Pandemie und Psyche. Elisabeth Lukas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elisabeth Lukas
Издательство: Bookwire
Серия: LebensWert!
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783879964369
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      Elisabeth Lukas

      Reinhardt Wurzel

      Pandemie und Psyche

      Wege zur Stärkung

      der seelischen Immunität

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      2020, 1. Auflage

      © Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt GmbH, München

      Gestaltung und Satz: Reinhardt Wurzel und Neue-Stadt-Grafik

      Printausgabe mit 20 Farbfotos (144 Seiten): ISBN 978-3-7346-1246-6

      Als eBook (ohne Fotos, entspricht 118 Buchseiten): ISBN 978-3-87996-436-9

       www.neuestadt.com

      Allen Personen gewidmet, die während weltumspannender Krisen ein großes Maß an Mut, Besonnenheit und Hilfsbereitschaft bewiesen haben und beweisen.

       Elisabeth Lukas

       Reinhardt Wurzel

      Inhalt

       Bestandsaufnahme

       Antwort geben müssen

       Dem Tod ins Auge blicken

       Klage und Wertebewusstsein

       Allein mit sich selbst?

       Schutzschild Sinnsuche

       Heilsame Nachdenklichkeit

       Menschen- und Weltbild

       Die Trotzmacht des Geistes

       Frustration und Aggression

       Stressfaktoren umschiffen

       Versöhnung und Vertrauen

       Jeder Beitrag zählt

       Vita der Autoren

       Fotonachweise

       Buchtipps

      Bestandsaufnahme

      Reinhardt Wurzel: Uns kneifen die Zehen, und die den Hals umschließende Sturmhaube schützt kaum noch vor der Kälte. Viele Stunden harren wir schon so aus, stehen nahezu unbeweglich auf gefrorenem Boden. Fortwährend liegt der Kopf fast schmerzhaft im Nacken, aber wir beachten dies nicht. In andauernder Faszination bestaunen wir das märchengleiche Wunder, welches sich über unseren Köpfen abspielt: den Sturm der Corona, den Höhepunkt der Aurora Borealis, das wundersame Polarlicht im Herzen Lapplands.

      Unter diesem Aufruhr am Himmel, wenngleich lautlos wie in einsamster Wüste, kommen wir Beobachter uns vor, als wären wir geradewegs in eine fremde Welt versetzt. Obwohl Neumond herrscht, sind Baum und Strauch beleuchtet, der mit Raureiffarnen verzierte Schnee ist grünfarben erhellt, und alles Gefrorene glitzert wie ein Myriadenmeer von Diamanten, während eisiger Atem uns die Wimpern verklebt. Ab und zu tönt ein unheimlicher „Schuss“ durch die bizarre Landschaft: das knallende Bersten kahler Bäume, deren gefrierender Saft die hölzernen Stämme zerreißt. Wir können unsere Blicke von diesem Schauspiel nicht abwenden. Die Polarlichtwirbel kommen und gehen wie im Rhythmus von Spannung und Entspannung. In zehnminütigem Abstand baut sich ein kreisrundes Gebilde auf, verharrt, teilt sich plötzlich in vorhangartige Windungen, und schmale Strahlenbündel tropfen von allen Seiten hernieder. Bis mit einem Male – es ist der Moment, da unser aller Atem stockt – durch die nadelartigen Strahlen in hoher Geschwindigkeit Lichtwellen huschen, wieder und immer wieder, und wir atemlos erkennen … das Auge der Corona!

      Die Akkus der Kameras sind aufgebraucht. Raureif setzt sich überall an uns ab, und die Nasenspitzen tropfen; die Kälte fordert ihren Tribut. Aber jetzt heim ins warme Bett? Unmöglich, denn der nächste Zauber ist im Kommen. Minuten nur, und wir werden Zeugen einer unglaublichen Erscheinung. Ein weißer Lichtring steht über unseren Köpfen im Zenit. Bewegungslos, fast abwartend. Mit einem Male lösen sich Strahlen und senken sich bis zum Erdboden, verharren, als ob sie hinter dem nächsten Wald verankert wären. Es sind acht bis neun scharfe Strahlen in einem 45-Grad-Abstand. Dazwischen schwarzer, brillanter Sternenhimmel. Welch ein Kontrast! Wir werden Zeugen, dass diese Strahlen keine starren „Scheinwerfer“ sind. In ihnen werden neue feine Lichtstrahlen sichtbar, die stärker und schwächer aufglimmen …, wir sehen quasi „lebendiges Licht“. Ich drehe mich im Kreis und fasse es nicht. Die Strahlen tropfen kreisförmig auf uns herab, und mitten darin, wie in einem überirdischen Lichtdom, stehen wir drei einsamen Beobachter unter der Corona, welche über uns schwebt.

      Verabschieden wir uns jetzt aus diesem Geschehen im fernen Lappland und finden uns wieder im Hier und Heute.

      „Corona“ – dieses Wort ist seit der weltumspannenden Pandemie, die Anfang 2020 ausbrach, in aller Munde. Selbst die jüngsten Kinder können schon etwas dazu sagen. Dabei bieten sich zu allen Begriffen stets verschiedene Definitions- und Interpretationsmöglichkeiten an und nie nur eine einzige feststehende Betrachtungsweise. Ich zum Beispiel kenne das Wort seit Jahrzehnten in ganz anderen Zusammenhängen. Etwa im Kontext einer Sonnen-Corona, welche in unbeschreiblicher Schönheit während einer Sonnenfinsternis am Himmel prangt. Neben der zuvor beschriebenen Polarlicht-Corona gibt es auch die Mond-Corona oder die zwei Sternbilder Corona Borealis und Corona Australis. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Corona einfach „Kranz, Krone“.

      Dass diesem Begriff durch eine Pandemie eine betrübliche Prägung verliehen werden würde, konnte niemand vorhersehen. Was sich aber vorhersagen lässt, ist, dass jeder, der eine derartige Krisenzeit durchlebt, wählen wird, wie er mit den durch die Krise entstandenen persönlichen Belastungen und Bedrohungen umgeht. Bekanntlich wohnt jeder Krise auch (zumindest) eine Chance inne. Diese kann sich im Gewand neuer Wege zu neuen Ziele auftun. Dazu passt der Dante Alighieri zugeschriebene Ausspruch:

      „Der Weg zum Ziel

      beginnt an dem Tag,

      an dem du die volle Verantwortung

      für dein Leben übernimmst.“

      Krisenmanagement hängt offensichtlich von dem Part ab, den ein „Du“, das heißt ein Betroffener, in Eigenregie übernimmt. Charles Dickens meinte dazu: „Auch eine schwere Tür braucht nur einen kleinen Schlüssel.“ Und Edmund Hillary formulierte noch deutlicher: „Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen – wir bezwingen uns selbst.“

      Das sind kluge Sprüche!

      Meines Erachtens geht es im Leben hauptsächlich um die Einsichten, die wir auch und besonders in Krisenzeiten gewinnen, und um die Wege, die wir daraufhin einschlagen. Mögen es Wege mit und nicht gegen die Natur sein! Ist doch die Welt der Pflanzen, Tiere, Landschaften und Gesteine ein ungeheurer Heilgarten, in dem wir immer wieder Zuflucht suchen können. Ich halte ihn für die stärkste Quelle zur Kräftigung und seelischen Erholung.