DIE MINE. Tim Curran. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tim Curran
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354159
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nämlich nichts. Also lass uns keine haltlosen Vermutungen anstellen.«

      Woody grunzte. »Wahrscheinlich nur ein Streich. Ihr werdet es schon sehen.«

      Sie waren beide nervös, geradezu aus dem Häuschen, aber Dew konnte es ihnen nicht verübeln. Wer konnte schon solch einen Notruf entgegennehmen und dabei kein komisches Gefühl bekommen?

      Dennoch war er gezwungen, auf der Fahrt nach oben gelassen zu bleiben. Es war schon schlimm und seltsam genug, ohne dass er seinen Männern die Risse in seiner Rüstung offenbaren musste. Also hörte er dem gelegentlichen Geschwätz über den Funk zu und dachte daran, dass er fast dabei gewesen war, ins Bett zu gehen, als der Anruf ihn erreicht hatte. Er hoffte sehr, dass es sich bei dem Ganzen um einen Streich oder Fehlalarm handelte, lieber etwas Bekanntes als etwas Unbekanntes. Denn, wenn dem nicht so war, war es schwer einzuschätzen, in was sie da gerade hineinfuhren.

      Die Straße wand sich noch einige Male, bevor sich die Minenanlage aus dem Eisnebel schälte. Dew konnte nicht viel davon sehen. Nur die Büros, die Kantine und den Trockenraum, in dem die Minenarbeiter ihre Straßenkleidung aus- und ihre Arbeitskleidung anzogen. Etwa dreißig Fahrzeuge standen unter den Laternen auf dem Parkplatz. Eine Notbesetzung, mehr nicht. Als er vor dem Eingang des Hauptgebäudes anhielt, konnte Dew die weitläufigen Hütten und Nebengebäude sehen, die in den Hügeln hinter ihnen standen. Die alten Schachtanlagen und Fördertürme erhoben sich in die Dunkelheit. Sie wirkten im Nebel geisterhaft wie Skelette. All diese Gebäude waren aufgegeben worden und waren nichts weiter als Erinnerungen an jene Tage, in denen die Menschen tief in die Erde vorgedrungen waren, um die Flöze zu bearbeiten. Heutzutage war Superior ein Tagebau.

      Woody griff nach dem Mikrofon. »Zentrale? Hier ist Nummer fünf. Wir sind an der Mine. Verlassen jetzt das Fahrzeug. Bitte haltet euch bereit.«

      Durch den Funk hörte man nichts als Rauschen, hoch und tief.

      »Mist«, sagte Jerry. »War ja klar.«

      »Versuch es noch mal«, wies Dew ihn an.

      Woody klopfte gegen das Mikrofon. »Zentrale? Zentrale? Hier ist Nummer fünf. Hört ihr uns?«

      Nichts. Sie hörten nur dieses fürchterliche Rauschen. Ein zischendes Geräusch, wie Wind, der durch die Hohlräume und unterirdischen Katakomben pfeift. Wenn man zu lange zuhörte, hörte es sich fast wie Atmen an.

      Dew schnappte sich das Mikrofon und erhielt dasselbe Resultat. Aus irgendeinem Grund war der Funk ausgefallen. Eine Art Störung, das war alles. »Wahrscheinlich das Erz in den Bergen«, sagte er.

      »Bestimmt«, antwortete Woody.

      Er probierte es mit dem Modem des Touchscreen-Laptops, der unterhalb des Motorola Astro-Spectra-Funkgeräts angebracht war, aber er bekam nicht einmal Empfang.

      Jerry versuchte es sogar mit seinem Nokia. »Was auch immer es ist, es betrifft auch mein Handy.«

      Sie traten hinaus in die feuchte Nacht. Das Gelände war übersät von Schlaglöchern, in denen brackiges Wasser und Schlamm standen, sowie langsam schmelzenden Schneehaufen. Die Natriumlampen, die den Nebel durchleuchteten, ließen seltsame Schatten um sie herum entstehen. Dew probierte es noch einmal mit seinem Motorola Taschenfunkgerät, aber erreichte nur wieder ein Rauschen.

      Seufzend sagte er: »Na gut. Lasst uns mal nachsehen, was es mit dem Ganzen auf sich hat.«

      Kapitel 2

      Das Erste, was sie herausfanden, war natürlich, dass die Büros alle abgeschlossen waren. Es war immerhin Freitagnacht. Wahrscheinlich würden sie nicht vor Montag aufmachen. In einigen anderen Gebäuden entlang des Parkplatzes brannte jedoch noch Licht.

      Sie gingen zum Trockenraum, der mit drei oder vier anderen grauen und stillen Gebäuden verbunden war. Sobald sie ihn betraten, wusste Dew, dass er leer war. Der Klang ihrer Schuhe auf dem Holzboden echote im leeren Raum und wurde hohl zurückgeworfen. Mit seinen Reihen aus limettengrünen Spinden und Bänken und sündigen Kalendern an den Wänden erinnerte ihn der Trockenraum an eine Schulumkleide. Die meisten Spinde waren beschriftet und abgeschlossen. In den wenigen offenen Spinden hingen und lagen Mäntel, metallene Brotdosen, Hüte und Straßenschuhe. Im hinteren Teil des Raumes befand sich eine Tür, über der auf einem Schild »DUSCHEN« stand.

      »Wie viele arbeiten hier des Nachts?«, fragte Jerry und trat nach etwas Schlamm auf dem Boden.

      »Ich weiß, dass sie hier Schichten von sieben bis sieben haben«, antwortete Dew.

      Woody probierte noch einmal sein Taschenfunkgerät, aber es gab keine Veränderung. »Versuch noch mal dein Handy«, sagte er.

      Jerry schüttelte den Kopf. »Habe ich gerade. Immer noch nichts.«

      Dew stand da und dachte nach. Er lauschte in die Stille hinein, die er geistig mit der eines Grabes verglich. Die Sache gefiel ihm ganz und gar nicht. Da steckte mehr dahinter als Desertation, irgendetwas anderes. Etwas Bedrohliches und Unheimliches, auf das er nicht ganz den Finger legen konnte.

      »Kommt schon«, sagte er.

      Er führte sie hinaus und mochte es gar nicht, wie ihre Schritte in der Stille widerhallten. Er probierte ein paar Türen und fand sie alle bis auf eine verschlossen vor. Die eine, die sich öffnen ließ, führte in eine Besenkammer. Er fand einen weiteren Flur, genauso pistolengrau wie die anderen, und seine Stellvertreter folgten ihm auch dort entlang. Sie hielten sich so dicht hinter ihm, dass er dachte, wenn er mit einem Mal anhalten würde, würden sie direkt in ihn hineinlaufen. Es erinnerte ihn an Moe, Larry und Curly.

      Eine weitere Tür.

      Diese führte zu einem Tunnel, und Dew ging hinunter, da er sich dachte, dass er schon irgendwohin führen würde, was er auch tat: in die Kantine. All diese Gebäude waren wie ein Spinnennetz miteinander durch Tunnel und Laufstege verbunden. Er betrat die ziemlich große Kantine voller Tische und Bänke mit abgenutzten Resopaloberflächen. An der Wand standen Getränke- und Süßigkeitenautomaten.

      Auch die Kantine war leer, so wie er es vermutet hatte.

      Acht oder neun Brotdosen und Picknickkörbe standen offen herum. Belegte Brote und Kaffeetassen lagen bereit. Der Kaffee war sogar noch warm. Die Brote waren angebissen. Eine Schale mit Suppe dampfte noch. Ein Cribbage-Brett war aufgestellt worden und einige Blätter abgetragener Karten lagen daneben.

      »Was zum Teufel bedeutet das?«, hörte sich Dew selbst sagen, als er dem vagen Schrecken in seinem Kopf Luft machte.

      Jerry sagte: »Als ob sie alle mitten in der Pause aufgestanden und nicht zurückgekommen sind.«

      »Es gab bestimmt einen Grund«, sagte Woody. »Vielleicht ist etwas passiert. Vielleicht unten in den Minen.«

      Jerry sah ihn entgeistert an.

      »Könnte doch sein«, sagte Woody.

      Aber Jerry hatte keinen Nerv dafür. Er hatte Angst und keine Bedenken, es zuzugeben. »Mir gefällt das alles nicht, Dew«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, dieser ganze Ort ist verlassen.«

      »Das ist doch verrückt. So ein großer Ort wie dieser.«

      Jerry schüttelte den Kopf. »Der ganze verdammte Ort … es ist wie die Mary Celeste oder so etwas.«

      »Die was?«, fragte Dew ihn.

      »Ein Geisterschiff«, sagte Woody und schüttelte den Kopf.

      Dew verdrehte die Augen. »Es reicht«, sagte er.

      »Sie haben die Mary Celeste im Atlantik treibend gefunden«, sagte Jerry und sprach gleich mehrere Oktaven tiefer, ohne es zu merken. »An Deck hatten sie das Abendbrot angerichtet. Es sah aus, als wäre die gesamte Crew einfach aufgestanden und hätte das Schiff mitten beim Essen verlassen. Aber keiner war zurückgekehrt. Das Schiff war verlassen. Stattdessen trieb es für Monate tot und leer herum.«

      »Das ist doch Bockmist«, sagte Woody. »Das haben sie doch schon vor Jahren aufgeklärt.«

      »Nicht