»Postmoderne in ihrer durch die schnelle Vermarktung verflachten Form ist ein leicht verständlicher Begriff, der alle Erwartungen erfüllt, die man in ein Schlagwort setzen kann, er bedient den Common Sense ... Die Moderne wird zum Sündenbock für alles, was man nicht mag, im Post aber ist man dann fein raus.«
Peter Engelmann, ›Einführung‹, in: Postmoderne und Dekonstruktion‹
In diesem kritischen Befund über die Moderne sind sich die unterschiedlichen Postmoderne-Theorien einig, unabhängig davon, ob die Postmoderne nun als Krise der Moderne, als Endzeit oder Stillstand der Moderne, als Zerfallsform der Moderne oder als reflektierte Stufe der Moderne verstanden wird.
»Was nennen wir die Postmoderne? ... Ich muss sagen, dass ich Schwierigkeiten habe, darauf zu antworten, weil ich niemals richtig verstanden habe, was eigentlich mit dem Wort Moderne gemeint ist.«
Michel Foucault
Im Namen der Postmoderne werden die Leitmotive der Moderne grundsätzlich in Frage gestellt, aber eben nicht im Sinne einer Korrektur oder Neuformulierung dieser Leitmotive, sondern durch ihre Radikalisierung. Diese postmoderne Radikalisierung der Moderne ist als Pluralisierung gefordert worden. So spricht Ihab Hassan von einer nötigen »Re-Vision der Moderne«; und Jean-François Lyotard hat sich sogar vom Begriff der Postmoderne distanziert, weil er nicht einer modischen Beliebigkeitsthese das Wort reden wollte, und stattdessen von einer »redigierten Moderne« gesprochen. Seine These lautet: Man muss postmodern gewesen sein, um wirklich modern zu werden. Insofern ist die Postmoderne immer beides: der Bruch mit der Moderne und der Zustand nach diesem Bruch. Die Postmoderne hat darin experimentellen Charakter und kann sogar als rettender und äußerster Selbstversuch der Moderne gelten.
Der marxistische Literaturwissenschaftler Fredric Jameson hat die Postmoderne als »Spannungsfeld« beschrieben, »in dem sich sehr unterschiedliche kulturelle Impulse behaupten müssen«. Jameson nennt fünf Merkmale der Postmoderne:
1 Eine neue Oberflächlichkeit, das heißt Verlust der Tiefendimension.
2 Der daraus resultierende Verlust der Historizität, nicht nur in Bezug auf das allgemeine Geschichtsverständnis, sondern auch in Hinblick auf das private Zeiterleben: Geschichte wird schizophren.
3 Das führt zu einer »völlig neuen emotionalen Grundstimmung«, gekennzeichnet durch »Intensitäten« und durch das Gefühl des Erhabenen.
4 Eine neue, die soziale wie ökonomische Struktur bestimmende postmoderne Räumlichkeit, bedingt und abhängig von der neuen Technologie.
5 Neue Maßgaben für eine politische Kunst innerhalb des »verwirrenden neuen Welt-Raums des multinationalen Kapitals«. (Jameson, ›Zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus‹, in: Huyssen/Scherpe (Hg.): ›Postmoderne. Zeichen eines kulturellen Wandels‹, S. 50)
Die Postmoderne stellt die Prämissen der Moderne in Frage. Eine reflektierte Postmoderne, die nicht bloß die Moderne verachtet und ihre Katastrophe zynisch feiert, kann als radikale Selbstkritik der Moderne gelten. Sie verwirft Aufklärung, Vernunft, Wahrheit und andere Grundbausteine der Moderne nicht, sondern versucht, das jeweils Ausgeschlossene, Andere und Unterdrückte dieser modernen Leitmotive zu realisieren.
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