„Lass uns das nicht machen”, sagte Alex.
„Ich wünschte, ich könnte dich als Teil meiner Linie beanspruchen“, seufzte Gregor. „Unser Alter ist fast richtig … wir könnten Vaters Zustimmung ganz umgehen.“
Alex schnaubte.
„Nur wenn du irgendein Mädchen mit dreizehn oder vierzehn geschwängert hast“, sagte sie und rollte mit den Augen.
„Außerdem. Wir gehen kaum als Halbgeschwister durch, erst recht nicht als Vater und Tochter. Niemand würde das glauben.“
Gregor nickte und zuckte die Achseln.
„Eine nette Idee. Nein, ich glaube, das würde nicht funktionieren. Das lässt uns noch zwei Möglichkeiten übrig. Wir könnten zu Vater gehen und ihn um Erlaubnis fragen oder ..."
„Oder ich heirate einen Alpha ", beendete Alex den Satz für ihn.
„Verpartnern nicht heiraten. Du beleidigst vielleicht jemanden damit. Die beiden Konzepte sind nicht im Geringsten ähnlich."
Alex winkte bei seinen Worten ab, und versuchte sich zu konzentrieren.
„Was würde es bedeuten, wenn ich seinen Segen bekomme?"
„Du wärst Teil des Clans und bekämest Zugang zu unserem Hinterland. Du könntest ohne Angst in deiner Bärenform laufen. Du hättest sofort eine Gemeinde. Wenn man bedenkt, wer dein Vater ist, würdest du mit Freundschaftsangeboten übersät werden. Mehr als Freundschaft, darauf wette ich."
Etwas in Gregors Blick sagte, dass er selbst ziemlich viele Angebote bekommen hatte. Und diese abgelehnt hatte, wenn Alex den Unmut in seinen Augen richtig las.
„Und andererseits ..." fragte sie.
Gregor atmete scharf aus.
„Du wärst unseren Gesetzen unterworfen. Du würdest aufgefordert werden, einen Partner zu finden und Erben zu produzieren. Schon bald.“
„Also wenn ich die Aufmerksamkeit des Alpharats haben will, dann muss ich praktisch all die Dinge tun, gegen die ich versuche anzukämpfen“, fasste sie zusammen.
Gregor zuckte mit den Schultern.
„Wenn du es so sehen willst“, war seine einzige Antwort.
„Zwingen sie dich, einen Partner zu finden?“, fragte Alex neugierig.
„Darauf kannst du deinen Hintern verwetten“, antwortete er und sein Blick wurde grimmig. Alex hielt inne und war sich nicht sicher, wie sie ihre nächste Frage formulieren sollte.
„Gregor, ich will ja nicht neugierig sein, aber bist du nicht ...“
„Schwul?“, sagte er. „Ja. Stell dir vor, die Gesetze sind auch für mich nicht günstig.“
„Gott“, seufzte Alex. „Was wirst du tun?“
„Ich werde eine Dame mit denselben Veranlagungen finden. Oder das Gegenteil, sollte ich vielleicht sagen. Jemand, der mein Geheimnis bewahrt, solange ich ihrs bewahre.“
Gregor runzelte die Stirn und forderte sie heraus, das Gespräch weiterzuführen. Alex presste ihre Lippen aufeinander, aber ließ das Thema dann fallen. Wenn Gregor nicht selbst kämpfen wollte, dann war das seine eigene Entscheidung.
„Ich will unseren Vater nicht mit hineinziehen, außer die Dinge geraten außer Kontrolle“, erklärte Alex und wechselte das Thema. „Also ... angenommen ich gehe den anderen Weg, wie treffe ich die Berserkers?“
Gregor warf ihr ein plötzlich tückisches Grinsen zu.
„Ich denke, es ist Zeit, dass du deine Cousinen triffst. Sie werden wissen, wo man echte Kerle trifft. Ich hoffe nur, du verträgst einiges.“
Mit großen Augen stieg Alex mit ihrem Bruder ins Auto und hörte ihm zu, während er ihr all die schmutzigen Details erzählte.
2
„Bist du sicher, dass du nicht mit uns mitkommen willst?", fragte Alex Gregor und legte einen Arm um seine Schultern, als ihre Gruppe den Drawing Room verließ, den Ort den Gregor dazu auserwählt hatte, damit Alex ihre Cousinen traf. Die Cousinen hatten sich als große, modellartige Frauen in den Zwanzigern herausgestellt und sie waren wirklich etwas, was Alex so noch nicht erlebt hatte.
Alex war immer ruhig und gefühlstief gewesen, auch schon in der Schule. Sie konnte mit ihren engsten Freunden feiern gehen, aber sie war noch nie ein Partygirl gewesen. Diese Beschreibung traf aber ziemlich genau auf jede ihrer Cousinen zu. Jede war laut, aufgeregt und noch hipper, als Alex sich je erträumen konnte. Stephanie, Miranda, Bette, Jenna und Sammie waren alle top gestylt und Gott, sie waren bereit für eine Nacht voller S-P-A-S-S.
Fünf Minuten nach dem Treffen, sobald die Umarmungen und die freudigen Ausrufe vorbei waren, war Alex bereits übersättigt mit Klatsch und den Gesprächen von süßen Männern. Gregor hatte ihnen einen Tisch in seinem Lieblingsrestaurant besorgt und war schnell dabei gewesen, Alex zwischen sich selbst und Bette zu platzieren, der Stillsten in der Menge. Wenn man das so sagen konnte, denn Bette war ziemlich schnell dabei gewesen, Alex jegliche Infos über jeden attraktiven Mann zu erzählen, der ins Restaurant kam.
„Lass mal sehen ...“, fing Bette an. „Menschlich, menschlich. Oh und der da drüben, der heiße Spanier, auch menschlich, aber eine Kanone im Bett.“
„Ich – okay“, sagte Alex und nahm einen Schluck von dem Martini, den Gregor ihr in die Hand gedrückt hatte.
Und das war nur der Anfang der Veranstaltung. Das Essen hatte sich drei Stunden lang hingezogen und es hatte weitaus mehr Drinks als Essen gegeben. Alex war keine große Trinkerin, also hatte sie sich ein wenig zurückgehalten, aber sie war dennoch ein wenig beschwipst, als sie in die Hitze des Sommers in Chicago hinaustraten.
„Es ist bereits halb elf. Es tut mir leid, aber ich habe morgen früh einen Termin", erklärte Gregor und warf Alex einen entschuldigenden Blick zu.
„Blödsinn“, sagte Stephanie und machte Alex Haltung nach und legte einen Arm um Gregor. „Er will nur nach seinem Freund sehen. Wie heißt der noch, Ralphio oder so?“
„Und damit lasse ich euch alleine meine Damen ... was immer ihr auch tut. Passt auf euch auf“, sagte Gregor und wand sich aus ihrer Umarmung. „Miranda, Bette ich hoffe ihr passt auf, dass Alex nicht in einem Barstreit oder so stirbt."
Alex starrte ihn an, aber Gregor winkte nur und ging davon und ließ sie mit den Cousinen alleine.
„Auf geht‘s zum Trinken!“, rief Jenna. Die Cousinen jubelten und griffen Alex an der Taille und umarmten sie, während sie sie in Richtung ihres Ziels zogen.
„Oh mein Gott, du wirst den Bronze Throne lieben. Es ist die beste Bar überhaupt. Die Getränke sind toll und die Musik dröhnt, die Männer sind megaheiß ... und fast jeder ist ein Verwandler. Bleib einfach bei uns und pass auf, dass du nicht mit einem Löwen oder einem Wolf oder so knutschst", erklärte Bette.
Zwanzig Minuten und zwei Tequila Shots später musste Alex Bettes Einschätzung zustimmen. Die Bar war wunderbar, wenn auch ein wenig schwach beleuchtet mit lauter tanzbarer Musik und die Männer ... Na ja, es gab reichlich und sie sahen gut aus.
„Die nächste Runde geht auf mich!", sagte Alex und wurde von der Aufregung angesteckt. Die Cousinen quietschten vor Freude und brachten sie in Richtung Bar, ein glänzender Bau aus Bronze, der sich vor einer beeindruckenden Wand aus Likörflaschen erhob.
Alex ging zur Bar und hielt kurz an, um ihr knielanges creme-schwarzes Spitzenkleid anzupassen.