Die Weltportale (Band 3). B. E. Pfeiffer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B. E. Pfeiffer
Издательство: Bookwire
Серия: Die Weltportale
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783038961536
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man das Portal vielleicht gewaltsam mit Magie öffnen.«

      »Unmöglich zu diesem Zeitpunkt«, murmelte Seratus und verschränkte die Arme. »Es muss einen anderen Weg geben. Irgendjemand muss doch in der Lage sein, das Portal zu öffnen.«

      »Ich glaube, ich kann helfen.« Hektor räusperte sich und trat mit gesenktem Blick nach vorn. Er wirkte mit einem Mal unsicher und verlegen.

      Die Lunara hatten eine sehr klare Rangordnung und erhielten bei ihrer Geburt ein Schicksal zugewiesen, dem sie folgten. Hektor, der ein Handwerker bei den Lunara war, durfte eigentlich nicht in das Wissen eingeweiht sein, über das er jetzt sprach. Vielleicht war es keine wirkliche Unsicherheit, die Eleonora an ihm wahrnahm, nur die Erkenntnis, dass er etwas tat, das bei seinem Volk als falsch angesehen wurde, und er hatte deswegen bisher nicht gewagt, das Wort zu erheben.

      »Du?«, fragte Morgana und schnalzte mit der Zunge. »Was könnte ein Handwerker über die Siegel an unserem Portal wissen?«

      »Es mag dich überraschen, aber ich habe viel von meiner Mutter gelernt«, erwiderte Hektor und schien an Selbstbewusstsein zu gewinnen. »Denn obwohl sie unseren Regeln stets gefolgt ist, hat sie mir oft etwas erzählt. Als hätte sie gewusst, dass sie nicht bei uns sein würde, wenn wir ihre Hilfe bräuchten.«

      Er sah Eleonora an und die Trauer, die er zu verbergen suchte, war mit einem Mal für sie greifbar. Hektor war vermutlich immer anders gewesen als für Lunara üblich. Er hatte sich nicht mit dem ihm vorbestimmten Weg abgefunden, hatte alles infrage gestellt. Und jetzt kämpfte er mit den Gefühlen, die er nicht verstand und die dennoch plötzlich da waren.

      Morgana wollte ihn gerade zurechtweisen, als Eleonora zu ihm ging. »Bitte sag mir, was du weißt. Ich will es hören.«

      Hektors Mundwinkel zuckten, als er mit seinen hellblauen Augen zu ihr hinabblickte. Eleonora war das Licht, sie hatte die Lunara vor dem sicheren Tod unter Wasser gerettet. Niemand würde ihr widersprechen und sie hatte ihm ihr Vertrauen durch ihre Worte ausgesprochen. Neuer Mut schien in ihm zu erwachen und er räusperte sich noch einmal.

      »Es stimmt, die Priesterinnen sind die Einzigen, die das Portal in unsere Welt öffnen können, wenn sie den magischen Spruch und zumindest einen Teil des Mondsteins besitzen. Aber sie müssen keine auserwählten Priesterinnen sein. Es genügt, wenn sie die Gabe in sich tragen.« Sein Blick glitt zu Sarina, die sich mit einem Mal verkrampfte. »Du hast diese Gabe, nicht wahr? Sonst hättest du selbst mit der Fürsprache des Rates keine Wächterin werden können.«

      Eleonora wandte sich zu ihrer Großmutter um. Sarina war nicht dazu bestimmt gewesen, als Wächterin über den Schatten in der Menschenwelt zu leben. Sie verdankte ihre Entsendung einem Gefallen, den der Ratssprecher ihr geschuldet hatte.

      »Ist das wahr?«, wollte Eleonora wissen.

      Sarina seufzte und nickte. »Ja, es ist wahr. Angeblich war bei meiner Geburt nicht eindeutig, welchem Weg ich folgen sollte. Da meine Schwester bereits Priesterin war, wurde ich den Kriegern zugeteilt. Keine Familie schickte beide Kinder auf denselben Weg, wenn es nicht ohne Zweifel vorbestimmt war.«

      »Das heißt, du kannst das Portal öffnen? Denn einen Teil des Mondsteins besitzt du in dem Stab der Wächter«, hakte Eleonora nach.

      »Nur wenn ich die Symbole und den Spruch entschlüsseln kann«, wich Sarina ihr aus. »Ich verstehe aber die Sprache der Clavema nicht. Dieses Volk verschwand wie bereits erwähnt mit den Portalen. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen über sie und es war mir nicht erlaubt, dieses Wissen zu erlernen.«

      Dano wimmerte neben Eleonora und vergrub seine Finger noch tiefer im Sand. »Symbole«, keuchte er und kniff die Augen zusammen. »Kann mich nicht erinnern …«

      Eleonora strich ihrem Großvater beruhigend über den Rücken. »Denkst du, du kannst sie entschlüsseln, Hektor?«, fragte sie leise und sah zu dem Lunara auf.

      Dieser legte den Kopf schief, bevor er sich dem Portal zuwandte. Seine Lippen bewegten sich und er machte einen Schritt nach vorn und dann zurück. Er sank ebenfalls auf seine Knie und begann, etwas in den Sand zu zeichnen.

      »Können wir irgendwie helfen?«, fragte Lucius nach einiger Zeit.

      Aber Hektor reagierte nicht auf ihn, blickte immer wieder zu dem silbernen Rahmen auf, verwischte einige Zeichen im Sand und schrieb neue hin.

      »Und deswegen habt ihr mich geweckt?« Daphne gähnte und setzte sich neben Eleonora. Sie betrachtete ihre Freundin mit sorgenvollem Blick. »Wie geht es dir?«

      Eleonora zuckte mit den Schultern. »Mein Vater ist noch nicht aufgewacht, mein Großvater spricht kaum und leidet. Nina hat sich dem Schatten angeschlossen und Aestus …« Sie stieß den Atem aus. »Entschuldige, dass ich gerade aufzähle, was du ohnehin schon weißt.«

      Daphne legte eine Hand auf ihre Schulter. »Schon gut, das ist alles ziemlich schwierig für dich und deine Mutter. Aber dein Vater wird wieder gesund. Nina bringen wir zur Vernunft und Aestus lebt und wird sich befreien können.«

      »Nina ist in die Dunkelheit gefallen«, murmelte Eleonora. »Ich weiß nicht, ob wir sie erlösen können. Sie ist freiwillig mit dem Schatten gegangen.« Sie machte eine Pause und fügte dann flüsternd hinzu: »Meinetwegen.«

      »Lass dir das nur nicht von Nina einreden!«, erwiderte Daphne und hob den Zeigefinger. »Sie hätte in den drei Jahren etwas unternehmen können. Dann hätte sie nämlich schon davor gewusst, dass Aestus kein Interesse an ihr hat. Das ist nicht deine Schuld!«

      Eleonora rang sich ein Lächeln ab. »Ich danke dir.«

      »Symbole«, sagte Dano plötzlich und riss Eleonora und Daphne damit aus ihrem Gespräch. »Das Amulett weist die Lösung.«

      »Das Amulett? Meines?«, fragte Eleonora und Dano nickte, bevor er die Hände an seine Schläfen legte. Staub verteilte sich auf seiner Haut und seinem Haar und er stöhnte wieder, als hätten ihm diese wenigen Worte unerträgliche Schmerzen bereitet.

      Daphne strich Dano über den Rücken. »Ich kümmere mich um ihn. Sieh dir das Amulett und das Portal an.«

      Eleonora zögerte, dann nickte sie und löste sich von ihrem Großvater. Daphne strich weiterhin über seinen Rücken und redete beruhigend auf ihn ein, während Eleonora auf das Portal zutrat und ihre Augen schloss. Ihre Fingerspitzen berührten das warme Metall des Anhängers gerade, als das Klingeln anschwoll und Wärme sich ausbreitete.

      Sie öffnete ihre Lider und hielt den Atem an, als einige Symbole am Rahmen hell aufleuchteten. Vorsichtig berührte sie Hektor an der Schulter, der daraufhin aufsah und dann keuchte.

      »Wie hast du das geschafft?«, fragte er, während er seine Zeichen wegwischte und hastig neue aufzeichnete.

      »Ich denke, mein Amulett kann mehr, als ich geahnt habe«, erwiderte Eleonora.

      »Jedenfalls hat es mir gerade einige Zeit erspart, mögliche Kombinationen zu testen«, erklärte Hektor und sah mit einem äußerst zufriedenen Ausdruck in den Augen zu ihr auf. »Ich kenne jetzt die Zauberformel, mit der wir das Portal öffnen können.«

      Eleonora beobachtete Sarina, wie sie das Zepter der Wächter in ihrer Hand wog. Die Lunara wirkte tief in Gedanken versunken, während sie die Worte studierte, die Hektor aufgeschrieben hatte. Eleonora hatte sie nicht verstanden. Es war eine alte Lunara-Sprache gewesen, in welcher der Spruch verfasst worden war. Selbst Sarina schien diese nicht richtig sprechen zu können.

      Die Sonne erhob sich gerade über das Schloss, als Sarina endlich aufsah und nickte. »Ich bin so weit«, verkündete sie und drehte sich zu ihrer Enkeltochter um. »Würdest du zu mir kommen?«

      Eleonora fragte nicht nach dem Grund, sondern trat an die Seite der Lunara. Sie warf einen Blick zu ihren Freunden, die Dano stützten, bevor ihre Augen an Seratus hängen blieben.

      Der Magierkönig wirkte noch nervöser als Sarina. Vielleicht, weil er um die Linien besorgt war. Oder weil sie einen Fehler begingen und dem Schatten