»Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
»Es geht.« Moritz setzte ein schiefes Lächeln auf. Die Wunden in Helenes Gesicht, die die Mimose vor über einer Woche geschlagen hatte, waren so frisch wie am ersten Tag. Sie heilten nicht. Womöglich würden sie das nie. Helene sah im Licht der Nachmittagssonne bleich und geschunden aus. Er hatte fast den Eindruck, sie wäre noch blasser als sonst und hätte Schatten unter den Augen. Moritz war so gelähmt von ihrem Anblick, dass er kaum wahrnahm, dass ihn jemand sanft am Arm berührte.
»Du musst trinken«, sagte Dr. Mehltau. »Viel trinken.« Er deutete auf das Tablett mit dem Wasserkrug und dem Becher, das auf dem Bett stand.
Moritz nickte.
»Wenn sich die Aufregung gelegt hat, sollten wir zwei uns noch mal unterhalten«, sagte der Doktor und zog sich zurück.
Moritz fragte sich, was dieser Satz zu bedeuten hatte, doch er kam nicht dazu, eingehender darüber nachzudenken – Konstanze nahm ihn in Beschlag. Sie erzählte von dem Feuer im Wagen und wie viele Wesen sich gerettet hatten. Sie zählte jedes Geschöpf auf, das sich seit dem Brand im Hinterhof eingefunden hatte und von dort nicht verschwinden wollte. Moritz entging nicht, dass eine Kreatur fehlte.
»Fips?«, fragte er so leise, dass nur Helene ihn hören konnte.
Helene schüttelte kaum merklich den Kopf, um Konstanzes Schilderungen nicht zu unterbrechen. Moritz verstand und presste die Lippen aufeinander. Er versuchte sich weiter auf seine kleine Schwester zu konzentrieren, die begonnen hatte von dem Werwolf zu berichten, der im Keller lag und angeblich so laut schnarchte, dass der Putz von den Wänden rieselte.
Die Elster flatterte aufgeregt zwischen Moritz, Helene und Konstanze hin und her, während das unbekannte Stachelwesen auf dem Fußboden weiterhin nur Augen für Moritz hatte.
Rita lehnte die ganze Zeit über im Türrahmen und lauschte. Nach einigen Minuten entschuldigte sie sich, um das Essen vorzubereiten. Für einen Moment war da sehr viel Freude und Wärme in der kleinen Dachkammer. Als ob sie vergessen hätten, dass von ihrem alten Leben nichts mehr übrig geblieben war außer Asche.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.