Captain Future 09: Jenseits der Sterne. Edmond Hamilton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edmond Hamilton
Издательство: Bookwire
Серия: Captain Future
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783965090132
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zu dem Mann hinauf, der dort oben auf dem Heck stand, seine Gestalt zeichnete sich gegen das rote Glühen der riesigen Sonne klar und deutlich ab.

      Dieser Mann war eins der großen Mysterien des Sonnensystems. Jeder kannte seinen Namen, aber nur wenige hatten ihn je zu Gesicht bekommen. Überall erzählte man sich die Geschichten seiner unglaublichen Heldentaten als Wissenschaftler und Raumfahrer. Er galt als kühnster Mann des gesamten Sol-Systems. Er und seine drei eigentümlichen Gefährten, die Futuremen, waren weithin bekannt.

      Aber wohl noch nie hatte er vor einer so großen Menschenmenge seine Identität offenbart. Kurz verdrängte Staunen die Verzweiflung der Menschen. Und Curt Newton nutzte diese Gelegenheit geistesgegenwärtig zu seinem Vorteil.

      »Ich bin auf Bitten der Regierung hier auf dem Merkur, ich soll nach einem Weg suchen, die verbrauchte Atmosphäre wieder aufzufrischen«, teilte er ihnen mit. »Irgendwie und irgendwo werde ich eine Lösung finden! Dann wird der Merkur wieder leben, und ihr alle könnt hierher zurückkehren.

      Doch bis dahin«, fuhr er rasch fort, »müsst ihr den Anweisungen der Regierung Folge leisten. Wer von euch für die Umsiedlung ausgewählt wurde, muss nach Ganymed gehen. Dort seid ihr mit euren Familien in Sicherheit, bis es an der Zeit ist, nach Hause zu kommen.«

      Seinen Worten folgte verunsichertes Schweigen. Die Blicke der Menge ruhten auf dem Mann, der ihnen gerade ein Versprechen gegeben hatte. Und irgendetwas in Captain Futures kraftvoller Haltung, etwas in seinen ruhigen grauen Augen, schien sie zu überzeugen.

      »Wir werden gehen, Captain Future.« Es war Than Thabar, der das Wort ergriff. »Wir alle haben von den Heldentaten gehört, die Sie auf anderen Planeten vollbracht haben, und wir wissen, dass Sie Ihr Versprechen halten und dem Merkur wieder zu neuem Leben verhelfen werden.«

      Er wandte sich zu seinen Gefährten um. »Auf, Freunde – wir gehen jetzt besser an Bord.«

      Binnen einer halben Stunde befanden sich alle Aussiedler auf den Schiffen. Ein Raumkreuzer nach dem anderen hob ab und verschwand in den dunklen Himmel, schoss mit Donnergetöse in die Leere davon, mit Kurs auf den Jupitermond.

      Curt Newton stand am Rand des Raumhafens und sah den Schiffen hinterher, in Gesellschaft eines seltsam aussehenden Geschöpfs, das keinem Volk der bekannten Planeten anzugehören schien.

      Es war ein geschmeidig wirkender Mann mit gummiartiger weißer Haut. Die grünen Augen in dem scharf geschnittenen, ausdrucksvollen Gesicht standen auffallend schräg. Sein Schädel war vollkommen kahl, und als er das Wort an Curt richtete, lag in seiner angespannten Stimme ein eigentümliches Zischen.

      »Chef, du musst verrückt gewesen sein, ihnen solche Versprechungen zu machen! Oh, ja, es hat sie besänftigt, dieses Versprechen, dass du die Merkur-Atmosphäre wieder aufleben lassen wirst, aber wie im Namen von zehntausend Sonnenkobolden willst du das tun?«

      »Ich wünschte, darauf hätte ich eine Antwort, Otho«, erwiderte Curt reumütig. Mit einem belustigten Funkeln in den grauen Augen fügte er hinzu: »Das wird ein hübsches kleines Problemchen.«

      »Ein hübsches kleines Problemchen«, knurrte Otho. »Zum Teufel mit diesem Problemchen. Jetzt müssen wir in Labor und Werkstatt schwitzen, statt einen Ausflug zum Pluto zu machen, wie ich es eigentlich vorhatte.«

      Otho gehörte zu den Futuremen. So seltsam die anderen auch waren, er war wohl der seltsamste von ihnen: ein künstlicher Mensch oder auch Androide. Othos Körper war vor langer Zeit in einem Labor hergestellt worden. Er war ein mentales Genie, und an körperlicher Gewandtheit, Beweglichkeit und Geschwindigkeit übertraf er jeden anderen im gesamten Sonnensystem um ein Vielfaches. Mit einem gewöhnlichen Menschen hatte er wenig gemein.

      Ja, er unterschied sich von allen anderen, und tief im Innern seines Verstandes konnte er diese Andersartigkeit niemals vergessen. Sein heiteres, spöttisches Auftreten und die verwegene Nach-mir-die-Sintflut-Attitüde, die er zur Schau trug, waren wie ein Schutzschild gegen sein eigenes beständiges Grübeln.

      »Wie willst du das anstellen?«, hakte er nach. »Wir waren uns doch einig, dass diese Atmosphärewandler uns nicht weiterhelfen – sie sind ohne ausreichend Oxide schlicht nicht imstande, genügend Sauerstoff oder Wasser zu erzeugen.«

      »Ja, das stimmt wohl«, gab Curt Newton zu und ließ den Blick nachdenklich über den dunklen Raumhafen schweifen. »Im gesamten System gibt es nicht genug Oxide, um den Merkur langfristig mit ausreichend Luft und Wasser zu versorgen.«

      »Und woher willst du Luft und Wasser für diesen Planeten dann nehmen?«, erkundigte sich Otho verärgert. »Du kannst schließlich keine Materie aus dem Nichts erschaffen.«

      Plötzlich leuchteten Curts graue Augen auf. »Nein, Materie aus dem Nichts zu erschaffen ist unmöglich«, murmelte er langsam. »Oder … kann man es vielleicht doch?«

      Er machte auf dem Absatz kehrt und zog den verdatterten Androiden mit sich, quer über den Landeplatz und auf ein kleines Raumschiff zu, das ganz am anderen Ende stand. »Otho, du hast mich auf eine Idee gebracht. Wir fliegen nach Hause und beraten uns mit Simon und Grag. Ich glaube, ich habe da ganz eventuell die Ahnung einer möglichen Lösung.«

      »Und wie sieht diese Lösung aus?«, wollte der verwirrte Otho wissen.

      Curt zeigte in den dunklen Himmel hinauf. »Dort oben finden wir sie, Otho – irgendwo jenseits von allem, was wir kennen, wenn ich mich nicht irre. Irgendwo dort draußen, wohin bisher nicht einmal wir uns vorgewagt haben. Na los, komm schon – wir müssen so schnell wie möglich nach Hause.«

      2. Kapitel: Ein kosmisches Geheimnis

      In ihrem einzigartigen Zuhause unter der Mondoberfläche hielten die vier bedeutendsten Wissenschaftsabenteurer ihrer Zeit eine Konferenz ab. Curt Newton hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt, und durch das Glassit-Oberlicht fiel gedämpftes Sonnenlicht auf das von vielen Raumreisen gebräunte Gesicht. Seine Stimme war ruhig, fast beiläufig.

      »Jetzt wisst ihr also Bescheid«, beendete er seine Rede leise. »Die Atmosphäre des Merkurs muss erneuert werden, denn sonst hören diese Zwangsumsiedlungen niemals auf, bis zum bitteren Ende. Ich habe mein Wort gegeben, dass wir eine Lösung für dieses Problem finden werden.«

      »Aber du hast uns immer noch nicht gesagt, wie du das eigentlich anstellen willst«, stellte Otho fest.

      Der Androide, rastlos wie immer, war während Curts Rede unaufhörlich auf und ab gelaufen. Das Zimmer, in dem sie tagten, war groß; der größte Raum in dieser unterirdischen, in den Fels geschlagenen Anlage unterhalb des Kraters Tycho. Wohin man auch sah, erblickte man Teleskope, Generatoren, Transformatoren und sonstige technische Ausrüstung von verwirrend komplexer Bauart. Es handelte sich um das Hauptlabor der Futuremen.

      Die beiden anderen Mitglieder von Captain Futures berühmtem Gefährtentrio hatten ihm aufmerksam gelauscht. Sie waren ein noch eigenartigerer Anblick als Otho. Einer von ihnen war Grag, ein Roboter, und der andere war Simon Wright, das lebende Gehirn.

      Grags gewaltige Gestalt zog stets alle Blicke auf sich. Er war ein metallener Riese, über zwei Meter groß, und seine gewaltigen Arme und Beine verfügten über ungeheure Kräfte. Der gewölbte Kopf mit den glühenden fotoelektrischen Augen und dem lippenlosen Stimmresonator barg ein schwammartiges Metallgehirn, das sich in Verstand und Geist durchaus mit dem eines Menschen messen konnte.

      Der dritte Futureman war eine ganz andere Erscheinung. Streng genommen besaß er gar keinen eigenen Körper. Früher einmal war er Dr. Simon Wright gewesen, einer der besten Wissenschaftler der Erde. Als er alt und krank und sein Tod unausweichlich wurde, war sein Hirn operativ aus seinem sterbenden Körper entfernt und in den rechteckigen Kasten aus durchsichtigem Metall implantiert worden, den er jetzt bewohnte. Innerhalb dieses Kastens zirkulierten verschiedene Flüssigkeiten, die ihn am Leben hielten, und auf der Vorderseite befanden sich Stielaugen, Mikrofon-Ohren und ein Stimmresonator