„Es geht um pure Alphastärke”, informierte Wyatt ihn mit einem Grinsen auf den Lippen. Cam verkrampfte sich, bereit für eine Konfrontation, aber Gavin schnitt ihm das Wort ab.
„Spart euch das für morgen, ihr Idioten“, forderte Gavin. „Wir sind erst seit fünf Minuten hier, also lasst uns ankommen und ein wenig Spaß haben. Ich habe gehört, dass es heute Nachmittag eine große Fahrt geben wird, um Spiele und Fisch zu bringen, und dann braten wir die Fische und machen eine Grillparty.“
Gavin knallte die Autotür zu, nahm seinen Koffer und seinen Schlafsack und ging voran zu den Hütten. Die Berserker hatten für das Wochenende mehrere Quadratkilometer Campingplätze und Wald gemietet; die Vermietung enthielt ein paar Dutzend Ansammlungen von braunen Holzhütten, die sich um überdachte Unterhaltungspavillons gruppierten. Der größte Pavillon war auf der Karte des Campingplatzes eingezeichnet worden und für die Dauer des Aufenthalts als primärer sozialer Bereich und als Bereich für die Zubereitung von Speisen ausgewiesen. „Lass mal sehen …“, murmelte Gavin sich selbst zu und schaute auf das Blatt Papier, das ihre Hüttenzuteilung enthielt. „Drei null fünf …. Drei null sechs … drei null sieben! Das ist unsere.”
Er nahm den beiliegenden Schlüssel, stieß die Tür auf und ging hinein. Ihre Hütte hatte zwei Hauptzimmer, eins mit einer Küchenzeile und ein paar abgetragenen Sesseln und das andere mit vier sehr einfachen Einzelbetten mit Metallrahmen.
Gavin, Cam und Wyatt stöhnten alle gleichzeitig, als sie die Betten sahen.
„Wir werden scheiße schlafen“, fasste Wyatt zusammen.
„Als wenn ich nicht bereits die letzten zwei Wochen damit verbracht habe, mein California King Bett zu Hause zu vermissen“, stimmte Cam ein.
Gavin warf seinen Koffer und seinen Schlafsack auf das Bett, das am weitesten von der Tür entfernt war und streckte sich dann darauf aus.
„Zumindest sind wir nicht mehr im Auto”, sagte er. „Weiß einer von euch, wo Ma und Pa bleiben?“
„Sie sind auf der anderen Seite des Camps. Die meisten Alpha Paare sind an einem einzigen Ort und der Rest ist aufgeteilt nach Clans oder nach dem Teil des Landes, aus dem sie kommen. Keine Frauen und Männer in derselbe Hütte“, sagte Cam.
Wyatt und Gavin schauten ihn beide mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Was? Ma hat mir gestern eine Ansprache gehalten. Sie sagte, sie will, dass wir keine Probleme machen”, sagte Cam.
Wyatt warf seine Sachen auf eines der anderen Betten und schaute sich im Zimmer um, sein Missfallen war offensichtlich.
„Es gibt besser wirklich heiße Frauen auf diesem Ausflug“, seufzte Wyatt.
„Da gibt es nur einen Weg, das rauszufinden, hm?“, schlug Cam vor und nickte in Richtung Tür der Hütte.
„Auf jeden Fall. Ich verhungere. Vielleicht können wir ein nettes fettes Reh fangen und alle Damen mit unseren Jagdfähigkeiten beeindrucken.”
Gavin konnte nur seinen Kopf schütteln und seinen Brüdern folgen, in dem Versuch sie in Zaum zu halten.
3
Mehrere Stunden, mehrere Rehe und zahllose Eiskübel mit Fisch später, waren die Festlichkeiten in vollem Gange. Gavin floh aus der Hütte, er hatte geduscht, nachdem er eine Stunde die Fische zum Grillen ausgenommen hatte. Er dankte seinem Schicksal, dass er in der Red Lodge aufgewachsen, wo sein Vater ihm beigebracht hatte, sich selbst zu ernähren; einige der Männer bei dem Treffen waren geradezu zimperlich, wenn es darum ging, ihre Fänge zu schlachten, und die Beran Männer hatten sich den ganzen Nachmittag vor Lachen kaum halten können.
Als Gavin auf dem Weg zum Hauptpavillon war, sah er Dutzende Berserker, die sich in ihrer Bärenform tummelten oder herumschlenderten und die Trampelpfade des Camps belegten. Der Anblick ließ seine Brust sich vor Freude zusammenziehen, einfach die Menschen in ihrer natürlichen Form zu sehen. Ein seltener Anblick, aber etwas was ihn stolz machte, ein Bärenverwandler zu sein.
Er dachte daran, was passieren würde, wenn Menschen plötzlich hier hereinkommen würden. Wie panisch sie sein würden, so viele Bären in jeglicher Größe und Form zu sehen, die rannten und knurrten und sich gegenseitig auf den Boden warfen. Der Gedanke ließ ihn laut kichern.
Gavin war so in Gedanken versunken, mit seinen Augen auf den Boden blickend, während er ging, dass er Faith nicht bemerkte, bis er in sie stieß, als er auf den Pfad trat. Seine reine Größe ließ sie umfallen und alles, was sie im Korb in der Hand hielt fiel heraus, Obst und Gemüse verbreitete sich überall.
„Oh!“, ärgerte sich Faith mit weit aufgerissenen Augen. Sie trug ein graues Baumwollkleid, das sie von Nacken bis Fuß bedeckte. Ihr schimmerndes blondes Haar war geflochten und hochgesteckt und bot einen eleganten Hauch.
„Ah. Tut mir leid, Faith“, sagte Gavin. „Ich habe nicht hingeschaut, wo ich hingehe.“
„K-kein Problem“, antwortete Faith und schaute ihn einen Moment nervös an, ehe sie sich die verstreuten Lebensmittel ansah.
„Hier, lass mich dir helfen.” Gavin wollte ihr aufhelfen und kam nicht umhin zu bemerken, wie sie erblasste, ehe sie ihre Hand in seine gleiten ließ. Er sah, wie sie bei dem Kontakt schauderte und wie sie rot wurde, als wenn sie irgendetwas ganz anderes tun würden.
„Ich … äh … ich hätte auch gucken sollen”, stotterte Faith und riss ihre Hand von ihm los, sobald sie wieder stand. Nach dem sie ihr Kleid abgebürstet hatte, begann sie, die Kartoffeln und das Getreide und die verpackten Erdbeeren und Blaubeeren einzusammeln. Gavin sah, dass sie ihren Körper in einen bestimmten Winkel gebeugt hatte, sie wollte sichergehen, dass sie ihm nicht ihre Rückseite zeigte, während sie die Dinge aufsammelte. Eine merkwürdige zurückhaltende Gewohnheit, um ehrlich zu sein.
„Kein Problem”, sagte er und half ihr die letzten zwei Packungen Obst aufzuheben. Er überreichte sie ihr, während sie alles wieder in den Korb legte und mit einem karierten Tischtuch bedeckte.
Faith schaute zu ihm hoch und biss sich mit den Zähnen auf die Unterlippe. Ihr Blick glitt zum Trampelpfad, von dem sie gekommen war und eine Sorgenfalte bildete sich auf ihrer Stirn.
Gavin runzelte die Stirn, sein Blick ging in die Richtung, in die sie schaute.
„Kommt dein Bruder oder so?“, fragte er.
„Nein. Ähm. Nein“, sagte Faith und wechselte das Thema. „Gehst du zum Grillfest? Ich bringe die Sachen dorthin.”
„Ja. Macht es dir was aus, wenn ich mitkomme? Ich will nicht, dass du Probleme bekommst“, sagte Gavin.
Wut glitzerte kurz in Faiths Augen auf und gab Gavin Hoffnung. Vielleicht war Faith nicht so demütig, wie ihr Bruder es gern hätte. Er konnte sie vielleicht kontrollieren, aber es schien, dass ein kleiner Teil von ihr nicht gezähmt werden wollte.
„Das wäre schön”, sagte sie zu Gavins Überraschung.
„Lass mich den Korb tragen“, bot er an. Sie überreichte ihn ihm mit einem schnellen Lächeln, ihr Kopf neigte sich wieder nach unten, als sie losgingen.
Gavin nutzte den Moment, um die schlanke Linie ihres Nackens zu bewundern, und die feinen Kurven ihres Körpers unter diesem schmucklosen Kleid. Seine Lippen zuckten, als er erkannte, dass, egal wie Faith sich anzog, sie ihre Weiblichkeit nicht verstecken konnte.
Als sie den Hauptbereich erreichten, war das Abendessen im vollen Gang. Es gab Tische mit stapelweise frisch gebratenem Fisch und Wildfleisch, sowie jede vorstellbare Vorspeise und Nachtisch.
„Das sieht wunderbar aus“, sagte Gavin.
„Ja, ich glaube, ich komme ein wenig zu spät mit dem Korb”, sagte Faith, als sie das Fest ansah.
„Ich glaube nicht, dass ihn jemand vermisst“, sagte Gavin mit einem Winken. Faith wurde wieder rot, aber