Perry Rhodan 3091: Erdmantel. Susan Schwartz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susan Schwartz
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845360911
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zu dritt«, antwortete er.

      »Und wer hätte ...«

      »Die einzige Person, die über Erfahrung mit Sonden der Candad-Suil verfügt.« Er lehnte sich im Stuhl zurück. Die Lehne knarrte. »Und die sich beim ersten Einsatz gut bewährt hat und der ich deshalb befohlen habe, sich auszuruhen.«

      Das machte Anzu fassungslos. »Du wolltest mich sowieso mitnehmen?«

      Er grinste.

      Schon wieder.

      *

      Platzmangel wurde im Gäonautikum großgeschrieben; die beiden Konstrukteure Ribu Ziskowski und Stouk da Thortun hatten versucht, alles auf engstem Raum unterzubringen, um das Gefährt so klein wie möglich zu halten. Umso weniger Gestein und Masse musste auf dem Weg ins Erdinnere desintegriert und wieder verfestigt werden, um der PERSEPHONE das Vorwärts- oder Tieferkommen zu ermöglichen.

      Eine Krankenstation gab es nicht, weshalb der Ara Shiviob kurzerhand den knappen Platz bei den Notfalltransmittern zum Lager für seinen unerwarteten Patienten hergerichtet hatte.

      Dort kannte sich Anzu bestens aus – es war ihre ureigene Wirkungsstätte an Bord. Schließlich sollte sie als Transmitterspezialistin dafür sorgen, dass die Geräte stets funktionierten und im Notfall die Evakuierung der Besatzung an die Erdoberfläche ermöglichten. Die Technologie war auch perfekt in Schuss ... was nichts nützte, solange von der Sonde der Candad-Suil die Störimpulse ausgingen, die eine Verbindung mit den Gegenstationen verhinderten, den Empfangstransmittern.

      Sie eilte die eng gewundene Treppe in den Transmitterraum nach unten, dicht gefolgt von Perry Rhodan. Shiviob hatte sie angefunkt und zu sich gebeten.

      Nun beugte sich der Ara über seinen Patienten. Seitlich, in einer Ecke des Raumes, neben dem Transmitter, saß Donn Yaradua in einem Stuhl. Seine Augen waren geschlossen, die Arme lagen auf den Lehnen. Er sah aus, als schliefe er.

      Shiviobs spitzförmige Glatze glänzte im grellen Licht. Er sah auf. »Er kommt bald zu sich.«

      »Wie bald ist bald?«, fragte Rhodan.

      »Das kann ich nicht genau sagen.«

      »Schätze nach deinem besten Gewissen!«

      Der Ara zögerte. »Höchstens noch dreißig Minuten. Donn Yaraduas Mutantenkräfte unterstützen den Vitalisierungsprozess auf ganz erstaunliche Weise. Die Gehirnwellenanalyse ist faszinierend.«

      »So lange dürfen wir nicht warten«, sagte Rhodan.

      »Jetzt oder nie«, ergänzte Anzu, die nur hoffen konnte, dass Rhodan sich ebenso wenig für Details der Gehirnwellenanalyse interessierte wie sie.

      »Deine Cowboymentalität in allen Ehren«, konterte der Mediker, »aber hier haben wir es mit Medizin zu tun und nicht mit ...«

      »Schon gut, ich verstehe«, fiel sie ihm ins Wort.

      »Kannst du ihn aufwecken?«, fragte Rhodan. »Sofort?«

      Shiviob zögerte. »Es ist möglich, jedoch aus medizinischen Gründen nicht empfehlenswert.«

      »Kannst du es verantworten? Wird er schwere Schäden davontragen? Als wir ihn von den Xenobots befreit und ihn dadurch aufgeweckt haben, sagte er, er würde bald sterben. Was ...«

      »Ich weiß es nicht!«, fiel der Mediker ihm ins Wort. »Ich habe mir darüber lange den Kopf zerbrochen. Seine Physiologie ist mir fremd.« Er ging zwei Schritte zurück, lehnte sich gegen die Wand. Seine Mundwinkel hingen hinab. »Er ist ein Thesan! Ist dir klar, was das bedeutet? Ich weiß viel zu wenig über seine Körperfunktionen! Mir fehlen Vergleichswerte. Ich beobachte und ziehe meine Schlussfolgerungen, ich vermag sehr vorsichtig einzuwirken und zu behandeln, aber ich bin kein Hellseher! Hahaha!« Das Lachen sprach er aus, und kein Funken Humor schwang darin mit. »Vielleicht ganz im Unterschied zu ihm! Können Thesanit nicht in die Zukunft sehen?«

      »Manche von ihnen, die Lashas, erhaschen etwas, unter besonderen Umständen«, sagte Rhodan. Der Begleiter dieses Mannes, Jathao Vanoth, war ein solcher Lasha gewesen. »Doch darum geht es nicht. Kannst du ihn aufwecken oder nicht?«

      »Habe ich das nicht bereits gesagt?«, konterte der Mediker. »Ich könnte – aber ich ...«

      »Ich werde es tun!« Donn Yaradua öffnete überraschend die Augen und stand auf. »Ich bin mir sicher, dass der Thesan es gut überstehen wird. Ich habe mit meiner Gabe auf seinen Stoffwechsel zugegriffen und seine Heilung unterstützt. Ich gebe ihm einen belebenden Impuls, der ihn aufweckt.«

      »Tu es!«, forderte Rhodan.

      Donn trat an den reglosen Patienten heran, legte ihm eine Hand auf den Brustkorb. Der Thesan trug einen Ganzkörperanzug aus rotem Stoff, der eng anlag und Arme und Beine umschloss, ja sogar die Füße völlig bedeckte, so eng, dass jeder Zeh einzeln sichtbar war.

      »Ich versuche es«, murmelte Donn.

      Ein Ruck ging durch den Körper des Fremden. Der Thesan sog Luft ein und setzte sich auf, als hätte er einen Stromschlag erhalten.

      *

      Zaradon Genuthu ähnelte einem extrem blassen Terraner, war allerdings sehr hager. Das dunkle, fast schwarze Haar ließ das Gesicht mit den hellen, wasserblauen Augen noch bleicher aussehen.

      »Wo bin ich?«, fragte er, während sein Oberkörper schwankte und nach hinten fiel.

      Shiviob fing ihn auf und legte ihn sanft auf der Pritsche ab. »In Sicherheit. Ich habe dich behandelt.«

      Die Translatoren konnten die Sprache der Thesanit dank Rhodans Kontakt mit Zemina Paath problemlos übersetzen. »Dein körperlicher Zustand ist einigermaßen stabil.«

      »Wir haben dich in unser Fahrzeug gebracht«, sagte Perry Rhodan. »Erinnerst du dich?«

      »Ja.« Genuthus Blick wanderte zu dem Mediker, dann zu Anzu. »Es war noch jemand dabei. Ein Mutant. Er hat uns aus der Sonde teleportiert. Wo ist er? Wir müssen zurückkehren!«

      »Ganz in der Nähe. Er wartet darauf, uns zurückzubringen, um die Anti-Hyperstrahlenquelle zu zerstören. Aber ohne dich. Du bist zu sehr geschwächt. Erst danach sind wir in der Lage, uns wieder frei zu bewegen und auch dich endgültig in Sicherheit zu bringen.«

      »Für mich gibt es keine Sicherheit mehr«, widersprach der Thesan. »Ihr habt mich befreit und damit meinen Tod eingeleitet.«

      Die Nüchternheit, mit der er diese für ihn niederschmetternden Worte vorbrachte, erstaunte und erschreckte Anzu gleichermaßen. Aber wieso war er so überzeugt, dass er sterben musste?

      »Soweit ich deinen Körper medizinisch untersuchen kann, wirst du gesunden«, sagte Shiviob. »Gerüchte über deinen bevorstehenden Tod halte ich für stark übertrieben.«

      Genuthu hob eine Hand – eine schwache Abwehrbewegung. »Später. Ihr wollt also in die Sonde zurückkehren und habt mich deshalb aus der Ohnmacht geholt?«

      Perry Rhodan bestätigte.

      »Das ist gut. Sehr gut. Wenn ihr es nicht tut, werden die Maschinen der Candad-Suil uns entweder bis in alle Ewigkeit hier festhalten oder zu härteren Mitteln greifen.«

      »Warum haben sie nicht schon längst zugeschlagen?«, fragte Anzu.

      »Vielleicht, weil ihr euch still verhaltet«, sagte Zaradon Genuthu. »Aber erstens kann sich das jederzeit ändern, und zweitens kann ich nicht denken wie sie. Kein Lebewesen kann das! Sie ... sie sind un-berechenbar!«

      »Es sind Maschinen«, sagte Anzu.

      »Sie gehören zu den Candad-Suil!« Im Verhalten des Thesan gab es keine Spur der ruhigen Gelassenheit mehr, die er angesichts seines eigenen bevorstehenden Todes an den Tag gelegt hatte. Die Vorstellung dieser fremdartigen Entitäten erschütterte ihn offenbar bis ins Mark. Er sah auf unbestimmte Weise alt und erschöpft aus.

      Anzu jagte bei dieser Beobachtung ein Schauer über den Rücken.