Nein. Damals musste er drei oder vier Jahre alt gewesen sein. Also in etwa wie ein verrückt-genialer Superbösewicht aus einem Comic.
Selbst als Verräter war er immer noch besser als Zach Richardson. Der Bastard hatte seinen Pimmel “Groß-Z” genannt und ihm zugeredet, als wäre er sein bester Freund. Scheiße. Das hatte ich in all den Jahren ganz vergessen …
Ich lachte, bis mir die Tränen kamen. Es war nicht wirklich zum Lachen, allerdings konnte ich mich nicht einfach wie ein verletztes kleines Mädchen auf den Boden werfen und einen Wutanfall bekommen, also lachte ich stattdessen.
“Ich kann’s einfach nicht glauben, dass du Zach mit Thor vergleichst. Sie sind … Lichtjahre voneinander entfernt.” Und nicht nur buchstäblich, sondern in jeder erdenklichen Hinsicht. Ich fragte mich, ob die Männer auf Alera ihren Schwänzen einen Namen gaben, so wie Erdenmänner es taten. Thors hatte einen besseren Namen als einfach nur “Groß-T” verdient. Vielleicht etwas wie wundersames-Fickgerät. Oder lass-mich-meinen-Namen-vergessen-und-meine-Schwestern-verraten.
Trinity fasste sich ans Kinn und grinste. “Ich bin jetzt Prinzessin. Wenn du willst, kann ich den Garden befehlen, dass sie zur Erde transportieren und Zach für Runde zwei rüber holen sollen.”
Ich lächelte, dann musste ich seufzen. Gott, ich liebte meine Schwester. Sie konnte jeder noch so verfahrenen Situation einen Witz abgewinnen. Thor gegen Zach, jenem Typen, mit dem ich im Sommer nach meinem Abschluss geschlafen hatte? Kein Vergleich. Außer …
“Du glaubst also mit Zach auf Ty Konwinsks Party im Bad Sex zu haben, und zwar eine Stunde bevor ich ihn dabei erwische, wie Sarah Moore ihm auf dem Rücksitz seines Wagens einen Blowjob gibt, ist schlimmer, als mit einem Verräter zu ficken, der dich eigentlich ermorden wollte?”
Trinity zuckte mit den Achseln. “Wenn du es so sagst … Sag mir eines—wer war besser?”
Als ob sie überhaupt miteinander zu vergleichen waren. Zach war ein neunzehnjähriger Hallodri, der seinen Schwanz für ein Geschenk Gottes an die weibliche Zunft hielt. Thor war ein aufmerksamer, fürsorglicher und vereinnahmender Alien, dessen Schwanz meinetwegen aufgewacht war und der mich zu seiner Partnerin erklärt hatte. Außerdem war er noch Jungfrau gewesen und trotzdem hatte er mir unvorstellbares Vergnügen bereitet. Und doch …
Und doch kümmerte es meine Muschi nicht im Geringsten, dass er böse sein könnte. Meine Muschi brauchte ihn. Sehnte sich nach ihm.
“Verdammte Gluthitze,” fluchte ich.
“Willkommen im Club,” entgegnete Trinity.
“Klar, deine ist vorbei und du hast immer noch Leo, damit er es dir Nacht für Nacht besorgen kann. Ich habe die Gluthitze und der einzige Schwanz, der mich befriedigen kann, rottet unten in deinem Kerker vor sich hin.”
“Er ist erst seit ein paar Stunden dort, Faith. Ich glaube nicht, dass er schon am Verwesen ist.”
Gott sei Dank. Das wäre für alle Frauen im Universum eine Schande.
Meine Schwester sprach weiter. “Hier sind mehr als genug Typen, die deine Gluthitze befriedigen können. Die Männer der Königinnengarde sind, soweit ich das beurteilen kann, alles feine Burschen, solange sie erwacht sind. Dann ist da noch der royale Mann für alle Gelegenheiten. Ich habe ihn kennengelernt. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass er einen recht großen Schwanz hat und seine Eier … also seine Eier könnten ihm etwas zu schaffen machen, solltest du dich dazu entschließen an ihnen herumzuspielen.”
Ich starrte sie mit geöffnetem Mund an. Sie räkelte sich wenig prinzessinnenhaft auf einer Couch und presste ein hübsches blaues Kissen an ihre Brust.
“Woher weißt du, wie seine Eier beschaffen sind? Reicht dir Leo etwa nicht?”
Sie grinste nur. “Eine lange Geschichte. Und ja, Leo ist mehr als genug.”
Ich lief um die Couch herum und ließ mich fallen, sodass ich meiner Schwester gegenüber saß. “Gott, ich bin nackt. Ich rieche nach Sex. Und ich musste mich in ein verficktes Laken gehüllt in Mutters Palast schleichen.” Ich zog den Kragen des Bademantels hoch. Obwohl ich züchtig bedeckt war, fühlte ich mich entblößter denn je. “Ich brauche eine Dusche.”
“Dein Haar sieht total durchgenommen aus. Ich habe mich schon gefragt, wie lange es noch dauern wird, bis du selber auf die Idee kommst.”
Ich atmete tief durch. “Trin, was soll ich nur machen?”
Sie legte den Kopf zur Seite und lächelte verständnisvoll. “Leo und sein Dad prüfen gerade Thor und seine Eltern.”
“Du sagtest, du hast Beweise gegen ihn? Was für Beweise?”
Sie nickte. “Leos Vater—also der ältere Herr, der heute Morgen in euer kleines Liebesfest hineingeplatzt ist—hat herausgefunden, dass Zel nur wenige Stunden bevor er mich entführen wollte, einen Anruf aus dem Hause Jax erhalten hat. Genauer gesagt aus Thors Schlafzimmer.”
“Er wohnt aber nicht mehr dort, das müsstest du wissen, schließlich seid ihr wie ein Sondereinsatzkommando in sein Apartment gestürmt.” Ich war nicht wirklich wütend über die Aktion der Garden. Wenn Thor ein Bösewicht war, dann war er hinter Gittern besser aufgehoben. Aber ich hatte es nicht wirklich nötig gehabt, dass diese Garden mich in einer solch heiklen Position zu Gesicht bekamen. Als ich Leos Vater zum ersten Mal erblickte, hatte Thor sein Gesicht in meiner Muschi vergraben.
Ich seufzte.
“Stimmt, aber die Überwachungsdaten zeigen, dass Thor zum Zeitpunkt des Anrufs bei seinen Eltern war. Er kannte Zel. Sie waren beste Freunde. Leo hat erwähnt, dass sie zusammen aufgewachsen sind. Sie standen sich nahe, Faith. Das sind schonmal zwei gute Argumente.”
Ich dachte an mein Gespräch mit Thor am vergangenen Abend zurück. Er hatte mir dasselbe wie Trinity gesagt, nämlich dass sie als Kinder befreundet waren, aber er hatte auch behauptet, er hätte seit Jahren nicht mehr mit ihm geredet. “Ich … ich glaube nicht, dass er dahintersteckt,” entgegnete ich.
Thors Schwanz hatte in mir gesteckt, als er das sagte, oder er war ziemlich nahe dran. Ich glaubte ihm, es sei denn, er war ein verdammt guter Schauspieler. Er hatte gedacht, ich wäre eine Magd. Und dass wir Partner waren. Das hatte er immer wieder betont und mich voller Ehrfurcht berührt. Nackt, im Bett, nach ausgiebigem, stundenlangem Sex? Danach hätte er mich wohl kaum angelogen. Und wenn er mich tatsächlich für eine Magd gehalten hatte, dann hätte er keinen Grund gehabt, mir ein Märchen aufzutischen. Was interessierte mich ein Mann, den ich nie zuvor getroffen hatte? “Er sagte, sie hatten seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Ich denke nicht, dass er mich angelogen hat. Er wusste nicht, wer ich bin. Er dachte, ich wäre seine Partnerin, die Magd seiner Eltern.”
“Du denkst nicht, dass er lügt oder du hoffst es?” konterte sie.
Ich räusperte mich, denn ich hasste es, wenn sie ihre Logik anwandte. Wie ich ihren rationalen Verstand manchmal hasste.
“Faith, er hat mich auf dem Empfang an Zel weitergereicht,” führte sie weiter aus. “Er meinte, ich wäre bei ihm in guten Händen und hat Zel auf die Schulter geklopft, bevor er weggegangen ist. Er hat mich praktisch auf dem Silbertablett an diesen gestörten Schurken überreicht.”
“Thor hat keinerlei Grund das zu tun,” erklärte ich, allerdings glaubte ich es nicht wirklich. Nicht mehr länger.
“Und Zel?”
Ich zuckte mit den Achseln und dachte an den bewusstlosen Garden zurück, wie ich ihm verzweifelt helfen wollte. Ich erinnerte mich an das erboste Gesicht des Killers, als er mir sagte, dass ich das Leben eines Verräters gerettet und damit beinahe meine Schwester auf dem Gewissen hatte. Scheiße.
Ich befeuchtete meine Lippen und dachte an Thor. “Das