Jesus sagt zum Versucher nur einen Satz: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“ (Mt, 4,7) Gott will auch nicht, dass wir ihm etwas vorspielen. Die Lebensregel Jesu heißt: Sei ganz du selbst. Spiele dir und anderen kein Theater vor. Du hast es nicht nötig. Im Innersten weißt du, wer du bist. Und deine Mitmenschen spüren, ob deine Worte und Taten von Herzen kommen.
Jesus erlebt in der Wüste eine dritte Versuchung: Macht! Satan bietet ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht an. Unsere persönliche Versuchung zur Macht kommt meist nicht so laut daher, sie ist viel subtiler. Oft merken wir die kleinen Machtspiele gar nicht. Mit ein paar gut platzierten Worten kann ich mich geschickt in Szene setzen. Macht ist die heimlichste und die unheimlichste aller Versuchungen.
Die Bibel zeigt uns etwas sehr Tröstliches: Unsere Versuchbarkeit ist auch unsere Gnade. Es ist unsere Gnade, dass wir unstillbare Sehnsüchte haben. Die Ohnmacht ist die Macht des Kindes. Es lässt sich bedingungslos lieben. So wird es erwachsen. Welch eine Chance, wenn wir in den kommenden Wochen ganz tief die Stellen unserer Seele berühren dürfen, wo unsere Sehnsüchte und unsere Versuchbarkeit liegen. Welch eine Chance, wenn wir Gott in dieser Mitte unserer Seele Wohnrecht geben. Der große französische Philosoph Blaise Pascal sagt es so: „Der Mensch ist ein Abgrund, der nur mit Gott gefüllt werden kann.“
Bitten
Nicht nur unsere Bitten bringen wir vor dich, Gott, sondern auch uns selbst. Wir kommen mit unseren Sorgen, Fragen und Wünschen. Und auch mit unserer Kraft und Energie. Du sprichst dein ja zu uns und der Welt und gibst uns den Auftrag, in Gerechtigkeit und Frieden zu leben.
Noch vieles mehr beschäftigt uns. Du, Gott, weißt darum, ehe wir es aussprechen. Wir bringen dir – mit unseren Stärken und Schwächen, unseren Talenten und Grenzen – unsere Sehnsucht nach der Fülle des Lebens, die nur du schenken kannst. Amen.
Meditieren
Jesus – alles ist dir bekannt.
Alles hast du mit uns geteilt:
Den Leib und die Seele,
die Freude und den Schmerz,
das Leben und den Tod.
Auch die Versuchung kennst du.
Auf den Berg wurdest du gestellt –
auf den Berg der Macht,
des Ansehens, des Erfolgs.
„Du hast alles in der Hand“,
hat dir der Versucher zugeflüstert,
„alles liegt dir zu Füßen“.
Du hast um die Gefahr gewusst:
Berge ragen hoch auf,
fallen aber auch steil ab.
Der Fels ist glatt,
der Abgrund ist tief und tödlich.
Du hast gewusst:
Die Macht versucht uns, sie festzuhalten,
die Hände zur Faust zu ballen
und gewalttätig zu werden.
Du hast gewusst:
Unser Ansehen kann
zu einem Spiegel werden,
vor dem wir uns drehen und bewundern,
und dabei alle und alles vergessen.
Du hast gewusst:
Erfolg kann süchtig machen,
immer höher zu klettern,
bis die Spitze abbricht.
Jesus, gib uns den Mut,
deinem Beispiel zu folgen.
Wir wissen, dass wir versuchbar sind.
Gib uns die Kraft der Unterscheidung,
dass wir die trügerischen Stimmen
in uns durchschauen,
dass wir die Sehnsucht
nach wahrhaftigem Leben spüren
und die Liebe zum Guten.
Nimm uns an der Hand
und geh mit uns den Weg durch die Wüste.
Dann erreichen wir sicher unser Ziel.
Danken
Bruder Jesus, dein Leben war tief verwurzelt in Gott, der unser aller Vater ist. Auch den Armen und Bedrängten hast du Leben in Fülle versprochen und sie einen Vorgeschmack des Himmels kosten lassen. In deinen Worten und Taten hast du den Menschen aller Zeiten einen Weg zum Leben geöffnet. In diesen 40 Tagen rufst du uns zur Umkehr. Alle sollen Gottes Ja-Wort hören und spüren dürfen. Das dürfen wir zeichenhaft in dieser Stunde erleben, in der du bei uns bist. Sei du auch in unserem Alltag Hilfe und Stärkung.
Segnen
Seid gesegnet mit der Liebe Gottes. Seine schöpferische Kraft ruft euch jeden Tag neu ins Leben.
Seid gesegnet mit dem Wort Gottes, in dem ihr sein unverbrüchliches Ja hören sollt.
Seid gesegnet mit der Weisheit Gottes, an der ihr Anteil habt, um in Verantwortung zu leben.
Seid gesegnet mit der Stärke Gottes, die euren Händen die Kraft gibt zu trösten, aufzurichten und eine lebenswerte Welt aufzubauen.
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