Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt. E. P. Davies. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: E. P. Davies
Издательство: Bookwire
Серия: Hart's Bay
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238558
Скачать книгу
von dem Geschäft, als du mir gesagt hast.« Doch Colts Augen funkelten vor Belustigung und sanfter Kritik.

      »Was?« Rain zog eine finstere Miene. »Wie das denn?«

      »Weil du hier weiteres Eigentum hältst. Wenn wir ein Lagerhaus ausbauen, wird mir das andere anschließend sein Gewicht in Gold wert sein.«

      Rain brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was Colt ausdrücken wollte. Das war die Art Mist, die sein Großvater durchgezogen hätte, er nicht.

      Doch trotz der gewichtigen Unterstellung, auch wenn sein Blut sich erhitzte, blieb er ruhig. »Ich habe nicht vor, dich über den Tisch zu ziehen. Ich bin es nur gewöhnt, dass die Leute… nicht gerade ein Fan meines Nachnamens sind.«

      »Ah.« Colt sah neugierig aus, aber Rain schüttelte den Kopf.

      »Lange Geschichte.«

      Colt hielt inne, sein dunkler Blick flackerte über Rains Miene. Was immer er darin las, ließ ihn nicht länger nachbohren, sondern nicken. »Okay. Also… Danke, dass du es mir erzählt hast, schätze ich.«

      Aber Rains Gewissen machte ihm immer noch zu schaffen. Er könnte es nicht ertragen, wenn Colt glaubte, dass er ihn klammheimlich übervorteilen wollte. »Wenn du eine Zusicherung brauchst, dass dies kein Geschäft wird, bei dem du am Ende dazu gebracht werden sollst, das andere Gebäude zu einem überhöhten Preis zu kaufen, können wir etwas Entsprechendes in den Vertrag setzen…« Rain unterbrach sich.

      Colt hatte wieder seine Hand genommen. Dieses Mal drückte er sie sacht, um sein nervöses Geplapper zu bremsen. »Nein«, sagte er schlicht.

      Scheiße. Rains Wangen brannten, als er sich umsah. Sie waren von der Bar aus problemlos zu sehen, von der Kunstgalerie, dem Supermarkt… Gar nicht erst davon zu reden, dass Grandpas Haus in Spuckweite war.

      Wie viele würden seine Körpersprache lesen und davon ausgehen, dass etwas vor sich ging? Ging denn etwas vor sich?

      »Entschuldige.« Colt ließ Rains Hand fallen wie eine heiße Kartoffel.

      Tatsächlich war es merkwürdig enttäuschend. Rain ertappte sich dabei, dass er wünschte, er könnte wieder Colts Hand halten. Das war ein Gefühl, das ihn nie zuvor erfasst hatte.

      Bei den Kerlen, mit denen er gefickt hatte, hatte er das nie gewollt. In Colorado hatte Händchenhalten mit Des bedeutet, dass Des ihn daran erinnern wollte, dass er sein Eigentum war.

      Dies… dies war als Geste des Trosts und der Beschwichtigung gedacht gewesen. Und nun, da er von unerwarteter Seite Freundlichkeit erfahren hatte, hungerte Rain nach mehr.

      Räuspernd versetzte Colt ihm stattdessen einen Klaps auf die Schulter. »Ich meine… Nein, ich glaube nicht, dass das deine Art ist.« Seine Augen verengten sich und kleine Falten bildeten sich in seinen Brauen. »Vielleicht sollte ich das, aber… ich weiß nicht. Ich finde dein Gesicht vertrauenswürdig.«

      Rain gelang es, ein Lächeln zustande zu bringen. »Das ist mal was Neues.«

      »Ich bin erfinderisch, was das angeht.« Colt grinste. »Also, steckt noch mehr hinter dieser Geschichtsstunde?«

      Rain nickte leicht. »Ich meine, es hängt davon ab, was du sehen willst.« Er drehte sich auf dem Absatz um und deutete auf die Straßen, die vom Platz abgingen. »In der Richtung liegen die meisten Wohnhäuser. Dort geht es zu den alten Villen. Es gibt nur ein paar und die meisten sehen nicht mehr so toll aus. Die Villa meines Grandpas ist das einzige wirklich schicke Haus. Früher war es die Postkutschenstation.«

      »Oh cool.« Colt klang fasziniert. »Das muss ja ein Anblick sein.«

      Als würde man ihn willkommen heißen, um sich die Einrichtung anzuschauen, wenn Floyd die Wahrheit wüsste. Rain war sich nicht sicher. Er verschluckte sein Seufzen und nickte. »Das ist es bestimmt.«

      »Dort entlang liegt die alte Hauptstraße. Es gibt ein paar Geschäfte. Eine handvoll Restaurants. Noch ein paar Wohnhäuser. Nichts sonderlich Interessantes. Oh, und den Sandstrand und den Surfshop auf der anderen Seite. Aber wenn du dort entlang gehst…« Er zeigte in die entsprechende Richtung. »… stößt du auf den Küstenpfad.«

      »Das klingt hübsch.«

      Selbst wenn er sich anfangs gegen die Tour gesträubt hatte, passte Colt auf. Es war ein weiterer Fingerzeig, der Rain sein rüdes Auftreten hinterfragen ließ. Anfangs war Colt als Arschloch rübergekommen, aber sein Verhalten passte nicht zu dem eines Vollidioten.

      »Ist es«, stimmte Rain zu. »Es führt ein kleiner Weg nach unten auf einen Steinstrand. Die Bucht ist ruhiger. Zu geschützt für allzu viele Wellen, daher gehen die Surfer nicht dorthin. Meistens finden die Lagerfeuer der Stadt dort statt.«

      »Hm. Das hört sich wirklich nett an.«

      »Und natürlich…« Rain beendete ihre 360-Grad-Tour, indem er sich der letzten Straße zwischen Kunstgalerie und Supermarkt zuwandte. »… geht es dort zum Hafen.« Und zu den Lagerhäusern.

      »Sollen wir hingehen?«, schlug Colt vor. »Scheint ein hübsches Plätzchen zu sein, wenn auch… öde.«

      Hübsch, aber öde. Genau wie ich. Rain wand sich unter dem Gedanken. Er nickt. »Ja, klar. Lass uns gehen.«

      Dieses Mal gingen sie nebeneinander. Weniger, als würde ihm jemand folgen, sondern eher, als wäre er mit einem Freund unterwegs.

      Sie ließen sich Zeit und hatten es nicht eilig, an Colts Wagen vorbeizuschlendern. Es musste seiner sein, denn er war genauso elegant wie seine Kleidung und Rain hatte den Wagen nie zuvor in der Stadt gesehen. Er streifte ihn mit einem Blick und sah gleich wieder weg. Es kümmerte ihn nicht sonderlich, was Colt fuhr, aber der schicke BMW sprach fast gegen ihn.

      Er erinnerte ihn zu sehr an die Besessenheit seiner Familie von Statussymbolen. Wie Eigentum, selbst wenn es langsam seinen Wert verlor, oder Menschen, die von ihnen in ein eigens für sie geschaffenes, aber elendes Leben gepfercht wurden.

      »Du hast hier also abgesehen von ein paar Jahren dein ganzes Leben verbracht.« Colt musste es ansprechen. Sofort fuhr Rains Schutzwall hoch.

      »Das stimmt.«

      Colt pfiff leise, fast unhörbar. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein muss.«

      Verzweifelt darauf bedacht, seine Gedanken von dem verfluchten Schatten zu lösen, der jeden Teil seines Lebens bedeckte, fragte Rain stattdessen: »Warum nicht?«

      Dieses Mal war es an Colt zu zögern. Eine solche Reaktion hatte Rain bei ihm nie zuvor erlebt und er war überzeugt, dass er die Zurückhaltung in seiner Miene nicht falsch deutete.

      Er wollte die Frage bereits zurückziehen, als Colt seufzte. »Ich habe nie irgendwo Wurzeln geschlagen. Meine Arbeit hält mich auf Trab. Ich habe mir meinen Weg nach oben erkämpft, weißt du? Irgendwie muss ich oben bleiben.«

      Rain bewunderte Colt bereits mehr, als er gern zugab, aber nun vertiefte sich diese Empfindung. Er hatte etwas aus sich gemacht. Rain dagegen war wieder in seiner Heimatstadt und trieb haltlos in vertrauten Gewässern.

      Gott, Rain gierte nach Erfolg. Dieses Projekt musste laufen. So oder so, er würde dafür sorgen.

      »Also gehen wir es an«, sagte Colt mit fester, selbstsicherer Stimme.

      »Verdammt, ja.« Rain nickte und ließ die Hand über Colts Arm streichen. Das Gefühl des Bizeps unter seinen Fingern ließ ihn beinahe erstarren, doch er zwang sich, bis zum Ellbogen zu streichen, bevor er die Hand fallen ließ.

      Verflucht, einen muskulösen Mann zu berühren, entfachte Nervenenden, die er sein ganzes Leben lang verzweifelt in Schach gehalten hatte. Aber dies war nicht der richtige Moment.

      Colts Blick huschte für eine Sekunde zu ihm. Und – nur für einen Moment – glitt die Maske beiseite. Er betrachtete Rain wie einen Freund und lächelte. »Ich bin froh, dass du an meiner Seite stehst.«

      Als Rain zurücklächelte, taten ihm die Wangen weh. Er wusste nicht, warum es so befriedigend war,