Sexy Versager. Regina Mars. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783961641314
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schenkten sich nichts. Aber es war viel witziger, als sich alleine von Karnevalisten beschimpfen zu lassen.

      Schneller als sonst war es zwei Uhr morgens. Die Ablösung erschien.

      Ben zeigte Marek, wo er die Kiste mit seinem Headset und seinem anderen Kram verstauen konnte und rieb sich die Augen.

      »Ich brauch 'nen Drink«, murrte er. »Oder zwei. Oder ein paar Liter.«

      »Ja, ich auch.« Marek rieb sich den Nacken. »Die KantenKlause hat noch auf und die ist gleich um die Ecke. Wie wär's?«

      Ben warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Was? Wieso wollte Marek mit ihm was trinken gehen? Sie waren noch nie gemeinsam was trinken gegangen. Außer einmal, ganz am Anfang des Semesters, aber Ben hatte mit kaum jemandem geredet und war nach einer Stunde abgehauen, weil ein Kerl namens »Alstermacker89« ihn angeschrieben hatte.

      »Sicher?«, fragte er.

      »Ja, die haben echt noch auf.« Marek gähnte. »Bin letztens mit Kathi und Manuela da gelandet, nach der Klausur in Anorganischer Chemie.«

      Ben nickte. Vorsichtig. Eigentlich mochte er Marek nicht. Er hatte keine Ahnung, warum der plötzlich mit ihm Biere zischen wollte. Aber Ben war müde, fertig und hatte sich stundenlang anschreien lassen, ohne zurückzubrüllen. Er brauchte was zu trinken. Und eine verdammte Zigarette.

      Natürlich schaute Marek ihn vorwurfsvoll an, als er eine bereits gedrehte aus seiner Jackentasche zog. Mr. Perfect rauchte selbstverständlich nicht.

      »Was ist?«, knurrte Ben.

      »Nichts.« Mareks Gesicht war auf einmal viel unfreundlicher.

      Aber sie zogen ihren Plan durch.

      Schweigend trotteten sie über die nachtleere Straße. Nur vereinzelt begegneten ihnen Betrunkene. Normalerweise war nachts mehr los, schließlich war das eine verdammte Großstadt. Aber heute, beziehungsweise gestern, war Sonntag, da schlief selbst Hamburg.

      Schweigsam und zielgerichtet wie zwei Cowboys betraten sie die muffig riechende Kneipe. Leider drehte sich keine der rotnasigen Gestalten, die am Tresen saßen, um und fragte: »Was wollt ihr, Fremde?« Egal.

      Die KantenKlause war genauso dunkel und widerlich, wie ihr Name versprach. Die erstaunlich gesund aussehenden Pflanzen im Fenster, die sie vor Blicken von außen schützten, stellten sich als Plastikimitate heraus.

      Sie ließen sich in einer schummrigen Ecke nieder. Der schummrigsten. Ben versuchte, nicht daran zu denken, warum das Polster in seinem Rücken so klebrig war. Bestimmt hatte jemand dort einen Drink verschüttet. Einen gelblich-weißen.

      Marek schien sich wohlzufühlen, obwohl er in dieses Loch passte wie ein Rubin in einen Haufen Wackersteine. Zumindest soweit Ben das in dem trüben Licht erkennen konnte. Entspannt lehnte Marek sich zurück. Ben lehnte sich noch viel entspannter zurück.

      »Und, was trinkst du?«, fragte er. »Eine Buttermilch?«

      Marek öffnete den Mund, um zu antworten, aber die krummnasige Kellnerin tauchte plötzlich neben ihnen auf.

      »Was wollt ihr?«, fragte sie, überraschend melodisch.

      »Zwei Bier und ein Korn«, sagte Marek und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Das wurde deutlich schmaler, als er zu Ben herübersah. »Und was willst du?«

      Ach, so war das. Ben grinste und bestellte das Gleiche. Dieses Muttersöhnchen konnte er doch locker unter den Tisch saufen. Er war vielleicht ein Landei, aber das hatte auch Vorteile. Dieser Großstadtknilch hatte nie etwas so Brutales wie Opas selbstgebrannten Pflaumenschnaps erlebt, soviel war klar.

      4. Wettsaufen

      »Dassis so ein Scheißjob. Hättst dir keinen schlechteren aussuchen können«, nuschelte Ben und versuchte, seinen Kopf von der Tischplatte zu heben. Die dunklen Haare hingen ihm in der Stirn.

      Marek betrachtete ihn mit müden Augen. Die Klause war noch genauso halbleer wie vor zwei Stunden. Aber sie beide waren voll. Total. Dieses Wettsaufen war nicht die allerbeste Idee gewesen.

      »Rufen nur Arschlöcher an«, sagte Ben und richtete seinen Zeigefinger auf Marek. »Nur … nur Arschlöcher. Du wirs schon sehen.«

      »Aber …« Lallte er? Irgendwie war der Raum … schräg. Immer, wenn Marek auf die Poster hinter Ben schaute, hatten sie einen anderen Winkel. »Aber die können ja nichts dafür. Ich wär auch sauer, wenn ich … wenn ich mein Kostüm nich bekommen hätte.«

      »Was willst du denn für ein Kostüm?« Ben lachte abgehackt. »Ein Häschenkostüm? Hass du dich schon mal verkleidet?«

      Ja, dachte Marek. Jeden Tag. Er schwieg.

      »Alles Verbrecher«, murmelte Ben. »Nur Verbrecher. Nie liefern die.«

      »Ja, aber, sie geben … Wir melden die Kunden, die nicht seriös sind ja und dann …« Marek versuchte, sich an das Wort zu erinnern. »Dann … kündigen sie ihnen.«

      »Die künnigen gar keinem.« Ärger gab Ben die Kraft, sich aufzurichten. »Gar keinem. Nicht, solange die zahlen. Diese Scheiß-Fitnesstypen? Ich telefonier für die, seit ich … seit ich da angefangen habe. Seitdem schicken die ihre Geräte nich und …«

      Er rülpste laut. Lachte dreckig.

      Mit einem Mal fragte Marek sich, was er hier tat. Er sollte längst im Bett sein. Nicht immer noch in dieser Kneipe rumhängen mit diesem … Kerl. Irgendwie hatte er ständig das Bedürfnis, den zu beeindrucken. Bei diesem Wett-Telefonieren eben und bei diesem dummen Wett-Trinken …

      Was wollte er beweisen? Dass er jetzt cool war? Dass er kein dicker Streber mehr war, der sich vor den Kids aus der Raucherecke fürchtete? Die hatten ihn seine ganze Schulzeit über gepiesackt. Ihn, den bebrillten Schwächling. Marek mit den guten Noten. Marek, der keine Freunde hatte.

      Aber nun hatte er Freunde. Viele Freunde. Und dieser Typ da vor ihm, der genau aussah wie diese Rauchereckenidioten (Ben rauchte ja auch, was bewies, dass er genau wie die war), der … der wollte mit niemandem etwas zu tun haben und das ärgerte Marek. Schau mich an, wollte er ihm zurufen. Ich bin genauso gut wie du. Aber das tat er natürlich nicht. Egal, wie besoffen er war.

      Sein Handy brummte. Noch eine Nachricht von Manuela. Die siebte, seit sie hier angekommen waren. Ben machte nasse Knutschgeräusche und lachte laut.

      »Is das deine Freundin? Die Blonde mit den teuren Handtaschen?« Er verzog spöttisch den Mund. »Die passt zu dir.«

      »Pff …« Marek hob sein Bierglas und trank den letzten, lauen Rest. Ekelhaft. »Hast du überhaupt 'ne Freundin?«

      Als Ben überrascht schaute und den Kopf schief legte, hatte Marek sofort das Gefühl, etwas Blödes gesagt zu haben.

      »Alter, weißt du das nicht?« Ben durchbohrte ihn praktisch mit seinem Blick. Helle Augen, dachte Marek. Blau oder grau oder grün. »Ich steh nicht auf Mädchen.«

      »Oh.« Marek hatte keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte. Warum hatte ihm das niemand erzählt? »Nein, ich, äh … Und, hast du 'nen Freund?«

      Volltreffer. Bens Miene verfinsterte sich. Trübselig starrte er in sein halb leeres Bierglas.

      »Ne, ich … ich hab Dates. 'Ne Menge Dates. Hunderte«, behauptete er.

      »Klar.« Marek schnaubte. Sein Gehirn versuchte, die neue Information einzuordnen. Dass er schwul war, passte nicht zu einem von den coolen Rauchereckenjungs. Die hatten Schwule gehasst. Die hatten Marek selbst immer »Schwuchtel« genannt. Und Schlimmeres. Aber sein Gehirn war zu verdreht, um irgendetwas mit der neuen Info anzufangen.

      »Tausende Dates. Mit …« Ben überlegte. »Mit so richtig heißen Typen.«

      »Sicher, du bist voll der Hengst«, brabbelte Marek. »Bestimmt legst du halb Hamburg flach.«

      »Ne … ja …« Ben sah gedankenverloren in sein Glas. »Ich … hab