Das Babylon-Mysterium. Daniel Kowalsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Kowalsky
Издательство: Bookwire
Серия: Lion Daniels
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783775175104
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es merken und er würde natürlich auch nicht damit hausieren gehen. Und auf den Kontakt mit Janina legte er sowieso keinen Wert. Sie war einfach nur eine Kommilitonin und für ihn nur Mittel zum Zweck.

      Fabricio hatte sofort nach Erhalt von Janinas Nachricht den mysteriösen Fremden kontaktiert, der ihm den Auftrag vermittelt hatte. Danach hatte er einen Treffpunkt in der Nähe vom Spalentor in Freiburg aufgesucht. Dort tauschte er sein Smartphone gegen das vereinbarte Päckchen Geld aus. Auf dem Smartphone befanden sich die Fotos von Professor Novotnys Sensationsfund und die GPS-Koordinaten von Janinas aktuellem Aufenthaltsort, die er mit einer Tracking-App sehr leicht ermitteln konnte. Bevor ihm der Fremde das Päckchen mit dem Geld übergab, sorgte er noch dafür, dass Fabricios Smartphone auf Werkseinstellungen zurückgesetzt wurden und somit alle Daten gelöscht wurden.

      Auch darüber musste Fabricio lachen – für wie blöd hielten ihn seine Auftraggeber eigentlich? Es war doch wohl wirklich kein Kunststück, sich sämtliche gelöschten Daten über ein geheimes Backup auf einen anderen Account und ein neues Smartphone zu laden.

      Aber ihm war es egal – das hier war leicht verdientes Geld, das er dringend brauchte. Vor allem konnte er Brunetti jetzt endlich seine horrenden Spielschulden bezahlen. Brunetti, ein bekannter italienischer Mafioso aus Freiburg, für den er hin und wieder ein paar Aufträge erledigen durfte, würde sich über die unerwartet schnelle Rückzahlung sicherlich freuen.

      Er dachte noch einmal an die Textnachricht zurück, die er kurz zuvor an Janina abgeschickt hatte:

      Vielen Dank für die Fotos!

      Ansonsten möchte ich dir noch sagen, dass ich dich dafür verachte, dass du so das Vertrauen von Professor Novotny missbrauchst und mir hinter seinem Rücken Fotos und geheime Infos zuschickst. Und du willst Christ sein! Ich an deiner Stelle würde mich schämen!

      Und damit du dich so richtig ärgerst, sage ich dir jetzt die ganze Wahrheit: Ich bin weder krank noch ein Freund von dir. Ich habe dich einfach nur benutzt, um an diese geheimen Informationen zu kommen, für die ich sehr viel Geld kassiere. Leb wohl – ich habe jetzt das, was ich wollte und beende hiermit den Kontakt zu dir. Es sei dir eine Lehre.

      Fabricio Mantovani grinste noch einmal spöttisch. Nein, er hatte kein schlechtes Gewissen, sondern genoss diesen Triumph in vollen Zügen. Ach, wie gut es ihm ging .

      * * *

      Entsetzt starrte Janina auf die Textnachricht – ihre Augen weiteten sich. Sie konnte nicht glauben, was sie da las. Als ob sie dadurch am Inhalt der Nachricht etwas ändern konnte, las sie diese wieder und wieder.

      Doch je häufiger sie die Nachricht las, desto mehr wurde ihr die Tragweite ihrer Fehlentscheidung bewusst. Was hatte sie getan? Das Blut fing in ihrem Hirn an zu klopfen und ihr wurde schwarz vor Augen. Ihr Mund öffnete sich – sie wollte etwas sagen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Der unangenehme Kunststoffgeruch im Zelt wurde noch intensiver als vorher, und es kam ihr so vor, als würden sich plötzlich alle Wände gleichzeitig auf sie zubewegen, um sie zu zerquetschen.

      Janina verließ fluchtartig ihr Zelt. Nein, sie hielt die Enge nicht mehr aus – zentnerschwere Schuldgefühle plagten sie.

      Fabricio, dieser Schweinehund, er hatte sie nur benutzt! Er hatte ihr Vertrauen missbraucht und ihr alles nur vorgespielt. Die ganze Freundschaft, das gemeinsame Lachen in den Bars in Freiburg, das Vertrauen, das er ihr vorgespielt hatte.

      Sie dachte an einen Ausspruch Fabricios zurück: »Du bist etwas Besonderes, Janina. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dir restlos vertrauen kann. Ich bin zwar noch nicht so weit, aber ganz tief in meinem Herzen spüre ich, dass ich dir irgendwann einmal sogar meine tiefsten Geheimnisse anvertrauen werde.«

      Janina Adams hatte sich blenden lassen. Mit ganzer Härte wurde ihr bewusst, dass wirklich alles, was Fabricio ihr um den Mund geschmiert hatte, nur Schauspielerei gewesen war. Alles diente nur dem einen Zweck: Möglichst schnell ihr Vertrauen zu gewinnen, um an die Geheimnisse dieser Forschungsexpedition heranzukommen. Sie konnte nicht fassen, dass jemand so verschlagen sein konnte. Er hatte ihr Vertrauen auf gemeinste Weise missbraucht.

      Sie las noch einmal die ersten Zeilen der Nachricht:

      »Ansonsten möchte ich dir noch sagen, dass ich dich dafür verachte, dass du so das Vertrauen von Professor Novotny missbrauchst.«

      Janina ballte wütend die Faust. Dieser Mistkerl hatte kein Recht, sie zu verachten! Aber spielte das eine Rolle? Sie verachtete sich ja selbst. Denn sie hatte das Vertrauen eines anderen Menschen missbraucht, indem sie diesem Schuft, diesem falschen Freund, heimlich Fotos und Informationen zugeschickt hatte. Sie fühlte sich elend und schuldig. Schwindel überkam sie.

      Ganz besonders hatte sie Fabricios spöttischer Hinweis getroffen:

      »Und du willst Christ sein!«

      Dieser Ausspruch war für sie wie ein Stich in ihr Herz: Ja, sie war Christin – aber was für eine? Sie schämte sich. Seit Jahren spielte der Glaube in ihrem Leben nur noch eine untergeordnete Rolle. »Du Heuchlerin! Du Verräterin! Du Feigling! Wie tief bist du gesunken, Janina?«, flüsterte sie sich verzweifelt selbst zu.

      Ihr Blick fiel auf das Zelt des Professors. Sollte sie sich ihm anvertrauen? Sollte sie ihm sagen, was sie getan hatte? Sie schüttelte betrübt den Kopf und lief ziellos in die Nacht hinein, fort vom Lager. Nein, das konnte sie nicht. Sie war einfach noch nicht so weit. Ob sie dem Professor überhaupt jemals wieder in die Augen schauen könnte?

      * * *

      Immer noch grinsend drehte Fabricio den Zündschlüssel seines Fahrzeugs. Plötzlich wurde es um ihn herum ganz hell. Das Letzte, was er wahrnahm, war ein mächtiger Knall gepaart mit einer unglaublichen Hitze, die ihn umschloss und ihn augenblicklich auslöschte.

      Die Explosion der Autobombe war gewaltig und ließ im Umkreis von zweihundert Metern sämtliche Fenster bersten. Aber davon bekam Fabricio nichts mehr mit.

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      Kapitel 3

Linie

      In einem Kibbuz in Israel – 13. Juli, 20:00 Uhr

      Lionel Abraham Daniels, Jacqueline Arielle Bordeaux, David Grand und Leandro Bugatti saßen zusammen am Esszimmertisch eines von seinem Stil her urtypischen Kibbuz-Hauses und schauten sich betroffen an. Die Nachricht, die Ariel ihnen über eine gesicherte Leitung am Telefon überbracht hatte, beunruhigte sie.

      »Lion, auf der Farm ist niemand mehr. Deine Familie ist spurlos verschwunden.«

      »Sind sie entführt worden?«, hatte Lion direkt nachgefragt.

      Ariels Antwort hatte ausweichend geklungen, so als ob er vermeiden wollte, Lion und die anderen in Panik zu versetzen.

      »Meine Freunde bleiben dran und suchen nach Hinweisen. Wir vermuten, sie auf einem Hausboot auf dem Lake Livingston. Also, Lion – bitte keine Schwarzmalerei. Es kann gut sein, dass sie sich nach deinem dramatischen Anruf bei deiner Mutter einfach nur eine Auszeit nehmen wollen, um einer potenziellen Gefahr auszuweichen.«

      Doch Lion war klar, dass Ariel selbst nicht an das glaubte, was er sagte. Es gab allen Grund, das Schlimmste anzunehmen; nämlich, dass Lions Familie tatsächlich entführt worden war.

      Jackie legte ihren Arm um Lion, der betrübt vor sich hin starrte.

      »Vielleicht ist es wahr und deine Familie hat sich vorsorglich einfach abgesetzt, um in Ruhe über die Sache nachdenken zu können.«

      »Und warum erreichen wir sie dann nicht? Wie du weißt, habe ich mehrmals probiert, Mum, Dad oder Alina anzurufen, und jedes Mal nur die Mailbox erwischt.«

      David zuckte mit den Schultern: »Der See ist ziemlich groß. Ich gehe mal davon aus,