Während dieser Phase war Trixies schlimmste Zeit die zwischen zwei und drei Uhr früh. Sobald ihr die Übelkeit mehr und mehr zusetzte, weckte sie uns, indem sie in der Dunkelheit zu unserem Bett tapste und laut keuchte, denn Trixie bellte kaum und winselte nie. Mit dem Pioniergeist, der unsere Vorfahren dazu trieb, mit einem Remington-Gewehr neben dem Bett und einem langen Jagdmesser zwischen den zusammengebissenen Zähnen zu nächtigen, bewahrte ich nahe beim Bett mittlerweile ein Paar Jeans, Schuhe, eine Rolle mit Papierhandtüchern, eine Sprühflasche des Flecken- und Geruchentferners Nature’s Miracle und einen Plastikbeutel auf. Von dem Moment an, in dem mich Trixies heftiges Keuchen weckte, bis zu dem Augenblick, in dem ich in Jeans und Schuhen steckte, Nature’s Miracle in der Hand, bereit, Trixie bis zum nächsten Steinfußboden zu folgen, brauchte ich irgendwann nur noch 2,23 Sekunden.
Mit genügend Weitblick hätten wir wie die Feuerwehrleute eine Rutschstange von unserem Schlafzimmer bis zu den unteren Stockwerken installieren lassen. Dann hätte ich Trixie im Gang mit dem Steinbelag erwarten können, während sie die Treppe hinuntereilte.
In der Nacht, die Trixies Toiletten-Tao auf die härteste Probe stellte, zeigte die Uhr 3:30, als sie uns weckte. Um 3:30:02:21 steckte ich in Jeans und Schuhen, hatte meine Ausrüstung dabei und war einsatzbereit – es war mein persönlicher Rekord.
Diesmal raste sie den ganzen Weg vom dritten Stock ins Erdgeschoss hinunter, und zwar zu dem Gang, der zur Garage führte, wo sie eine bearbeitete Version ihres abendlichen Trockenfutters ablieferte. Ich wischte alles auf, verstaute es in einem mit Reißverschluss verschließbaren, Geruch absorbierenden Beutel und brachte diesen zum Abfalleimer in der Garage. Trixie ließ ich auf der Seite liegend zurück. Offenbar war sie sehr erschöpft.
Da dem ersten Erbrechen manchmal ein zweites, nicht so heftiges folgte, holte ich eine vom Umzug übrig gebliebene Steppdecke aus einem Schrank in der Garage und breitete sie als Bett auf dem Gangfußboden aus, damit wir es beim Abwarten bequemer hatten. Während Trixie und ich dort mit einander zugewandten Gesichtern lagen, streichelte ich ihre Flanke und sprach leise mit ihr, um sie zu beruhigen.
Während dieser Wartezeit war der sehnsüchtige Ausdruck in ihren Augen, der offensichtliche Wunsch, sich mir mitzuteilen, stärker ausgeprägt, als ich es je zuvor bei ihr erlebt hatte. Plötzlich sprang sie auf, wandte sich von mir ab und rannte zurück in die Garage, deren Tür ich offen gelassen hatte.
Wegen ihrer Erkrankung hatte sie sich seit einiger Zeit lethargisch verhalten, deshalb verblüffte mich ihr energiegeladener Abgang zunächst – und dann alarmierte er mich. Ich folgte ihr in die Garage, wo ich sah, dass sie zu dem Gestell geeilt war, wo ihre Halsbänder und Leinen hingen. Sie blickte von den Leinen zu mir und wieder zurück. Da merkte ich, dass die Nahrungsmittelallergie, die sich vorher nur durch Erbrechen geäußert hatte, sich jetzt auf das andere Ende der Verdauung auswirkte: Trixie musste ihren Darm entleeren, und zwar sofort.
Hastig legte ich ihr ein Halsband um, schob meine Hand durch die Schlaufe der Leine, und Trixie schoss los. Während ich keuchend versuchte, mit ihr Schritt zu halten, rannte sie von der langgestreckten Garage bis zum Haupteingang neben der großen Rolltür.
Unmittelbar hinter dieser Rolltür lag die Auffahrt und links davon ein großer Garten, den eine Doppelreihe Peruanischer Pfefferbäume zierte. Dort spielten wir mit Trixie oft Fangen, mit einem Tennisball. Obwohl es fast vier Uhr früh war, obwohl niemand merken würde, dass Trixie ihr Toiletten-Tao missachtete, wollte sie nicht die sieben Meter bis zu dem Rasen mit den Pfefferbäumen trotten und sich dort entleeren. Schließlich war das ja unser Garten, also heiliges Gebiet. Stattdessen raste sie die Auffahrt hinauf und in die Nacht, wobei sie mich mitzog. Auf halber Strecke zwischen der Garage und dem Tor der Auffahrt wandte sie sich nach rechts und brachte noch einmal dieselbe Strecke hinter sich, die zum Hof mit unserem Fuhrpark führte. Ihre Zehennägel klickten auf dem quarzhaltigen Gestein und meine Füße machten laute, klatschende Geräusche, als ich wie ein Wilder hinter ihr her stolperte und dabei hoffte, von Trixie nicht aus dem Gleichgewicht geworfen zu werden. Sie rannte quer über den Hof, mehrere Stufen zum Vordereingang hinunter, durch das Eingangstor und dann eine fünfzig Meter lange Rampe für Rollstuhlfahrer hinauf, welche parallel zur Treppe verlief, die zu unserer vorderen Haustür führte. Diese umständliche Route war mindestens so lang wie anderthalb Footballfelder. Am Ende dieses atemberaubenden Laufs verließ Trixie unser Grundstück, hockte sich auf den vorderen Rasen unseres Nachbarn und entlud sich sofort mit einem schlimmen Durchfall.
Während ich in der kühlen Nacht unter einem rundlichen Mund stehen blieb, sagte ich zu ihr: »Du bist der beste Hund der Welt, aber ich mag unsere Nachbarn. Und deshalb muss ich diese Kacke trotz allem beseitigen.«
Für Trixies restliche Lebensjahre strichen wir, wie gesagt, Weizen und Rindfleisch von ihrem Speiseplan. Nie wieder hatte sie eine Magen-Darm-Störung. Mich jedoch motivierte dieses Erlebnis, fit zu bleiben – für den Fall, dass ich noch einmal einen Fünfhundert-Meter-Lauf wegen eines Durchfalls von Trixie würde mitmachen müssen.
An dem Tag, als wir Trixie zu uns genommen hatten, war Mike Martin besorgt gewesen, dass wir wegen unseres zwanghaften Drangs nach Sauberkeit und Ordnung einen Hund als störend empfinden würden. Doch Trixie war so penibel und hatte einen so natürlichen Sinn für Anstand, dass wir uns ihren hohen Maßstäben anpassen mussten.
In dem neuen Haus teilten sich Linda und Elaine ein großes Büro, das Trixie viel Platz zum Herumschlendern bot. Sie verbrachte dort jeden Werktag ein paar Stunden, da Linda mit ihr um 11 Uhr 30 und 15 Uhr 30 Gassi ging.
Zusätzlich zu dem Toiletten-Kodex, der Trixie verbot, ihr großes Geschäft auf unserem Grundstück zu verrichten, war sie auch diskret in anderen biologischen Dingen. Sie wollte nicht, dass wir ihr zusahen, wenn sie ihr kleines oder großes Geschäft hinter sich brachte. Also blickten wir dann jedes Mal in die Ferne oder in den Himmel, so als sinnierten wir über gewichtige philosophische Fragen.
Sie gestattete es uns, ihre Hinterlassenschaften einzutüten, doch während wir das taten, wandte sie uns oft den Rücken zu oder schaute in die Ferne, so als sinnierte sie nun ihrerseits über gewichtige philosophische Fragen. Wenn ich sie manchmal dabei ertappte, dass sie mir bei der Beseitigung ihrer Exkremente zusah, wirkte sie stets fassungslos, als wären ihr meine Motive für dieses Tun unbegreiflich.
Eines Tages döste Trixie auf ihrem Hundebett, während Linda und Elaine an ihren Schreibtischen saßen und beschäftigt waren. Plötzlich hing ein überreifes Aroma im Zimmer. Weder Linda noch Elaine erwähnten den Geruch, während er sich im Raum ausbreitete. Aber als eine neue Duftwolke aufstieg, erklärte Elaine: »Liebe Linda, bitte denk daran, dass ich ein zartes Pflänzchen mit verfeinerten Sinneswahrnehmungen bin. Ich verwelke hier gerade. Was immer du gestern Abend auch gegessen haben magst, verspeise es nie wieder, wenn der kommende Tag ein Arbeitstag ist.«
»Netter Ablenkungsversuch«, konterte Linda. »Aber wir wissen, wer von uns beiden von Abführungsmitteln geradezu lebt!« Als Elaine ihre Unschuld beteuerte, meinte Linda: »Na gut, aber ich bin’s wirklich nicht gewesen und bestimmt auch nicht Trixie.«
Zu jener Zeit war Trixie schon seit sieben Jahren bei uns, und wenn sie je in unserem Beisein gefurzt hatte, war dieser Furz geruchlos gewesen.
Als Linda und Elaine erkannten, dass jede von ihnen die Wahrheit gesagt hatte, wechselten sie einen ungläubigen Blick miteinander und waren einen Moment lang sprachlos. Und dann wandten beide ihre Aufmerksamkeit der Hündin zu und sagten wie aus einem Mund: »Trixie?!«
Der Schock hätte nicht größer sein können, hätten sie die Königin von England dabei beobachtet, wie sie Tabaksaft auf einen antiken Teppich spuckte.
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