Noch einmal finden wir Bomba im fünften Band — Bomba in der versunkenen Stadt — auf der Fährte des geheimnisumwitterten Japazy. Wir begleiten ihn bei der Suche nach der Stadt mit den goldenen Türmen, deren sagenhafte Reichtümer auch Japazy angelockt haben. Bomba erreicht die Stadt, überwältigt seinen Widersacher und wird später selbst von ihm gefangen genommen. Glück und Mut befreien den Dschungelboy und seinen Gefährten aus einer ausweglos erscheinenden Lage. Auf der Flucht findet der entscheidende Kampf statt. Juwelen und Diamanten von unschätzbarem Wert geraten in Bombas Besitz. Aber wichtiger ist für ihn ein kleines ledernes Tagebuch, in das Japazy seine Eintragungen gemacht hat.
Im sechsten Band — Bomba auf düsterer Fährte — haben wir dem Dschungelboy auf dem Rückweg zu Cody Casson, zum Dorf der freundlichen Araos und Häuptling Hondura begleitet. Wir erlebten Bomba in einer Höhle, die sich düster, endlos und mit Abgründen und Schluchten unterirdisch hinzieht. Ein Schlangensumpf versperrte den Weg in die Freiheit. Wieder auf der Erdoberfläche, haben Bomba und Gibo aufregende Erlebnisse mit der Besatzung eines Flugzeuges. Die Gefährten müssen eine Wanderung unter dem Giftatem der Colopichi-Bäume durchmachen und geraten schließlich in die Hände von Kannibalen. Nach vielen Mühsalen erreichen Bomba und sein Gefährte endlich das heimische Dorf.
Der siebente Band — Bomba im Sumpf des Todes — bringt die Begegnung mit Forschern, denen Bomba nach einer Überschwemmungskatastrophe begegnet und Hilfe leistet. Dr. Yarrow, der Leiter der Expedition, untersucht Cody Casson nach der Rückkehr ins Dorf der Araos. Er stellt bei dem alten Forscher eine Gehirnerkrankung fest, die nur mit Hilfe eines Giftes geheilt werden kann. Dieses Gift jedoch ist in der ‚Blume des Todes‘ enthalten, und diese Blume wächst in einem Sumpfgebiet des Dschungels, das von gefährlichen Eingeborenen als heilig verehrt wird. Die Forscher und Bomba wagen es dennoch mit einer Gruppe tapferer Araos in das Gebiet einzudringen, aus dem sie nach Kämpfen und Verfolgungen mit einem Vorrat der kostbaren Pflanzen in das Dorf der Araos zurückkehren. Die Heilung des alten Cody Casson macht bald gute Fortschritte. Der vorliegende Band wird es offenbaren, ob Bombas sehnsüchtiger Wunsch in Erfüllung geht.
1 Schwirrende Pfeile
Ein peitschender Laut zerriss die Stille der Dschungeldämmerung. Ein kapitaler Tapir, der ruhig am Rande einer Lichtung geäst hatte, zuckte zusammen und sank langsam zu Boden. Auf seinem Fell erschien in der Herzgegend ein roter Fleck, der allmählich größer wurde. Einmal noch hob sich der Rüssel — einmal noch machten die Beine vergebliche Laufbewegungen, dann streckte sich der tote Leib.
Kaum war der rollende Klang des Schusses verhallt, als es im wuchernden Unterholz raschelte und knackte und ein schlanker, geschmeidiger Junge auf die Lichtung trat und an die Seite des toten Tapirs eilte. Er trug ein modernes Gewehr in der Hand, die Waffe, aus der er den tödlichen Schuss abgesandt hatte. Nur flüchtig beugte er sich über das erlegte Tier und richtete sich dann — nach allen Seiten sichernd — wieder auf.
Im Dschungel war es immer gefährlich, Lärm zu machen. Bomba kannte dieses wichtige Gesetz des Urwaldlebens und er war immer bestrebt, sich danach zu richten. Vorsichtig hielt er Umschau, ob sein Schuss etwa irgendwelche Feinde in die Nähe gelockt hätte. Selbst in dieser angespannten, lauernden Haltung jedoch bot die Gestalt des Jungen den Eindruck von Anmut, Kraft und Behendigkeit. Sein klarer, brauner Blick streifte über das Gewirr von großblütigen Schlingpflanzen und lianenumschnürten Urwaldbäumen.
Noch konnte er nichts Verdächtiges erblicken. Behutsam ließ er sich deshalb neben dem Tapir in die Knie sinken. Er zog seine Machete aus dem Gürtel und begann den Kadaver abzuhäuten. Ein Lächeln glitt dabei über sein Gesicht. Er wusste, wie sehr sich die Eingeborenen im Dorfe des Häuptlings Hondura über das Fleisch freuen würden. Insbesondere dachte er an seinen alten Freund und Beschützer, Cody Casson, für den die alte Pflegerin des kranken Forschers, Pipina, nun eine nahrhafte Fleischbrühe kochen konnte.
Bei den Hantierungen des Jungen erkannte man sofort, wie gewohnt ihm diese nicht ganz leichte Arbeit des Abhäutens war. Einige geschickte Schnitte an den Läufen und auf jeder Seite des Körpers — und schon zog er das Fell behutsam vom Leibe des toten Wildes.
Als sich Bomba gerade tief über seine Jagdbeute neigte, um die besten Stücke des Fleisches herauszutrennen, vernahm er plötzlich das seinen Ohren vertraute aber umso gefährlichere Schwirren von Pfeilen.
Blitzschnell ließ sich Bomba zur Seite fallen und rollte sich seitlich ins Dickicht. Schlangengleich wand er sich tiefer hinein in das Gewirr von üppigen Farnen und Büschen.
Monatelang war es in der Nähe des Araodorfes ruhig gewesen. Auch bei diesem Jagdausflug hatte Bomba keine verdächtigen Zeichen entdeckt. Zwar wusste er, dass feindliche Kannibalenstämme immer wieder in diesen Teil des Dschungels vordrangen, um die friedlichen Araos anzugreifen und ihre Squaws und Kinder zu entführen, aber dieser plötzliche Angriff verwirrte ihn doch stark.
Schattenhaft und geräuschlos huschte die kraftvolle Gestalt des Jungen durch das Unterholz. Erst als Bomba weit von der Lichtung entfernt war, blieb er stehen und klomm dann affengleich an einem herabhängenden Lianenstrang zu den Zweigen hinauf. Eine Weile lang setzte er seinen Weg durch die Luft fort, indem er sich geschickt von Ast zu Ast schwang, oder sich von einem pendelnden Lianenseil weitertragen ließ. Auf diese Weise hinterließ er keine Spuren am Boden und vor allen Dingen erschwerte er seinen Feinden die Verfolgung.
Als er davon überzeugt war, zwischen sich und seinen Gegnern genügend Abstand geschaffen zu haben, glitt er wieder zu Boden und legte sich seinen Abwehrplan zurecht.
Auf keinen Fall wollte er in kopfloser Flucht panikartig davonlaufen. Er musste ermitteln, wie groß die Zahl der Feinde war und ob er vielleicht allein gegen sie zum Angriff vorgehen konnte.
Für ihn selbst wäre es leicht gewesen, sich außer Gefahr zu begeben, aber sein Verantwortungsbewusstsein ließ diese feige Flucht nicht zu. Der mit ihm befreundete Stamm der Araos und sein alter Beschützer Cody Casson waren ebenso bedroht wie er selbst. Es galt in jedem Falle, die Freunde zu warnen und zuvor zu erkunden, ob wirklich eine ernste Gefahr drohte, oder ob es sich nur um einen kleinen, plündernden Trupp von Feinden handelte.
In einem weiten Halbkreis näherte sich Bomba von neuem der Lichtung. Sein untrüglicher Ortssinn führte ihn, ohne dass er einmal in seinem panthergleichen Anschleichen innehalten musste. Etwa eine Meile mochte er zurückgelegt haben, als er mit einem Ruch stehenblieb.
Noch hatte er nichts gesehen oder gehört, was seinen Verdacht erregen konnte. Doch sein Geruchssinn war so geschärft, dass er wie ein Tier die Witterung von Menschen aufnahm. Er sog prüfend die Luft durch die Nase und wandte den Hals nach allen Seiten, bis er die Richtung erkannt hatte, aus der die Witterung zu ihm drang. Dann schlich er vorsichtig, aber ohne sein Tempo zu vermindern, weiter, bis er nach kurzer Zeit vor sich zwei braune Gestalten entdeckte, die in einer Entfernung von etwa fünfzig Yards am Fuße eines Baumes hockten.
Im gleichen Augenblick ließ sich Bomba auf die Knie sinken und kroch vorsichtig näher heran. Als er bis auf Hörweite herangeschlichen war, legte er sich flach auf den Bauch und spähte durch eine kleine Lücke im Unterholz.
Er hatte zwei große, muskulöse Männer vor sich, mit breiten, groben Gesichtern und niederen Stirnen. Sie trugen einen Kopfschmuck aus Federn, und auf der Brust Zeichen in roter Farbe.
Als Bomba diese rohgemalten Symbole erkannte, zuckte ein Schreck durch sein Inneres. Er hatte das Stammeszeichen der gefürchteten Kopfjäger gesehen, jenes wilden, raub- und blutlüsternen Stammes, der jenseits des Großen Wasserfalles hauste.
Bomba hielt sich nicht lange mit der Betrachtung der dunklen Gesichter auf. Sein Blick glitt zu den Gürteln der Wilden, an denen die entsetzlichsten Jagdtrophäen hingen, die Bomba je gesehen hatte: kleine, verschrumpelte, sorgsam ausgedörrte Menschenköpfe!
Es waren scheußliche Trophäen, aber die Kopfjäger waren sehr stolz darauf. Je mehr solche Menschenköpfe das Dach eines Wigwams zierten, um so angesehener war der betreffende Krieger.
Beinahe