Antikörper gegen intrazelluläre Antigene
Diese dürften nicht selbst pathogen sein, da sie im lebenden Organismus kaum zu ihren Antigenen vordringen können. Biopsate von Patienten mit Ak gegen onkoneurale intrazelluläre Antigene zeigen alle Elemente einer zyototoxischen T-Zell Attacke gegen Neurone, ohne dass damit das erkannte Antigen bekannt wäre. Bei Biopsaten aus Gehirnen von Patienten mit GAD-Antikörpern ist bislang keine eindeutige Pathogenese erkennbar (Bien et al. 2012).
Rasmussen-Enzephalitis
Auch hier findet sich bioptisch eine zytotoxische T-Zell-Reaktion gegen Neurone (Bien et al. 2002), die durch eine Mikrogliaaktivierung in Gang gebracht wird (Tröscher et al. 2019).
Diagnose
Autoimmun-Enzephalitiden
Diese werden nach den Graus-Kriterien diagnostiziert (Graus et al. 2016). Sie funktionieren wie ein Sieb (
Abb. 3.2: Flussdiagramm Autoimmun-Enzephalitiden (vereinfacht nach Graus et al. 2016) Abkürzungen: AE = Autoimmun-Enzephalitis, Ak = Antikörper, Hashimoto = Hashimoto-Enzephalopathie, LE = limbische Enzephalitis, NMDARE = Anti-N-Methyl-D- Aspartat-Rezeptor- Enzephalitis
Eine Besonderheit, die sich in den Graus-Kriterien nicht abbildet, sind die faziobrachialen dystonen Anfälle (faciobrachial dystonic seizures, FBDS) mit LGI1-Antikörpern. Die Patienten haben im Median 50 Anfälle der folgenden Semiologie pro Tag: kurze dystone Beugung des Arms im Ellbogengelenk, parallel dazu dystone Verziehung der ipsilateralen Gesichtshälfte. Meist sind die Anfälle einseitig. Wechselnd links- wie rechtsseitige FBDS kommen vor. Unbehandelt geht dieses Krankheitsbild häufig in eine limbische Enzephalitis mit Gedächtnisstörungen über (Thompson et al. 2018)
Autoimmun-assoziierte Epilepsien
Hierfür existieren noch keine allgemeinen diagnostischen Kriterien. Publiziert wurden Diagnosekriterien für paraneoplastische Syndrome (Graus et al. 2004) und für die Rasmussen-Enzephalitis mit einer nachfolgenden Ergänzung (Bien et al. 2005, Olson et al. 2013)
Therapie und Outcome
Autoimmun-Enzephalitiden
Das Ziel ist, den pathogenen immunologischen Prozess zu beenden. Man strebt also die Beseitigung existierender Antikörper und eine Hemmung ihrer Neubildung an. Zur Evaluation von Therapieeffekten orientiert man sich primär am klinischen Verlauf; Antikörpertiter und MRT-Verlaufsuntersuchungen können ergänzende Informationen liefern.
Aufgrund retrospektiver Analysen von Therapieverläufen hat Josep Dalmau das Konzept von First-line- und Second-line-Immuntherapien der Anti-NMDAR-Enzephalitis etabliert (Dalmau et al. 2011). Zu den First-line-Interventionen zählen Steroide, i. v.-Immunglobuline und Aphereseverfahren. Bei unzureichender Besserung soll nach Dalmau auf Rituximab (viermal 375 mg/m² Körperoberfläche intravenös im Wochenabstand) und/oder Cyclophosphamid (750 mg/m² Körperoberfläche intravenös pro Monat für einige Monate) eskaliert werden.
Patienten mit Anfällen im Rahmen von Autoimmun-Enzephalitiden und NMDAR-, LGI1-oder GABABR-Antikörpern verlieren ihre Anfälle unter Immuntherapie in der Regel binnen Tagen bis Wochen (de Bruijn et al. 2019, Liu et al. 2017). Die kognitiven und die das Verhalten betreffenden Störungen bei der Anti-NMDAR-Enzephalitis können noch über zwei Jahre besser werden (Titulaer et al. 2013). Bei LGI1-Antikörpern bleibt – wegen der häufig resultierenden Hippokampusatrophie – oft eine episodische Gedächtnisstörung zurück (Malter et al. 2014).
Epilepsien im Gefolge autoimmuner Hirnerkrankungen
Die antikonvulsive und immuntherapeutische Therapie ist in der Regel frustran (Bien and Schramm 2009, Malter et al. 2015, Poepel et al. 2007). Versuche, solche pharmakoresistenten Verläufe epilepsiechirurgisch zu wenden, gelingen bei der Rasmussen-Enzephalitis durch eine funktionelle Hemisphärektomie sehr gut (Bien and Schramm 2009), selten aber bei Patienten mit Temporallappenepilepsien und GAD-Antikörpern oder onkoneuralen Antikörpern (Carreno et al. 2017).
Kasten 3.1: Mögliche Autoimmun-Enzephalitis (vereinfacht nach Graus et al. 2016)
Alle drei müssen erfüllt sein:
1. Subakuter Beginn (schnelle Progredienz über < 3 Monate) von
• Neugedächtnisdefiziten
• verändertem mentalem Zustand* oder
• psychiatrischen Symptomen
2. ≥ 1 der Folgenden:
• Neue fokale