Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elisabeth Swoboda
Издательство: Bookwire
Серия: Sophienlust Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975692
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Jutta nickte.

      »Wenn nicht, gehört das Pferd trotzdem wieder Ihnen.« Sie schaute Nick an. »Ich glaube, Ihr Sohn hängt sehr an dem Tier.«

      Nicks Augen leuchteten auf. Spontan erzählte er Jutta, aus welchem Anlass er den Schimmel von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte, dass er für die Kinder von Sophienlust ein Fest gegeben hatte und sie sich alle gemeinsam einen Namen ausgedacht hatten. Fritz Lüscher hatte das Wohnzimmer inzwischen verlassen. Jutta war mit ihren Gästen allein. So ergab es sich ganz von selbst, dass sie von ihren familiären Verhältnissen erzählte. Als das Hausmädchen den Kaffee brachte, kam auch Angi.

      Neugierig schaute die Kleine Nick an. Sie überlegte dabei, ob er wohl auch zu dem Kinderheim gehöre. Als die erste Scheu von ihr gewichen war, fragte sie ihn schließlich danach.

      »Ja«, sagte Nick. »Und ich soll dir auch schöne Grüße von Vicky und Pünktchen ausrichten.«

      »Warum sind sie nicht mitgekommen?«, fragte Angi. Obwohl Nick viel älter war als sie, hatte sie sofort Zutrauen zu ihm gefasst. Sie schlug ihm vor, mit ihr in den Stall zu gehen.

      Damit war Nick sofort einverstanden. Er ließ sich von Angi das ganze Gut zeigen. Dann gingen die beiden in den Stall zu Pedro.

      »Reitest du auch auf ihm?«, fragte Angi neugierig.

      Der große Junge nickte. »Klar. Er ist ja ein Reitpferd. Soll ich dich einmal auf Pedro setzen?«

      »Nein«, wehrte Angi erschrocken ab. Sie hatte Angst vor Pferden.

      »Warum nicht?«

      Angi schaute unsicher zu dem Pferd empor. »Weil er mich dann bestimmt herunterwirft.«

      »Nein. So etwas tut Pedro nicht, wenn ich dabei bin.«

      »Dann mag er dich wohl?«, fragte die Kleine.

      »Ich glaube schon«, sagte Nick schmunzelnd. Er tätschelte Pedros Fell. Ich bin sehr froh, dass wir ihn gefunden haben, dachte er dabei.

      Angi beobachtete den großen Jungen neugierig. »Redest du manchmal auch mit ihm?«

      »Sehr oft sogar.«

      »Und was sagst du dann zu ihm?«

      Nick überlegte. »Zum Beispiel, dass er sehr brav gelaufen ist. Wenn er allerdings bockig war, dann sage ich ihm das auch.«

      »Ist er dann traurig?«, wollte Angi wissen. Dabei trat sie einen Schritt zurück, weil Pedro den Kopf gewendet hatte. »Guckt er mich jetzt an?«

      Nick musste lachen. »Du kannst einem wirklich ein Loch in den Bauch fragen.«

      Erschrocken schaute Angi auf Nicks Bauch. Dann lachte sie mit ihm. »Doch nur, weil ich sonst niemanden habe, den ich fragen kann.«

      Das machte Nick nachdenklich.

      »Kannst du deine Mutti nicht fragen?«

      Die Kleine schüttelte den Kopf. »Mutti ist immer müde. Und der Onkel Doktor hat gesagt, ich darf sie nicht ärgern.«

      »Aber wenn du sie etwas fragst, ärgerst du sie doch nicht«, meinte Nick.

      Angi zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.«

      »Und wie ist es mit deinen Freundinnen?«, fragte Nick. Es musste doch in der Nachbarschaft gleichaltrige Kinder geben.

      Angi schüttelte jedoch den Kopf. »Ich habe keine Freundinnen.«

      Das klang so traurig, dass Nick dem kleinen Mädchen unwillkürlich übers Haar strich.

      Da hob Angi den Kopf. Sie wurde ein bisschen rot, als sie nun die Frage stellte, die ihr so viel bedeutete. »Könnt ihr mich nicht mitnehmen in euer Kinderheim?«

      »Aber …« Nick wusste nicht sofort, was er antworten sollte.

      Angis Augen wurden sofort noch trauriger. »Wollt ihr keine Kinder mehr haben? Habt ihr schon genug?«

      »Nein, nein, so ist es nicht«, sagte Nick schnell. »Wir haben zwar schon genug, das stimmt. Aber trotzdem können wir immer noch jemanden aufnehmen.«

      »Dann könnt ihr mich mitnehmen?« Hoffnungsvoll begannen Angis Augen zu leuchten.

      Jetzt wusste Nick überhaupt nicht mehr, was er sagen sollte. »Willst du denn nicht hierbleiben?«, fragte er. »Bei deiner Mutti?«

      »Nein. Mutti geht ja weg. Ins Krankenhaus. Und dann bin ich ganz allein. Und wenn ich allein bin, fürchte ich mich vor ihm.«

      Nick verstand nur die Hälfte. »Vor wem fürchtest du dich?«

      »Na, vor dem Lüscher. Du hast ihn doch gesehen.«

      »Ach so!« Erst jetzt verstand Nick die Kleine. Er überlegte. Wenn Angis Mutter wirklich ins Krankenhaus musste, dann wäre das Grund genug, die Kleine vorübergehend nach Sophienlust zu holen. »Ich verstehe dich«, sagte er zu Angi. »Ich mag euren Verwalter auch nicht. Weißt du was? Ich werde mit meinem Vati sprechen. Er soll deine Mutti fragen, ob du vorübergehend mit nach Sophienlust darfst.«

      Vor Freude klatschte Angi in die Hände. »Komm, wir gehen gleich hinein und fragen.«

      Doch als die beiden aus dem Stall traten, verabschiedete sich Alexander von Schoenecker vor der Haustür gerade von Jutta. »Zu spät«, stellte Nick fest. »Aber mach dir nichts daraus. Ich werde heute Abend mit meinem Vati sprechen. Und wenn wir morgen Nachmittag wiederkommen, fragen wir deine Mutti.«

      »Wirklich?«

      »Ganz bestimmt«, versprach Nick. Dann lief er zu den Erwachsenen und verabschiedete sich ebenfalls von Jutta Rauscher.

      *

      Fritz Lüscher hatte das Gut verlassen. Drei Stunden lang wartete Jutta vergeblich auf seine Rückkehr. Als er endlich kam, teilte er ihr kurz und unhöflich mit, Hermann Übler sei vor­übergehend verreist, sodass er ihn jetzt nicht erreichen könne.

      »Wie stellen Sie sich das eigentlich vor?«, fragte Jutta erregt. »Was soll ich Herrn von Schoenecker morgen antworten?«

      »Dass er sich zum Teufel scheren soll«, knurrte Fritz Lüscher. Er hatte es leise gesagt und geglaubt, sie habe es nicht verstanden. Doch Jutta hatte es nur zu deutlich gehört. Vor Zorn röteten sich ihre Wangen. Ich werde ihn hinauswerfen, dachte sie. Auf der Stelle. Entrüstet sprang sie auf. Doch kaum stand sie, da fiel sie in sich zusammen und presste die Hände auf den Leib.

      »Was ist?«, fragte Fritz Lüscher. »Haben Sie Schmerzen? Soll ich den Arzt rufen?«

      Jutta schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Er will heute Abend ohnehin vorbeikommen, um mir das Ergebnis der Untersuchung mitzuteilen.« Sie schleppte sich mühsam in ihr Schlafzimmer. Die Hilfe ihres Verwalters lehnte sie dabei ab. Nur Angi durfte mitkommen.

      Scheu streichelte die Kleine die verkrampften Hände der Mutter. »Tut es weh, Mutti?«

      Jutta nickte nur. Erst als der Schmerz allmählich abzuebben begann, konnte sie wieder sprechen. »Hol mir bitte ein Glas Wasser und meine Medizin.«

      Angi lief davon. Sie holte ein Arzneifläschchen aus dem Nachtschränkchen und aus dem Bad ein Glas lauwarmes Wasser.

      Mit zitternden Fingern zählte Jutta zwanzig Tropfen ab. Zehn Minuten später hörten die Krämpfe auf. Als der Arzt dann endlich kam, fühlte sie sich schon wieder besser. Deshalb erwähnte sie den Anfall gar nicht erst.

      Der Arzt zog sich einen Stuhl ans Bett. »Wie fühlen Sie sich, Frau Rauscher?«

      »Gut«, log sie.

      Doch ihre Antwort hellte seine besorgte Miene nicht auf. »Ich muss Ihnen leider sagen, dass das Ergebnis der röntgenologischen Untersuchung gar nicht gut ausgefallen ist.

      Sie werden sich operieren lassen müssen. Und zwar möglichst bald.«

      Jutta erschrak.

      »Ich versuche ja schon seit Wochen, Sie zu einer Operation zu überreden«, fuhr