Impressum
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist nicht gestattet,
dieses Werk oder Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder in Datenbanken aufzunehmen.
Das Neue Berlin – eine Marke der
Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage
Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten.
ISBN E-Book 978-3-360-50170-7
ISBN Print 978-3-360-01365-1
© 2020 Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin,
unter Verwendung einer Illustration von Michelangelo
Über das Buch
Religion ist ein völlig absurdes, irrationales Ding. Aber kaum jemand spricht das aus. All die kuriosen und schrecklichen Sätze, an die wir glauben sollen, werden in einen Schleier von Ehrfurcht gehüllt – aber niemanden machen sie zu einem besseren Menschen. Klaus Ungerer drückt den Reset-Knopf. Wenn man mit dem Verstand an Christentum, Islam und all die anderen Glaubensformen herantritt, verpuffen sämtliche märchenhaften Inhalte und wolkigen Versprechungen. Übrig bleiben mächtige Institutionen und mächtige Ideologien, die uns nicht das Paradies und die Seligkeit näherbringen, sondern Unmündigkeit, Intoleranz und den Glauben an unhinterfragbare Hierarchien. Man hat genug davon gesehen in den letzten Jahrtausenden: Religionen, die Unfug verbreiten, Unfrieden stiften, die Sinne benebeln. Das nervt nicht nur, es ist gefährlich. Die Nachrichten sind voll davon, bis heute. Daher ist es höchste Zeit zu sagen: »Gott go gome!«
Über den Autor
Klaus Ungerer (*69) lebt als Autor und Journalist in Berlin. Im Alter von zehn hielt er Religion für ein reizvolles Konzept. Winnetou war ja ebenfalls Christ! Sein großer Bruder brauchte zwei Sätze, ihm das auszureden.
Inhalt
Gott nervt
Religion im 21. Jahrhundert, muss das wirklich sein?
Wie alle sich ihren Glauben so hinbiegen, dass er gut reinpasst
Vom Warten auf Wunder, die nie eintreten
Augustinus’ wunderbare Waschanlage
Wie Glaubensinhalte in der Geschichte fabriziert und brutal durchgeboxt wurden
Wie Religion beim Denken querschießt
Religion als politischer Faktor in Deutschland
Religion wendet sich gern gegen Menschenrechte
Machoquatsch aus der Bronzezeit
Wie jede Religion Frauen und sexuelle Minderheiten unterdrückt
Warum das Leben besser wird, wenn im Himmel kein Märchenonkel mehr wohnt
Vorwort
Gott nervt
Religiös Benebelte schreien rum, töten, drohen, zerstören Schulen. Machen Lärm. Unterdrücken Frauen. Verfluchen Schwule. Sonntags donnern die Kirchenglocken, dass die Wohnung wackelt. Gott nervt wirklich ziemlich im Moment. Wobei, hat er nicht längst abgedankt, seit einhundert, zweihundert Jahren? Kann er es nicht endlich mal gut sein lassen mit kapriziösen Ideen, brutalem Herrschaftswillen, leeren Jenseitsversprechen und dem nimmermüden Willen zur Spalterei der Menschen?
Gerne würde man sein Andenken ja in Ehren halten, sich seiner Verdienste als Begleiter der Menschheit erinnern, als faszinierendes kulturelles Phänomen, als großer Gesellschaftsordner. In einer Mischung aus Respekt und Widerwillen könnte man seiner Spur durch die Jahrtausende folgen, bis zurück zu Echnaton, der den Mono-Gott, diesen imaginären Freund, einst erfand. Milliarden von Menschen hat er viel bedeutet – in der Kindheit der menschlichen Historie, der wir nach schlappen fünf Millionen Jahren immer noch zu entwachsen bemüht sind. Man vergleiche uns mal mit Erfolgsmodellen der Evolution wie Farnen, Asseln oder Spinnen. Dagegen sind wir stolze Menschenkinder bloß ein Fünkchen im Gewitter.
Aber Gott, der lang schon Tote, hat längst zu stinken begonnen. Seit einigen Jahrhunderten kann jeder halbwegs gebildete Mensch die Idee als unhaltbar und beschämend kurios erkennen: Ein allmächtiges Wesen, dessen Ursprung niemals erklärt wurde – lebt es? Ist es unbelebt? Ist es irgendetwas dazwischen? Jenes Wesen habe also das Universum mit allen physikalischen Gesetzen, mit der betäubenden Unendlichkeit und Milliarden von Sonnen und Planeten erschaffen.
Und dasselbe Wesen soll nun, im Jahr 2020, ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass man – um nur einige der bizarren Regeln anzuführen – a) Löckchen an den Ohren trage, b) auf gar keinen Fall einen Baconburger bestelle, sondern wenn, dann Lammfleischdöner, c) Statuetten von gefolterten, halbnackten Bärtigen in jedes Klassenzimmer jeder Schule hänge, d) homosexuelle Liebe für etwas Schlimmes halte etc. pp. Man könnte seitenlang groteske Vorschriften aufzählen, die nach Borniertheit, Kleinlichkeit, Machtgeilheit, Unterdrückungslust, Narzissmus und Dämlichkeit riechen, kurz: nach Mensch.
Nachdem man hoffte, endlich aufgeklärten Zeiten entgegenzugehen, ist die Religion nun wieder dabei, ihr Haupt zu erheben, genauer gesagt, einige ihrer besonders hässlichen Häupter. Damit sind nicht nur die Gewaltexzesse islamistischer Formationen gemeint, nicht nur die Morde durchgeknallter Christen an Abtreibungsärzten, nicht nur die Absurdität eines Arche-Noah-Erlebnisparks in den USA. Auch hierzulande fordert die Religion immer noch, sich auf uralte Märchenbücher stützend, was sie für ihr Recht hält. Dass man am Karfreitag nicht tanze und nicht »Das Leben des Brian« aufführe. Dass man Kleinkindern ohne medizinischen Grund an der Vorhaut herumschnippele. Dass die Kirche ihre diakonischen Jobs je nach Glaubensbekenntnis vergeben dürfe. Und das alles in einer Zeit, da Gott sich allenfalls – wenn man unbedingt an der Idee von ihm festhalten wollte – irgendwo hinterm Urknall verorten ließe, von wo aus er vielleicht Gravitationswellen als Gruß sendet, die der menschliche Geist vorhergesagt und nachgewiesen hat. Schon lange ist es ein schlechter Witz, am lieben Gott als einer Vaterfigur, die sich um alles kümmert, festzuhalten. Ein Blick auf die Realitäten der Welt macht klar: Es kümmert sich keiner. Wir müssen uns selber kümmern.
Dennoch scheint ein allgemeines Einverständnis vorzuherrschen, dass Religionen einen besonderen Schutz zu genießen haben. Immer noch umgibt sie die Aura des Unantastbaren, so wie die hundertjährige Erbtante, die zwar nichts mehr sieht und kaum noch hören kann, dafür aber umso lauter ungefragt