Pareyma schlug die Hände vors Gesicht, Potomba aber ergriff das andere Ruderpaar und legte sich ein. Wir flogen wie vom Bogen geschnellt davon, während die Flotte einen wirren Knäuel bildete, aus dem sich nur ein einziges Boot löste, um uns zu folgen. Ich griff zur Büchse und sagte:
„Ich werde dem Mann eine Kugel geben.“
„Halt, Sahib! Es ist kein Feind, der uns folgt, sondern ein Freund. So rudert nur Ombi, der Diener meines Weibes. Ihm und Potomba, dem Ehri, kommt keiner gleich. Lass ihn herbei; er wird mit uns gehen!“
Hinter uns heulten jetzt die wütenden Insassen der Prauen und versuchten uns einzuholen. Es gelang ihnen nicht. In fünf Minuten hatten wir den ,Wind‘ erreicht, der sein Fallreep niederließ.
Jetzt erst nahm Pareyma die Hände vom Angesicht.
„Potomba, du hast den Vater getötet!“, stöhnte sie.
Ombi, der alte Graukopf, sprang aus seinem Boot in das unsrige herüber.
„Sag deinem Herzen, dass es ruhig sei, Pareyma“, bat er. „Dein Leid ist mein Leid, und dein Glück auch mein Glück! Die Götzen sind heute gefallen und nun wird bei uns sein der gute Bapa des Himmels mit seinem Sohn, der auf die Erde kam, um alles Unglück in Freude zu verkehren.“
Wir stiegen hinauf.
„Schnell, Charley!“, rief der Kapitän. „Dort kommen die Kerls mit ihren Fackelbooten, um euch zu suchen. Herauf, herauf! Löscht die Lichter aus, Jungens!“, gebot er seinen Leuten, „und holt rasch die beiden Boote an Deck, dass die Schlingels dort nichts merken! Sie müssen denken, dass auf unserem guten ,Wind‘ alles im Schlaf liegt. So, so, die Taue nieder! Zieht, Jungens, zieht! Stopp! Herein mit den Nussschalen! Prächtig, so ist’s gut! Nun nehmt die Handspeichen, und wenn es jemand wagen sollte, die Nase heraufzustecken, dem gebt einen tüchtigen Klaps!“
Eine solche Maßregel war nicht notwendig. Die Verfolger schienen anzunehmen, dass wir auf das Land zugehalten hätten, und ruderten der Küste entgegen, wo noch lange Zeit der Schein ihrer Fackeln zu bemerken war.
Potai empfing seinen Bruder und die Schwägerin mit Jubel. Dem Kapitän musste, als wir in der Kajüte versammelt waren, alles ausführlich erzählt werden. Als ich damit zu Ende war, reichte mir Pareyma ihr zartes, braunes Händchen entgegen.
„Ich danke dir, Sahib! Du hast mich vom Tod errettet, denn ich wäre an meinem Messer gestorben, bevor ich mit Matemba das Boot verlassen hätte.“ – –
Am Morgen stachen wir in See. Fünf Tage später befand sich Kapitän Roberts mit seinen Marsgasten und allem geretteten Gut bei uns an Bord, dann segelte der ,Wind‘ nach Nord bei West, um die Samoa-Inseln zu erreichen.
Dort, auf der Insel Upolu, und zwar in Saluafata, wohnt noch heute ein reicher, polynesischer Handelsmann, der sich Potomba nennt.
Zuweilen, wenn die Sonne ihr glühendes Gewand in die Fluten senkt, um zur Ruhe zu gehen, rudert der Greis Ombi ein Ausleger-Kanu hinaus auf die Höhe. Darin sitzt Potomba mit Pareyma, und wenn Ombi lauschen möchte, so würde er hören, wie der dunkelfarbige Mann seinem Weib zuflüstert: „Mata ori, du Auge des Tages, du Licht meines Lebens!“
Vielleicht, dass in solchen einsamen Stunden das schöne Paar auch der Vergangenheit gedenkt, des Glücks und der darauf folgenden Trübsal auf Tahiti, des Hochzeitstags auf Eimeo, der Fahrt nach den Pomatu- und Samoa-Inseln, des alten, braven Master Frick Turnerstick und – vielleicht auch des Germani mit den großen Seemannsstiefeln, dem heute, da er dieses niederschreibt, noch die klagenden Worte im Ohr nachtönen:
„Te uwa to te malema,
te uwa to hinarro…“
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