Destiny. Grace Goodwin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace Goodwin
Издательство: Bookwire
Серия: Interstellare Bräute Programm - Ascension Saga
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969870297
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Rechtsangelegenheiten auf Alera regelte, wollte ich auf keinen Fall in eine Zelle gesperrt werden, ehe ich Mutter aus ihrer befreien konnte. Sie könnten mich vielleicht auch in den Zellenabschnitt C stecken, allerdings hatte ich nicht vorgehabt, auf diese Art und Weise dort reinzukommen.

      Wer hatte Crayden auf dem Gewissen? Und warum? Weil er im Auftrag der Oberpriesterin Nachforschungen anstellte? Sie hatte ihm erst letzte Nacht den Auftrag erteilt. Das war ziemlich schnell, um die Dinge von Null auf Mord zu beschleunigen. Oder wusste er etwas und war deswegen eliminiert worden, genau wie all die anderen sehr öffentlichen Todesfälle? Lord und Lady Jax, Lord Wyse. War Crayden als Nächstes dran gewesen?

      Wenn ja, dann war ich der Wahrheit vielleicht nähergekommen, als ich gedacht hatte.

      Der Wachmann schliff mich hinter sich her, bis ich mich im selben Büro wie schon letzte Nacht wiederfand. Er drückte mich in den Stuhl gegenüber der älteren Dame und ich starrte auf das getrocknete Blut an meinen Händen. Crayden war tot. Ich war ziemlich sicher, dass er auf unserer Seite war, daher war die Sache echt faul. Oder etwa nicht? War er etwa eine Art Doppelagent, der mit den Strippenziehern zusammenarbeitete und gleichzeitig die Oberpriesterin Amandine umschmeichelte?

      Gott, so viele Unklarheiten. Und null Antworten.

      Der Mann informierte die Oberpriesterin. Als er ihr mitteilte, dass Crayden ermordet worden war, schürzte sie fassungslos die Lippen und ihre Wangen wurden ganz weiß, ansonsten entgegnete sie aber nichts darauf.

      Als er fertig war, wandte sie sich mir zu. “Was hast du heute Morgen gemacht? Warum warst du im Tunnel der Oberpriester? Diese Bereiche sind nur für meine persönlichen Garden vorgesehen.”

      Oh Scheiße. Die Älteste klang nicht amüsiert. Wenn sie wüsste, was ich mit Nix in der Ecke hinter mir und im Nebenzimmer angestellt hatte, dann würde sie total ausflippen.

      Ich schlug meine Beine übereinander, blickte auf und versuchte nicht zu erröten, als mich die Erinnerungen überfluteten, Erinnerungen an Nixs harten Schwanz, meine Orgasmen und den heißen Sex, den ich ihm vor ein paar Stunden in diesem Raum abverlangt hatte. Der alten Frau in die Augen zu blicken war wie der Versuch ein ultra-weises Großmütterchen zu belügen—oder zumindest stellte ich es mir so vor.

      Allerdings war ich eine Prinzessin. Und jetzt, dank genau dieser mitternächtlichen Eskapade und nachdem ich zufällig ihr Gespräch mit Crayden mitbekommen hatte, war ich sicher, dass diese Frau auf der Seite meiner Mutter stand. Sie war Königin Celene gegenüber loyal. Was bedeutete, dass sie auch meinen Schwestern gegenüber loyal war.

      Und mir.

      Wir brauchten Verbündete. Und ich hatte das Gesinge und Gebete und Herumgeschleiche dermaßen satt. Das war wirklich nicht mein Stil. Ich war eher der Typ, der zugriff und es krachen ließ.

      “Junge Dame, du wirst mir jetzt antworten.”

      Na klar. Sie hörte sich an wie eine total angepisste Obermutti. Würde sie alle drei meiner Namen kennen, dann würde sie mich jetzt bestimmt mit jeder einzelnen Silbe beschimpfen.

      “Bitte sehr, aber einen Moment noch. Ich muss sichergehen, dass wir beide wirklich allein sind,” sprach ich.

      “Mein Wachmann ist weggetreten. Ich versichere dir—”

      Ich hielt meine Hand hoch und machte ihr mit erhobenem Zeigefinger ein Zeichen, damit sie einen Moment wartete, während ich langsam aufstand und die Wände des Innenbüros abschritt. Ich lauschte.

      “Was machst du da?” fragte sie.

      “Ich prüfe nach. Bitte, machen sie keinen Krach. Nur einen Moment lang. Mir ist klar, dass Sie keine Garden in der Nähe haben. Was nebenbei gesagt ziemlich dumm von Ihnen ist.” Die Aleranische Sprache rollte mir von der Zunge, seit ich denken konnte. Aber ich konnte sehen, wie sie angesichts dieser indirekten Drohung die Augen zusammenkniff.

      “Kleines, ich mag zwar hilflos wirken, aber ich bin alles andere als das,” meckerte sie.

      Darauf musste ich grinsen. “Genau wie ich.”

      Wohl aus reiner Neugierde sah sie zu, wie ich meinen Rundgang durch ihr Büro fortsetzte. Die umliegenden Räumlichkeiten machten mir weniger Sorgen, schließlich hatten sie und Crayden sehr leise geredet. Nein, wenn irgendjemand hier ein Abhörgerät platziert hatte, dann musste es sich in der Nähe ihres Schreibtischs befinden. So nah wie möglich an ihr dran.

      Als ich den Raum abgeschritten hatte, bat ich sie aufzustehen. Genervt und im Schneckentempo kam sie hinter ihrem Schreibtisch hervor.

      Da war es. Ein Summen, so leise, dass nur eine sandkorngroße Biene es hätte hervorbringen können. Aber ich konnte es hören. Krass. Ich konnte alles hören. Und je mehr ich mein Gehör einsetzte, desto besser konnte ich filtern, was davon in meinem Kopf ankam und was nicht.

      Ich schob meinen Fingernagel unter etwas, das wie eine natürliche Windung auf der holzähnlichen Oberfläche aussah und hob ein Blättchen vom unteren Rand ihrer Schreibtischplatte auf, in der Mitte zwischen ihrem Stuhl und der Ecke des Schreibtischs. Ich begann, den Klebstoff von der Hinterseite des kleinen Senders abzuziehen, aber ihre schrumpelige Hand umfasste meine Finger und als ich aufblickte, schüttelte sie nur den Kopf.

      “Zu klein.”

      Ich hielt ihr das winzige Gerät vor die Nase und legte gleichzeitig den Finger auf die Lippen.

      Sie nickte und deutete auf eine Stelle auf ihrem Schreibtisch und ich legte es behutsam dort ab. Äußerst behutsam, sollte irgendwer gerade mithören. Dann trat ich zurück und setzte mich wieder auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Ich sprach mit normaler Stimme weiter. “Ich war nur neugierig über die Tunnel, werte Älteste. Ich bin neu hier. Tut mir leid. Ich wollte keinen Ärger machen.”

      “Und doch hast du mitangesehen, wie Priester Crayden ermordet wurde.”

      Ich schüttelte den Kopf. “Nein, habe ich nicht. Ich habe überhaupt nichts gesehen. Ich habe nur seine Leiche gefunden. Das ist alles. Sie können den Wachmann fragen, der mich hergebracht hat. Das war alles nur ein gewaltiges Missverständnis.”

      “Sein Blut klebt an deinen Händen.”

      “Ich musste nachschauen. Sie verstehen. Für den Fall, dass ich ihm noch hätte helfen können.” Ich blickte auf das getrocknete Blut an meinen Händen und auf meiner Kleidung. In diesem Moment machte ich ihr nichts vor. Der Schauer, der mich durchfuhr, war sehr real. Genau wie die Trauer in meinen Augen.

      “Nachschauen nach was?”

      “Ob er noch einen Puls hat. Ich habe ihn angefasst. Tut mir leid. Daher kommt das ganze Blut.”

      “Ich verstehe.” Sie schwenkte herum und stand auf, dann machte sie mir ein Zeichen, dass ich ihr zur Tür folgen sollte. “Ich werde deine Schilderung mit dem Wachmann abklären. Für den Moment kannst du gehen.”

      “Danke sehr. Mein Beileid. Vielen Dank.”

      Sie machte absichtlich laut die Tür auf. “Du darfst die Festung nicht verlassen. Ich werde dich später eventuell erneut befragen müssen.”

      “Natürlich nicht. Wohin sollte ich auch gehen?”

      Darauf zog sie die Augenbraue hoch, dann aber winkte sie mich in den Flur hinaus und ich gehorchte. Zu meiner Überraschung folgte sie mir und knallte lautstark die Tür hinter sich zu. “Sind hier draußen noch mehr Sender versteckt?” fragte sie leise.

      Ich schloss die Augen und lauschte. Nichts. Keine Wachen. Kein Gesumme. Nichts. “Ich höre keine.”

      “Gut.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich von oben bis unten, als ob sie mich noch nie gesehen hätte. Sie war einfach zu clever. Sie erinnerte mich an Trinity. “Du bist also die dritte Prinzessin.”

      Ich schnappte nach Luft. Woher zum Teufel wusste sie das? “Ich bin niemand. Nur eine Novizin.”

      Die alte Frau verdrehte tatsächlich die Augen. “Richtig. Du bist seit weniger als zwei Wochen hier und bist