1. März
Ein guter Ruf ist kostbarer als großer Reichtum, und Ansehen ist besser als Silber und Gold. (22,1)
Die gestörte Ordnung. Die Sprüche sagen uns, dass Fleiß und Ehrlichkeit zu Wohlstand und Glück führen. Doch hier lernen wir, dass Tugend kostbarer ist als Reichtum. Was offensichtlich bedeutet, dass es Situationen gibt, wo wir uns zwischen Reichtum und Integrität entscheiden müssen.67 Es gibt also eine Ordnung in der Schöpfung, die jedoch durch die Sünde beeinträchtigt ist. Gottes Welt „funktioniert nach wie vor mit einer gewissen Verlässlichkeit“, sodass Ehrlichkeit und Fleiß zu finanziellem Gewinn führen können, aber sie tun das nicht immer.68 Im Allgemeinen führt Arbeit zu Wohlstand (10,4), doch manchmal fällt ihre Frucht der Ungerechtigkeit zum Opfer (13,23; 28,6).
Das Buch der Sprüche betont, dass diese Ordnung nach wie vor da ist, während der Prediger Salomo mehr ihre Störung und Zerbrochenheit betont und das Buch Hiob, dass sie oft verborgen ist.69 Um weise zu sein, müssen wir dieses ganze Bild sehen. Es ist töricht, zu denken, dass harte Arbeit immer zu Reichtum führt, aber auch, dass sie sich nie lohnt. Wir finden diese Weisheit im Evangelium von Jesus. Es bewahrt uns vor der naiven Annahme, dass wir uns mit unseren guten Werken ein gutes Leben verdienen können, und es bewahrt uns davor, die Flinte ins Korn zu werfen, denn es zeigt uns, dass der Herr des Universums unser lieber Vater ist.
Sind Sie eher zu optimistisch und blauäugig, wenn es darum geht, ob Fleiß und Anstand sich auszahlen, oder diesbezüglich eher von Pessimismus und Zynismus geprägt ?
Gebet: Herr, wie so viele habe ich mir das Leben zu einfach vorgestellt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich je entscheiden müsste zwischen dem, was angenehm ist, und dem, was richtig ist. Aber so ist die Welt, in der wir leben. Lass mich so von dir begeistert sein, dass ich immer den richtigen Weg wähle und nicht den, den alle gehen. Amen.
2. März
Die Wege, die sie [die Weisheit] dich führt, sind angenehm, und jeden ihrer Pfade kann man in Frieden gehen. Für alle, die sie ergreifen, ist sie ein Baum des Lebens, und glücklich zu preisen ist, wer an ihr festhält. (3,17-18)
Die wiederhergestellte Ordnung. Die Weisheit wird in den Sprüchen als ein Baum des Lebens dargestellt (3,18; 11,30; 13,12; 15,4). Der Baum des Lebens stand im Garten Eden, aber wird auch in Offenbarung 22,2 erwähnt, wo er in der Mitte der neuen Schöpfung, des wiedergefundenen Paradieses, wächst. In 1. Mose 3,14-19 sagt Gott den Zerbruch der Schöpfungsordnung voraus; unter der Herrschaft der Sünde werden Arbeit und Leben voller Schmerz und Sinnlosigkeit sein. Paulus schreibt, dass die zerbrochene, „frustrierte“ Schöpfung einst wiederhergestellt werden wird – wenn Christus wiederkommt, um die Seinen herrlich und vollkommen zu machen (Römer 8,19-22).
Bis dahin – so versichert uns dieser Spruch – bekommen wir, wenn wir unser Leben von Gottes Wort und Weisheit bestimmen lassen, einen Vorgeschmack auf diesen Baum des Lebens, also auf die Fülle des Lebens, die wir am jüngsten Tag wiederbekommen werden. Wir haben nur deswegen Zugang zum Baum des Lebens, weil Jesus an einem Todesbaum gekreuzigt wurde (Galater 3,13). Wie George Herbert Jesus in einem Gedicht sagen lässt: „Die Frucht stahlt ihr, drum muss ich auf den Baum, der allen Leben bringt, doch mir den Tod.“70
Heben Sie Ihren Blick jemals hoch genug, um den fernen Horizont zu sehen – das zukünftige Leben, das Jesus für Sie so unendlich teuer erkauft hat?
Gebet: Herr, die Rebellion von Adam und Eva hat uns dem Tod unterworfen, und ich muss gestehen, dass ich jeden Tag aufs Neue dieser Rebellion durch meine Sünden neue Nahrung gebe. Ich danke dir, dass du für mich den Tod geschmeckt hast, damit ich Zugang zum Baum des Lebens habe. Amen.
Wenn Gottes Ordnung gestört ist
3. März
Da dachte ich in meinem Herzen: Wenn es denn mir geht wie dem Toren, warum hab ich dann nach Weisheit getrachtet? Da sprach ich in meinem Herzen: Auch das ist eitel. Denn man gedenkt des Weisen nicht für immer, ebenso wenig wie des Toren, und in künftigen Tagen ist alles vergessen. Wie stirbt doch der Weise samt dem Toren! (Prediger 2,15-16, LUT)
Gefallene Welt. Kein Buch der Bibel gibt uns das ganze Bild von Gottes Erlösung und Wahrheit. Die Sprüche argumentieren, dass, da Gott der Schöpfer ist, weises Verhalten in der Regel zu guten Ergebnissen führt. Aber nur in der Regel! Vieles in unserer Welt folgt nicht den Regeln; es gibt reiche Nichtstuer und fleißige Arme. Die Beziehung zwischen Verhalten und Folgen ist nicht immer, aber doch oft gestört.
Man kann die Sprüche in der Richtung missverstehen, dass grundsätzlich „guten Menschen Gutes widerfährt und bösen Menschen Böses.“71 Bereits die Sprüche erwähnen, dass die natürliche Ordnung gestört werden kann; der Prediger Salomo und das Buch Hiob (die ebenfalls zur Weisheitsliteratur gehören) untersuchen dies in der Tiefe. Laut den Sprüchen wird der Gottlose, nicht aber der Fromme schnell vergessen (10,7) – aber hier, im Prediger, erfahren wir, dass der Weise oft nicht mehr Achtung erfährt als ein Tor. Wer Weisheit lernen will, der muss die Sprüche zusammen mit dem Prediger und Hiob lesen.
Überrascht es Sie, dass in unserer gefallenen Welt gutes Verhalten nicht immer gute Folgen mit sich bringt? Geben Sie manchmal Gott die Schuld dafür? Oder sind Sie dabei, zu lernen, auch in einer gefallenen Welt weise zu sein?
Gebet: Herr, ich lebe in einer Welt, die du gut erschaffen hast, aber die beschädigt ist. Es ist falsch, dir die Schuld zu geben, wenn in meinem Leben etwas nicht „klappt“! Hilf mir, dir zu vertrauen und geduldig zu sein, „bis die Welt geheilt wird.“72 Amen.
4. März
Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel. Was hat der Mensch für Gewinn von all seiner Mühe, die er hat unter der Sonne? (Prediger 1,2-3, LUT)
Eitelkeit. Modernere Bibelübersetzungen geben „eitel“ mit „sinnlos“ oder „unnütz“ wieder, aber vielleicht ist die alte Formulierung immer noch die beste. Der Autor sagt, dass wir nur wenige unserer Ziele erreichen und dass die Ziele, die wir erreichen, nicht halb so viel Befriedigung bringen, wie wir dachten. Es scheint einfach nichts herauszukommen bei all unserem Mühen. Es ist eine Aussage, die so trostlos ist, dass viele fragen, was sie in der Bibel zu suchen hat.
Die Antwort liegt in den Worten unter der Sonne. Der Autor macht ein Gedankenexperiment, wie man das heute nennen würde. Er fordert uns auf, uns vorzustellen, dass wir nur unter der Sonne leben – ohne Gott und ohne Ewigkeit. Hat unser Leben einen Sinn, wenn diese irdische Welt alles ist? Das Experiment bringt uns zweierlei. Erstens zeigt es uns, dass diese Welt durch die Sünde der Menschen in der Tat zum Teil von Gott getrennt ist, sodass sie nicht so funktioniert, wie Gott sie erschaffen hat, und selbst gottesfürchtige Menschen in ihrem Leben viel „Eitelkeit“ erfahren. Und zweitens zeigt es, dass der, der nichts von Gott wissen will, diese Sinnlosigkeit noch verschärft.
Was ist in Ihrem Leben eitel oder sinnlos? Wie würde sich das ändern, wenn Sie Gott in die Situation hereinholten?
Gebet: Herr, wenn die Sinnlosigkeit in meinem Leben mich übermannen will, merke ich, dass das nur deswegen so ist, weil ich nur auf das schaue, was „unter der Sonne“ ist, und nicht auf die Herrlichkeit, die du für mich gerade vorbereitest (2. Korinther 4,17). Hilf mir, meinen Blick nicht auf das zu richten, „was wir sehen, sondern auf das, was jetzt noch unsichtbar ist“ (2. Korinther 4,18). Amen.