»Gefällt dir die Musik von Coldplay?«
Melanie schaute ihm ins Gesicht, bestätigte es ihm mit einem leichten Nicken.
Er machte die Musik um einiges lauter, klopfte leicht mit seinen Fingern im Takt auf das Lenkrad. »Ab sofort bleibt dein Handy aus. Dein Safeword lautet ›Schluss‹. Ich biete dir zusätzlich eine ›Pause‹ an. Rufst du das Wort, kannst du dich drei Minuten erholen. Es ist unsere erste Session, sonst biete ich das nicht an.«
Melanie nickte stumm, hatte verstanden. Er hatte Ahnung. Ein Safeword wurde in Extremsituationen benutzt, ein Wort, an das man sich in Sekundenschnelle, unter vollem Stress, erinnern konnte. Fantasiereiche oder kompliziert konstruierte Worte konnten zu einem Blackout mit unliebsamen Folgen führen. Bisher lief alles in ihrem Sinne.
Die Session
Erstmals betrat Melanie ein SM-Studio. Erstaunt schaute sie sich um, war von dem luxuriösen, stilvollen Ambiente mehr als überrascht. Auf dem mit schwarzen Fliesen ausgelegten Boden standen riesige silberfarbene Pflanzenkübel, aus denen sich wuchtige Palmen in die Höhe des Raumes erhoben. Es erinnerte sie an das Foyer eines Luxushotels. Rote elegante Ledersessel standen vor einem weitläufigen Barbereich. Alles war top gepflegt. Mehrere gut gekleidete Damen und Herren, teils sitzend, teils an der Bar stehend, unterhielten sich angeregt.
Ein großflächiger, mehrfarbiger Glasbereich war in die Decke integriert, durch den der Raum vom einfallenden Sonnenlicht facettenhaft erleuchtet wurde. Ein riesiges Foto, das eine sexy Blondine unter dem Brausestrahl der Dusche zeigte, zog die Blicke auf sich. Ihre aufreizenden weiblichen Kurven, ihre perfekten Proportionen waren gekonnt in Szene gesetzt.
»Setz dich dort hin«, sagte Lars.
Melanie ging auf die Sitzgruppe zu, setzte sich und beobachtete ihn.
Freundlich unterhielt sich Lars mit dem Mädchen am Empfang, nannte ihr seinen Wunsch. Konzentriert schaute diese auf den Monitor. Nach kurzer Zeit erfolgte ein freundliches Nicken. Sie würde sich darum kümmern, das ging so in Ordnung. Er steckte ihr einen Schein zu. Melanie nutzte den Augenblick, um Lars weiterhin zu taxieren.
Er war sechsundfünfzig, einige Zentimeter größer als sie, hatte ein markantes, leicht gebräuntes Gesicht, schwarze, im Ansatz graumelierte Haare, braune Augen, eine sportliche, stattliche Figur.
In seinem dunkelblauen, perfekt sitzenden Anzug, seinem selbstsicheren Auftreten, umgab ihn schon die typische Aura eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Sie fand ihn attraktiv, elegant und weltmännisch.
Rein physisch war er ein ganz anderer Typ als ihr Ehemann. Es ging ihr nicht um einen Vergleich, sie war einfach erleichtert. Er war anders. Sein Aussehen, seine Stimme, sein Auftreten. Bisher passte es. Bisher. Was würde in wenigen Minuten mit ihr passieren?
Zusammen gingen sie eine Treppe höher in den zuvor angemieteten Raum des Studios. Alle Fenster waren abgedunkelt. Lars machte das Licht an, das den Raum in ein angenehm warmes Licht tauchte.
»Zieh dich aus und stell dich dort in die Mitte, direkt unter den Balken. Deine Schuhe und deinen BH lässt du an, binde deine Haare hoch!«
Sie hängte das Kleid über einen Stuhl, legte ihre kleine Tasche ab, band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Der hohe, großzügig dimensionierte Raum war wenig möbliert. Ein Andreaskreuz an der Wand, zwei Ledersessel, eine lederbezogene Liege, ansonsten viel freie Fläche. So konnte das Studio sich den Kundenwünschen anpassen. Der wuchtige Holzbalken zog sich quer durch den ganzen Raum. Ein langes Seil, das mit einer Winde verbunden war, hing in der Mitte des Raumes über den Balken.
Er nahm ihre Hände zusammen, fesselte sie mit breiten, ledernen Handfesseln, zog das Seil etwas herunter, klickte den Karabiner in das Gegenstück ihrer Handfesseln ein.
»Streck die Hände nach oben. Stell dich auf die Fußspitzen!«
Mit einer Kurbel spannte er das Seil, zog ihre Hände bis zur vollen Körperspannung hoch, fixierte sie in dieser Position. Mehr würde er nicht benötigen. Die Handfesseln, das Seil, die Winde.
In aller Ruhe zog Lars seine Anzugjacke sowie seine Krawatte aus, legte alles sorgsam über eine Stuhllehne. Dann schaltete er das Licht aus, bis auf einen weißen Halogenspot, der weit oben an der Decke direkt über Melanie angebracht war. Das komplette Umfeld lag jetzt im Dunkeln.
Unter dem eng gebündelten Lichtkegel nahm Melanie ihre devote Grundhaltung ein. Kopf gesenkt, Augen auf den Boden gerichtet.
In aller Ruhe lief Lars um sie herum, betrachtete sein Objekt von allen Seiten. Er dachte an ihre virtuelle Beschreibung, musste ihr Respekt zollen. Sie hatte eher untertrieben. Er ließ sich Zeit, genoss diesen Anblick purer Weiblichkeit.
Ihr taillierter Körper, ihre prallen, aus dem BH quellenden Titten, ihre festen, wohlgerundeten Arschbacken, der geschlossene Schlitz zwischen ihren Beinen, was für ein aufreizendes, benutzbares Spielzeug für ihn.
Mehr als zufrieden, krempelte er seine Hemdsärmel hoch, ging langsam auf sie zu. Mit einem schwarzen Schal verband er ihre Augen, verknotete ihn unterhalb ihres Pferdeschwanzes.
Im Chat hatte sie ihm geschrieben, er habe keine Rücksicht zu nehmen, auch wenn sie eine Session dieser Art bisher noch nicht erlebt hatte.
»Während der Maso-Session gehörst du mir«, war seine kurze, klare, eindeutige Ansage.
Jetzt klatschten die ersten Peitschenhiebe auf ihre Haut.
Zum Aufwärmen nahm er eine spezielle Peitsche, bei der Stoff und Ledertails miteinander verwebt waren. So konnte er von der ersten Minute an relativ heftig durchziehen, ohne Melanie gleich zu überfordern. Er wusste, wie wichtig das Aufwärmen für die Sensibilisierung ihrer Muskeln, für das Anregen körpereigener, hormoneller Schutzfunktionen war.
Ein extrem lautes, klatschendes Geräusch hallte durch den Raum. Melanie spürte ein Brennen, ein stechendes Ziehen.
Es ging los.
Der nächste Treffer sauste auf ihre Haut nieder. Es war der Anfang, ihr war bewusst, dass er sie an ihre Grenzen führen würde. Im Detail hatte Lars ihr seine Neigung und die Art der Session beschrieben. Deshalb war sie hier. Mit Vernunft hatte das nichts mehr zu tun. Vielleicht war gerade das der Grund, sich in solch ein Abenteuer zu stürzen. Sie war das Objekt für seinen Fetisch, wollte ihm gefallen, ihm Lust bereiten. Ihm, dem Unbekannten. Für sie war das die ersehnte, erträumte Erfüllung ihrer masochistischen, tief devoten, sexuellen Fantasien. Sie wollte ihren Körper spüren, rücksichtslos, hart genommen werden. Wie extrem hatte sie sich in den letzten Monaten verändert!
Er steigerte die Intensität der Schläge. Immer häufiger zuckte sie zusammen, biss sich auf die Lippen, drehte sich leicht, versuchte, wenigstens mit der Schuhspitze die Bodenhaftung nicht zu verlieren.
Nach etwa dreißig Hieben wechselte er zu einer reinen Lederpeitsche. Jetzt stöhnte sie nach jedem Treffer auf. Nach jedem Hieb stellte es ihr für Sekunden die Luft ab. Hektisch versuchte sie, zwischen den Schlägen kontrolliert weiterzuatmen. Noch spürte sie nur Schmerz und es war ein langer Weg bis der Lustschmerz alles andere überwog.
Das gestreckte Hängen erzeugte schon jetzt einen heftigen Schmerz in ihrer Oberarmmuskulatur. Ihr Kopfkino sagte ihr, dass er sich an ihrem Stöhnen, am Winden ihres Körpers, an den sicherlich immer deutlicher sichtbaren Striemen aufgeilte. Das törnte auch sie an.
Er unterbrach. Sie spürte, wie er sich das bisherige Ergebnis ansah. Für einige Sekunden berührte er ihre Arschbacken.
Durch das Verbinden ihrer Augen, schärften sich ihre