Und wir gingen, ohne Tritt
tausendfüßig ins Grüne hinaus
in ein Gartenlokal. Und immer ritt
die Polizei mit. Da fragte ich bang
Warum sehn die so finster aus
Mein Vater hielt es der Antwort nicht wert
Er trank sein Bier
und lächelte an den Helmspitzen entlang
in die mailiche Luft.
Bärte
Alle meine Lehrer
trugen Bärte. Bartlos war damals unmodern
Den größten trug der Direktor
seiner Stellung gemäß, einen Vollbart
bis zum Hosenträgerschlauf
Auch der Musiklehrer bewies Eigenart
sein Bart glich dem Besen der Straßenkehrer
so kehrte er unsere Stimmen zuhauf
Indes die anderen Herren
sich auf Henri quatre, Wilhelm zwo oder fußfrei
hielten. Der Geschichtslehrer jedoch — nebenbei
bucklig, aber wir hatten ihn gern
war nur mit einem dürftigen Schnupftupf geziert
Vielleicht ahnte er, wie die Mode marschiert
hob auch oft die Römer hervor
oder eine Dame war mehr für glattrasiert
Wer weiß, was alles privat passiert
Jedenfalls, eines Tages war seine Lippe leer.
Des Menschen Los
Doch in beschränkten Bezirken
waltet das Leben
nicht kleiner
Immer ist es so groß
immer so gut
wie deiner
Schau gegeben
Krümme dich
wirf dich hin
oder steh gereckt
du bleibst dir doch selber im Licht
Im Schatten versteckt
fröstelt das Scherbengericht
Traue dem einfachen Sinn
Traue der täglichen Fahrt
Traue dem heimlichsten Wirken
Niemand bleibt aufgespart
als nur fürs eigene Los.
Fama
Neige dich
tönernes Haupt der Fama
Unrecht tut dein Leumund
dem Menschen, auszustreun
er sei geboren zum Leiden
Aus welchem Grund
wohl sollten die Götter ihm neiden
die weltfern seligen, nicht nur gut
sondern auch glücklich zu sein
Üb unverstaubteren Befund
Holde, lehr ihn, schuld
sei selber nur er; lehr ihn Geduld
und Heiterkeit! Denn alles beruht
doch nur auf ihm. Kein Höheres sagt
ja
wenn er sich plagt
oder nein, wenn, Liebste, wir beiden
der Erde uns freun.
Himmelfahrt
Wer feiert ihn nicht gern
den Tag der Himmelfahrt
wo man manch schweinern Viertel sieht
das schmuck an einer Stange hängt
getragen von zwei Herrn
Gefolgt von andern dichtgedrängt
so pilgern sie in die Natur
und singen wacker Lied um Lied
und finden ein Lokal
Da teilt der scharfe Stahl
die rauchgeselchte Saftigkeit
Man ißt, man trinkt, der Mund wird breit
der Magen weit
Des Menschen Sinn lechzt unverwandt
ein Übermaß zu füllen
Doch wer wird je enthüllen
ob dennoch nicht, so dunstverhängt
der Himmel offenstand.
Hafen
Grandiose Einheit der Kunst
Welthafenscenerie, patent
gemalt mit Allerzonendunst
musizierend am Herzen der Hansestadt
das, Ex- und Import pumpend
gebaut ist wie ein Überseekontor
Und all das enstand auf Sümpfen und Moränen
Die Galerie der Landungsbrücken
reicht fast für ganz Bayern und Hindustan
Dahinter klamaukt die Reeperbahn
Nepp und Matrosenhimmel. Doch davor
Fähre um Fähre rücken
stumm und grau die Schichten der Arbeit
rund um die Uhr zu Höften und Kais
Werftfiligran glitzert von Fortschrittschweiß
Der Wahlspruch hier? Jedem Umschlag bereit
Regensaftig zwischen Luken und Kränen
hummelt das sterbende Platt.
Hafenlokal
Laß die Musikbox
noch einen zingeln
keinen verrenkten Kaukau
nein, auch keinen Twist noch Fox
sondern das Lied vom ertrunkenen Fisch
Wenn sich deine Haare ringeln
goldgelb frisch
vom Frisör, wärst du vielleicht die Frau
für den, der ich mal gewesen bin
Manches wird übermalt
wie der Rost, der die Planken
zernagt. Am besten sind alle Gedanken
rosa gestrichen
Dein Mund andrerseits — ich sag es nur so
ist wie von Plankenrost bestrahlt
Bist du mal für dich, ist er sicher grau
wie dein eigentliches Haar und längst entwichen
nach irgendwo
wo es Liebe gibt, für die niemand bezahlt.
Hanseatenstolz
Wir sind aus dem dauerhaften Holz
das