Es wird Februar. Buchela sieht in einigen Gärten an geschützten Stellen Schneeglöckchen blühen und die Tulpen strecken ihre Spitzen bereits aus der Erde. Das einzige, was sie heute nach Hause trägt, sind Salz und Steckrüben. Dafür ist sie den ganzen Tag gelaufen. Müde und hungrig biegt sie in die Buttergasse ein.
In der Wohnung kommt ihr die Mutter entgegengelaufen. »Dass du endlich da bist!« Sie zieht Buchela in die Küche und weist auf den Tisch, auf dem ein gefaltetes Blatt Papier liegt, daneben ein Briefumschlag. Er ist ungleichmäßig eingerissen, als hätte ihn jemand eilig mit dem Finger geöffnet. Wozu, fragt sich Buchela. Außer ihr kann sowieso niemand hier lesen.
Die Mutter fasst sie an der Schulter: »Lies vor, was drin steht!« Buchela greift aber zunächst nach dem Umschlag. Die Adresse ist mehrfach durchgestrichen. Der Brief muss schon länger unterwegs gewesen sein. Frau J. Meerstein, Buttergasse, Köln, ist schließlich an den unteren Rand gekritzelt worden.
Sie nimmt den Briefbogen zur Hand und entfaltet ihn.
Sehr geehrte Frau Meerstein, liest sie.
wie Ihnen bereits mitgeteilt wurde, ist ihr Mann, Adam Meerstein, Infanterist des 386. Landwehr-Infanterieregiments der 20. Landwehr-Division am 20. November 1917 in schweren Kämpfen bei Cambrai den Heldentod gestorben. In meinem und im Namen des Regiments spreche ich Ihnen mein herzliches Beileid aus. Wir bedauern in ihm einen tüchtigen Kameraden verloren zu haben. Wir haben ihn in einem Sarg auf dem Kirchhof zu Rumilly begraben.
In aufrichtiger Anteilnahme
Darunter ein Name, den Buchela nicht entziffern kann.
»Mama, hast du schon einen Brief bekommen?«
»Nie nicht hatte ich einen Brief«, sagt die Mutter.
»Aber da muss schon ein anderer Brief gewesen sein.«
Buchela versucht das Vorlesen des Schreibens hinauszuzögern. Die Mutter schüttelt energisch den Kopf. »Nie nicht hatte ich Post und jetzt lies endlich!«
Zögernd liest Buchela Satz für Satz vor. Sie beobachtet, wie die Mutter auf den Stuhl sinkt. Die Oberlippe beginnt zu zittern. Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Sie heult, dass es ihren Oberkörper schüttelt. »Debleskri Daj! Warum?«
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