Achtes Kapitel. Die Witwe Mrs. Gowan wird daran erinnert, daß es nicht geht.
Neuntes Kapitel. Erscheinen und Verschwinden.
Zehntes Kapitel. Die Träume der Mrs. Flintwinch mehren sich.
Elftes Kapitel. Ein Brief von Klein-Dorrit.
Zwölftes Kapitel. In welchem eine große patriotische Konferenz gehalten wird.
Dreizehntes Kapitel. Der Fortschritt einer Epidemie.
Vierzehntes Kapitel. Rats erholen.
Achtzehntes Kapitel. Ein Luftschloß.
Neunzehntes Kapitel. Der Sturm auf das Luftschloß
Zwanzigstes Kapitel. Einleitung zum nächsten
Einundzwanzigstes Kapitel. Die Geschichte einer Selbstquälerin
Zweiundzwanzigstes Kapitel. Wer kommt so spät bei Nacht vorbei?
Dreiundzwanzigstes Kapitel. Mrs. Affery macht ein bedingtes Versprechen bezüglich ihrer Träume.
Vierundzwanzigstes Kapitel. Der Abend eines langen Tages
Fünfundzwanzigstes Kapitel. Der Oberhaushofmeister gibt sein Amtssiegel zurück.
Sechsundzwanzigstes Kapitel. Sturmernte.
Siebenundzwanzigstes Kapitel. Der Zögling des Marschallgefängnisses.
Achtundzwanzigstes Kapitel. Eine Erscheinung im Marschallgefängnis.
Neunundzwanzigstes Kapitel. Eine Bitte im Marschallgefängnis.
Dreißigstes Kapitel. Abschließen.
Einunddreißigstes Kapitel. Abgeschlossen.
Zweiunddreißigstes Kapitel. Zum Ende!
Dreiunddreißigstes Kapitel. Zum Ende.
Vierunddreißigstes Kapitel. Ende
Erstes Buch. Die Armut.
Einleitung.
Den Roman »Klein-Dorrit« hat Dickens in den Jahren 1855/57, also in seiner schöpferisch fruchtbarsten Lebensperiode, geschrieben. Klein-Dorrit ist vielleicht die berühmteste seiner vielen großen Romangestalten, zum mindesten ist sie die rührendste und lichteste. Sie ist der Agnes im David Copperfield wesensverwandt. Aber Agnes ist mehr von außen beschrieben, ist vom Dichter als Ziel seiner Sehnsucht gesehen, ist ein Phantasiegeschöpf sehnender Liebe. Klein-Dorrit dagegen ist aus dem Herzblut des Dichters erwachsen; sie ist durchweg von innen her gestaltet. Sie ist nicht Außenziel, sondern sie bewegt den ganzen Roman. Unhörbar dreht sich die Erde, sagt Nietzsche. Unhörbar kreist in diesem gestaltenreichen Roman alles um Klein-Dorrit. Klein-Dorrit ist einer der stillsten, leisesten Menschen, die es geben kann. Sie macht nicht im mindesten Betrieb. Und doch treibt sie alles an, sich für oder gegen das gute Prinzip, das sie vertritt, zu entscheiden. So wandeln Engel auf Erden . – Ach, auf Erden? Sie wandeln in den irdischen Werken der Dichter. Denn in der Wirklichkeit dürften wir ein Geschöpf wie Klein-Dorrit vergebens suchen. Aber das ist ja grade die Gnadengabe der Dichter, daß sie das Poetisch-Schöne auf unsere unvollkommene Erde herabzaubern; daß sie uns jene höheren Sphären ahnen lassen, nach denen wir alle ein heimliches Verlangen tragen.
Wunderbar schlicht zeichnet Dickens Klein-Dorrit: als das im Schuldgefängnis geborene Kind »eines durch allerlei seltsame Schicksalsverkettungen verarmten und verschuldeten Mannes, dem es nicht gelingt, sich von seinen Schulden zu befreien. Das Kind Dorrit wächst in den Gefängnismauern auf, fern von der Freiheit blühender Wiesen und sich unbekümmert bewegender Menschen. Es wächst auf in grauen, muffig riechenden Mauern der Gefängnis-Armut, zwischen grauen Gesichtern armer Schuldgefangener. Wo blüht für sie je ein bißchen Freude? Wo lacht für sie je ein Sonnenstrahl? Da geschieht dann das unbegreifliche Wunder: dieses Kind ist sich selbst Gottes reinste Freude. Es ist nur für andere da, sorgt nur für andere, arbeitet und darbt für den Vater, um sein Los zu erleichtern. Der Vater weiß nicht oder will nicht wissen, woher die guten Gaben stammen. Er nimmt sie unwidersprochen hin. Für alle sorgt Klein-Dorrit, für die Geschwister, die, andern Blutes als sie, sie ausnutzen, ihre Aufopferung als selbstverständlich ansehen. Für alle sorgt sie, auch für die Mühseligen und Beladenen ihrer weiteren Umwelt, wie für das alte Kind Maggy, das, mit seinem Kopf in Klein-Dorrits Schoß, schläft, während sie die Nacht hindurch wacht. Und all das tut Klein-Dorrit so selbstverständlich, als könnte es gar nicht anders sein.
Bis Arthur Clennam in ihren Kreis tritt, der freudlose Sohn eines freudlosen Elternhauses, dessen gutes Herz in einer von trostloser Strenge überschatteten Jugend verkümmerte und nun erst aufblüht, da dieser lange Roman beginnt. Wieder beschwört Dickens' Phantasie eine Fülle von Gestalten aus der Welt des Guten und Lebenstüchtigen wie des Verderbten, des Verruchten und Gemeinen. All das möge der Leser selbst nachlesen, und er möge sich daran freuen, wie des Dichters unverrückbarer Glaube an den endgültigen Sieg des Edlen und Lichten hier wiederum seine vollen Triumphe feiert.
Auch bei dieser Textrevision hat dem Unterzeichneten Frau Clara Weinberg, Hamburg, freundlich mitgeholfen.
P. Th. H.
Erstes Kapitel. Sonne und Schatten.
Vor dreißig Jahren lag Marseille eines Tages im glühenden Sonnenbrand da.
Eine helleuchtende Sonne an einem sengend heißen Augusttag war im südlichen Frankreich damals keine größere Seltenheit als zu jeder andern Zeit, vor- und nachher. Alles in und um Marseille starrte zu der glühenden