Kleine Frauen, Band 3: Kleine Männer. Louisa May Alcott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louisa May Alcott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783849658885
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kleinen Finger in allen hausgemachten Torten, und die schmeckten allen deswegen nur umso besser, denn man glaubte an Babys in Plumfield.

      Dick Brown und Adolphus, genannt Dolly, Pettingill waren zwei Achtjährige. Dolly stotterte schwer, verbesserte sich aber ständig, denn niemand durfte sich über ihn lustig machen, und Mr. Bär versuchte, ihn ganz davon zu kurieren, indem er ihn langsamer sprechen ließ. Dolly war ein guter kleiner Kerl, ziemlich uninteressant und gewöhnlich, aber er gedieh prächtig und erfüllte seine täglichen Pflichten mit Ruhe und Präzision.

      Dick Browns Leiden war sein krummer Rücken, doch er ertrug seine Last so fröhlich, dass Demi einmal auf seine seltsame Art fragte: "Machen Buckel Menschen gutmütig? Ich hätte gerne einen, wenn dem so ist." Dick war immer fröhlich und gab sein Bestes, um wie die anderen Jungen zu sein, denn in dem schwachen, kleinen Körper lebte ein beherzter Geist. Zu Beginn war er ziemlich empfindlich wegen seines Leidens, lernte aber bald, dieses zu vergessen, denn niemand wagte es, ihn daran zu erinnern, nachdem Mr. Bär einen Jungen bestraft hatte, weil dieser ihn ausgelacht hatte.

      "Gott ist es egal; denn meine Seele ist gerade, auch wenn mein Rücken dies nicht ist", schluchzte Dick seinem Peiniger damals entgegen; und indem die Bärs auf diesem Gedanken aufbauten, brachten sie ihn bald zu der Überzeugung, dass auch die Menschen seine Seele liebten und sich nicht um seinen Körper scherten, außer um ihn zu bemitleiden und ihm dabei zu helfen, ihn zu ertragen.

      Als er einmal mit den anderen Zoo gespielt hatte, fragte ein Junge: "Welches Tier willst du sein, Dick?

      "Oh, ich bin ein Dromedar; siehst du nicht den Buckel auf meinem Rücken?", war die fröhliche Antwort.

      "Gut, dann bist du das, mein lieber Kleiner, der keine Lasten trägt, sondern zusammen mit dem Elefanten die Prozession anführt", sagte Demi, der das Spektakel arrangierte.

      "Ich hoffe, dass andere genauso nett zu dem Armen sein werden wie meine Jungs ", sagte Mrs. Jo, die recht zufrieden war mit dem Erfolg ihrer Lektionen, als Dick an ihr vorbei schlenderte und wie ein sehr glückliches, aber schwaches, kleines Dromedar aussah, vor allem neben dem stämmigen Pummelchen, dem die Rolle des Elefanten auf den Leib geschneidert war.

      Jack Ford war ein scharfsinniger, fast schon bauernschlauer Junge, den man auf diese Schule geschickt hatte, weil sie billig war. Viele Männer hätten ihn für einen klugen Jungen gehalten, aber Mr. Bär mochte seine Art, über Yankees zu reden, genau so wenig wie seine unknabenhafte Versessenheit und Liebe zu Geld, die er insgesamt für genauso krank hielt wie Dollys Stottern oder Dicks Buckel.

      Ned Barker war wie tausend andere Jungen im Alter von vierzehn Jahren, bestand fast nur aus Beinen, und benahm sich wie der Elefant im Porzellanladen. Die Familie nannte ihn tatsächlich den "Tollpatsch", weil man ständig erwartete, dass er über Stühle stolpert, gegen Tische stößt und alle kleinen Gegenstände in seiner Nähe umwirft. Er prahlte viel damit, was er alles tun konnte, aber er tat selten etwas, um dies zu beweisen, war nicht sehr mutig und ein kleiner Geschichtenerzähler. Man musste immer damit rechnen, dass er die kleinen Jungs schikanierte und den großen schmeichelte, und ohne wirklich schlecht zu sein, war er genau die Art von Kerl, der sich sehr leicht in die Irre führen ließ.

      George Cole war von einer übermäßig nachsichtigen Mutter verwöhnt worden, die ihn mit Süßigkeiten vollstopfte, bis er krank wurde, und ihn dann für zu zart hielt, um ordentlich zu lernen, so dass er mit zwölf Jahren ein bleicher, aufgedunsener Junge war, doof, mürrisch und faul. Ein Freund überredete sie, ihn nach Plumfield zu schicken, und dort brachte man ihn auf die richtige Bahn, denn Süßigkeiten waren nur selten erlaubt, viel Bewegung angesagt, und das Lernen war so angenehm, dass Pummelchen so sanft dazu verführt wurde, dass seine besorgte Mama ganz erstaunt war von seinen Verbesserungen und schließlich die Überzeugung gewann, dass in der Luft von Plumfield wirklich etwas Bemerkenswertes lag.

      Billy Ward war das, was man für gemeinhin als "zurückgeblieben" bezeichnen würde, denn obwohl er schon dreizehn Jahre alt war, entsprach er einem Kind von sechs. Er war einmal ein ungewöhnlich intelligenter Junge gewesen, und sein Vater hatte ihn viel zu hart rangenommen, ihm alle möglichen harten Lektionen erteilt, ihn sechs Stunden am Tag mit seinen Büchern arbeiten lassen und von ihm erwartet, dass er das Wissen so aufnimmt wie ein Schwamm das Wasser, das auf ihn getropft wird. Er dachte, er tue damit seine Pflicht, in Wahrheit hätte er den Jungen aber fast getötet, denn ein Fieber schickte das arme Kind schließlich in die längst überfällige, aber traurige Ruhepause; als er sich erholt hatte, hatte sich das überforderte Gehirn ausgeklinkt, und Billys Verstand war wie eine Schiefertafel, über die man besagten Schwamm gezogen hatte und die nun leer war.

      Es war eine schreckliche Lektion für seinen ehrgeizigen Vater; er konnte den Anblick seines verheißungsvollen Kindes nicht mehr ertragen, das sich in einen kränklichen Trottel verwandelt hatte, und schickte es nach Plumfield – weniger in der Hoffnung, dass ihm dort geholfen werden könnte, aber sich sicher, dass man ihn freundlich behandeln würde. Billy war ziemlich gefügig und arglos, und es war bedauerlich mitanzusehen, wie sehr er sich bemühte zu lernen – als ob er nach dem verlorenen Wissen, das ihn so viel gekostet hatte, greifen wollte. Tag für Tag grübelte er über dem Alphabet, sagte stolz A und B und dachte, er kenne die Buchstaben; aber am nächsten Tag waren sie wieder weg, und die ganze Arbeit war umsonst gewesen. Mr. Bär hatte unendlich viel Geduld mit ihm und setzte trotz der scheinbaren Hoffnungslosigkeit der Aufgabe seine Arbeit immer fort. Er belastete ihn nicht mit unsinnigen Stunden über Büchern, sondern versuchte sanft, die Dunstschwaden aus seinem verdunkelten Geist zu entfernen, und ihm so genug Intelligenz zurückzugeben, dass er zumindest halbwegs am täglichen Leben teilhaben konnte.

      Mrs. Bär stärkte seine Gesundheit mit jedem Mittelchen, das ihr einfiel, und die Jungs hatten alle Mitleid und waren sehr freundlich zu ihm. Er mochte ihre wilden Spiele nicht, sondern saß stattdessen stundenlang da und beobachtete die Tauben, grub Löcher für Teddy, bis selbst dieser eifrigste aller Buddler zufrieden war, oder folgte Silas, dem Mann, auf dessen Wegen und sah ihm beim Arbeiten zu, denn der ehrliche Si war immer gut zu ihm; und obwohl er seine Buchstaben vergaß, erinnerte sich Billy stets an freundliche Gesichter.

      Tommy Bangs war der Taugenichts der Schule, dazu noch der verschlagenste, kleine Taugenichts, der je gelebt hat. So voller Possen wie ein Affe, aber auch so gutherzig, dass man ihm seine Untaten einfach verzeihen musste; er war so zerstreut, dass Worte an ihm vorbeizogen wie der Wind, und doch so reuig ob jeder Missetat, dass es unmöglich war, ernst zu bleiben, wenn er wieder wortgewaltige Gelübde der Besserung schwor oder alle möglichen, seltsamen Strafen vorschlug, die er sich selbst gerne auferlegen würde. Mr. und Mrs. Bär waren ständig auf jedes mögliche Missgeschick vorbereitet, ob er sich nun als Nächstes sein Genick brechen, oder die ganze Familie mit Schießpulver in die Luft jagen würde; Nanny hatte eine ganz besondere Schublade, in der sie Verbandszeug, Pflaster und Salben für den nächsten Notfall aufbewahrte, denn Tommy wurde immer schon halb tot nach Hause gebracht; aber nichts brachte ihn je um, und er stand nach jedem Fall mit doppeltem Elan wieder auf.

      Schon an dem Tag, an dem er ankam, hackte er sich im Heuschneider einen Finger ab; im Laufe der folgenden Woche fiel er vom Stalldach, wurde von einer wütenden Henne gejagt, die ihm die Augen auspicken wollte, weil er ihre Küken untersuchte, kam gerade noch ungeschoren davon, nur um sich von Asta einen Klaps auf die Ohren einzufangen, weil sie ihn dabei erwischt hatte, wie er genüsslich einen Sahnetopf mit einem halben, gestohlenen Kuchen ausstrich. Unbeeindruckt von irgendwelchen Rückschlägen oder Ermahnungen fuhr dieser unbezähmbare Jugendliche jedoch fort, sich mit allen möglichen Tricks so zu amüsieren, dass sich bald niemand mehr sicher fühlte. Wenn er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, war er immer mit irgendeiner drolligen Ausrede zur Stelle; und wenn er Antworten auf bestimmte Fragen nicht wusste, erfand er sie einfach mit unglaublichem Geisteswitz – so kam er in der Schule erstaunlich gut zurecht. Aber außerhalb der Schule – mein lieber Herr Gesangsverein!, was Tommy alles anstellte!

      Er band die fette Asta mit ihrer eigenen Wäscheleine am Pfosten fest und ließ sie dort an einem geschäftigen Montagmorgen eine halbe Stunde lang wüten, toben und schimpfen. Er ließ einen heißen Cent auf Mary Anns Rücken fallen, als das hübsche Dienstmädchen eines Tages bei Tisch bediente, weil Gäste zum Abendessen gekommen waren; was dazu führte, dass