„Wie, es geht nicht? Quatsch, das ist doch ganz normales Geschenkpapier“, entgegnete Felix ungläubig und versuchte, sein Päckchen zu öffnen. Aber tatsächlich wollte es ihm nicht gelingen. Keines der Kinder konnte das Geschenk öffnen.
„Vielleicht ist es von Piefke und er will nicht, dass wir es schon öffnen“, meinte Sebastian. Seine Klassenkameraden sahen ihn an. Konnte das sein? Warum eigentlich nicht. Wenn es schon Gespenster gab, konnten diese sicherlich auch nicht zu öffnende Päckchen auftreiben.
„Nehmt sie mit nach Hause und versucht es am Heiligen Abend noch einmal“, schlug Frau Meyer schließlich vor. Da hatte scheinbar jemand ein schlechtes Gewissen wegen der geklauten Kekse. Sei’s drum, ein kleines Geschenk für die Kinder war eine nette Geste. Und Gespenster, die gibt es schließlich nicht, befand die Lehrerin. Aber hier irrte sie sich!
Am Heiligen Abend fand jedes Mädchen und jeder Junge eine Möglichkeit, sein Päckchen unbeobachtet zu öffnen. Und wie staunten sie über das Quartett, das sie bekommen hatten! Auf den Karten waren Bilder von Piefke und den fünf Engeln, mit denen er immer im Himmel Memory spielte. Die Bilder auf den Piefke-Karten bewegten sich sogar! Das war ein tolles magisches Geschenk und soviel war klar: Die nächsten Kekse waren Piefke schon sicher.
Am nächsten Abend legte ihm jedes der Kinder einige Leckereien auf die Fensterbank seines Zimmers. Das kleine Gespenst aber saß auf einer Wolke, sah hinab in die Zimmer der Kinder, mümmelte Süßigkeiten, bis ihm fast schlecht wurde, und freute sich über die gelungene Überraschung.
Sue Hiegemann, geboren 1969 in Leverkusen, wohnt mit Ehemann, zwei Kindern und vielen Tieren auf einem Vierseiten-Bauernhof im schönen Leipziger Neuseenland. Ihre Hobbys: Lesen, Schreiben, Circus, Tiere und die Natur. Ihre Geschichte „Das Mädchen aus dem Wald“ wurde in einer Anthologie veröffentlicht.
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Der Weihnachtsdieb und andere Pannen
Hans Müller war ein Taschendieb
Und hatte seine Arbeit lieb.
Mit ihr konnte er prahlen,
Denn keine Steuern musst’ er zahlen.
Mal stahl er in den Menschenmassen
Und auf Restaurantterrassen.
Bestahl die Armen und die Reichen,
Grub gar nach dem Besitz der Leichen.
Nicht mal vor Kindern macht’ er halt,
Beklaute Jung und sogar Alt.
Bei keiner Tat wurd’ Müller reich
Und plant deshalb ‘nen neuen Streich.
„Ladendiebstahl, warum nicht?
Ist das denn wirklich ‘was für mich?“
Als Kind fand er’s schon int’ressant,
Im Supermarkt beim Bonbonstand.
Doch leider wurde er gefasst,
Drei Wochen in den Kinderknast!
„Nein, nicht noch mal so ‘ne Blamage,
Ich brauche ‘was für mehr Courage!“
„Vielleicht verbot’ne Drogen brauen
Oder eine Bank beklauen?!
Das Zweite – einfach ideal,
Für mich reicht das doch allemal!“
Die Nummer des Tresors braucht’ er,
Doch für ‘nen Dieb war dies nicht schwer.
Durch Lügentricks und Korruption,
Fand er die richt’ge Nummer schon.
Bei Nacht und Nebel brach er auf,
So nahm das Schicksal seinen Lauf.
Er schlich sich in die Bank hinein,
Er horchte – ja er war allein!
Schnell noch die Nummer eingegeben:
„Gleich werde ich im Reichtum leben!“
Auf schwang das dicke Eisentor,
Vor Hans ragte das Geld empor.
Hinein sprang Müller in das Geld:
„Jetzt kauf’ ich mir die ganze Welt!“
Er steckte alles in den Sack,
Da macht’ es plötzlich ganz laut „Klack“.
Die Tür des Safes war zugegangen:
„Ich dummer Dieb bin hier gefangen!“
Ich kürze jetzt die Dichterei:
Am Morgen kam die Polizei!
Hans Müller wurde abgeführt
Und als der dümmste Dieb gekürt.
Doch im Gefängnis stahl der Hund,
Dem Wächter Geld und Schlüsselbund.
Sein Fehler machte ihn nicht lahm,
Schon hatte er ‘nen neuen Plan.
Den Weihnachtsmann wollt’ er bestehlen
Und mit all den Geschenken hehlen.
Heiligabend war’s soweit,
Ein Netz lag am Kamin bereit.
„Bald wird er durch den Schornstein klettern,
Und dabei „Ho, ho, ho“ froh schmettern.
Dann will er gleich zur Tanne flitzen,
Doch „Zack“ wird er im Netze sitzen.
Der Sack ist meiner, das ist klar,
Der Traum vom Reichtum, der wird wahr.“
So wartet Hans gespannt und wach:
„Da war doch etwas auf dem Dach?!“
Aus dem Kamin der Ruß jetzt rann:
„Jetzt kommt der fette Weihnachtsmann!“
Doch Hans wartet noch lange stur:
„Wo bleibt der Weihnachtsmann denn nur?
Mal seh’n was er dort oben macht.“
Hat sich der böse Dieb gedacht.
In den Kamin schlich er ganz bang,
Als ein „Ho, ho“ vom Schornstein klang.
Ein alter Mann – so schwer wie Stein –
Saust krachend in den Hans hinein.
Der Weihnachtsmann ist nicht sehr leicht,
Hat hohe Pfunde schon erreicht.
Dazu der Sack, ein schwerer Batzen,
Hans konnte man vom Boden kratzen.
Und die Moral dieser Geschicht’;
Ein Dieb zu sein, das lohnt sich nicht.
Willst Du etwa wie Müller enden?
Als roter Matsch an Schornsteinwänden?
Marco Ansing, 1981 geboren, studierte Geschichte und Politik. Seine große Leidenschaft gilt dem Verfassen von Gedichten und Kindermärchen. Neben Kriminalgeschichten und phantastischen Erzählungen schreibt der Kieler Theaterstücke und Hörspiele.
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Weihnachtsengel
Peng! Mit einem lauten Klirren zerbarst das Schüsselchen Zuckerguss auf dem Boden. Der kleine Engel Florian fuhr zusammen und sah sich verstohlen in der großen, überhitzten Backstube