Da kommt der schwarze kleine Vogel mit dem orangen Schnabel schon auf sie zu.
Mit Schokoeiern und Gummitierchen, so viel sie in ihren kleinen Armen tragen konnten, sitzen sie bald wieder auf dem Ast und beobachten die Menschenkinder, wie sie auf dem Boden umherkrabbelten, um Geschenke und Süßkram zu finden.
„Aber da liegt doch eines, warum sieht das Mädchen es nicht?“, will Kürbislina wissen.
Glöckchen schluckt das Stückchen weiße Schokolade hinunter, was zuvor zu einem Schokoküken gehörte, und will es erklären, da hören die beiden eine amüsierte Stimme hinter sich.
„Ein Zauber, dass jedes Kind nur eines bekommt. Oder für ganz brave ein zweites Nest.“
Langsam dreht sich Kürbislina um. Da steht ein brauner Hase wie ein Mensch auf ihrem Ast. Seine Nase zuckt und es sieht so aus, als würde er lächeln. Auf dem Rücken trägt er einen Rucksack.
„Das ist Benny, der Osterhase.“
Weit reißt Kürbislina ihre Augen auf, sie kann ihn einfach nur anstarren. Kann das wirklich der Osterhase sein?
Glöckchen steht auf. „Das ist Kürbislina, meine Herzensschwester.“
„Ich weiß“, sagt der Osterhase sanft.
Kürbislina schluckt. „Schon fertig?“, fragt sie ihn, als wenn es alltäglich wäre, den Osterhasen zu treffen.
„Nein, aber ich habe euch hier oben gesehen und wollte Hallo sagen.“ Er zieht seinen Rucksack ab. „Und ich habe etwas für dich, Kürbislina.“
„F...f...für mich?“ Ihre Stimme ist ungewohnt schrill vor Aufregung.
Der Osterhase kennt sie und hat ein Geschenk für sie. Kürbislina hat das Gefühl, gleich vom Ast zu fallen.
Lachend holt der Hase eine kleine Box hervor und hält es auf seiner weichen Pfote vor sie hin. „Ja, für dich.“ Eine orange Box funkelt im Sonnenlicht mit einer grünlichen Schleife.
„Nimm schon“, sagt ihr Freundin und schubst Kürbislina leicht an.
Vorsichtig greift sie danach. Ihr erstes Geschenk zu Ostern und das auch noch persönlich vom Osterhasen. Kürbislina kann ihr Glück nicht fassen, am liebsten würde sie ihn ganz fest an sich drücken. Aber sie bringt nur ein „Danke“ heraus.
„Gerne.“
Bevor Kürbislina das kleine Paket fest an sich drücken kann, ist die Stelle, an der der Hase stand, leer. Immer wieder geht ihr Blick zwischen dem Geschenk in ihrem Arm und dem Platz, an dem der Osterhase stand, hin und her.
„Mach schon auf“, feuert ihre Freundin sie an.
Kürbislina geht in die Knie. Ihre Finger zittern, als ein kalter Wind durch kahle Äste fegt. Langsam zieht sie an dem grünen Schleifchen und öffnet den Deckel. Inmitten von Gras liegt ein kleiner Stoffhase, der aussieht wie der, den sie gerade vor sich stehen hatte. Im Silber des Deckels ist ein Kürbis eingraviert und daneben steht: Frohe Ostern, dein Freund Benny.
Luna Day wurde 1982 in Wertingen geboren und wuchs in Augsburg auf, wo sie immer noch mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie durch Harry Potter und Roll-Play-Games. Sie tippt Kindergeschichten, aber auch Fantasy- und Liebesgeschichten. www.lunadayautorin.com.
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