann sitzen drin.“

      „Nicht schlecht“, brummte Trinity. „Halten wir ihn an!“

      Er trat auf die Straße vor und winkte. Als der schwarze Straßenkreuzer langsam näherkam, bemerkte er auf der Windschutzscheibe eine kleine rote Plakette. „Komitee der VI. Musikwoche von Douglas.“ stand darauf. Trinity grinste triumphierend. Besser hätte es gar nicht kommen können.

      Der Cadillac stoppte neben ihm, und der Beifahrer streckte den Kopf heraus. Es war ein kleiner Mann mit Glatze.

      „Was gibt’s?“ knurrte er ungeduldig. Offenbar flößten ihm die Uniformen keinen Respekt ein.