Dieses Gebet fand unmittelbare und tiefgehende Erhörung.
»In jenen Wochen«, schreibt Dave, »wirkte Gott in unseren Herzen, und noch heute höre ich Jim predigen, mit einer Leidenschaft, wie ich sie selten bei jemandem erlebt habe. Mehrere Jahre später, als ich überall herumreiste und vor Studenten über Äußere Mission sprach, traf ich immer wieder in Colleges oder Bibelschulen auf junge Menschen, bei denen der Entschluss, Gottes Ruf zu folgen, durch die Predigten von Jim auf unserer damaligen Evangelisationsfahrt hervorgerufen worden war und die sich jetzt auf den Dienst als Missionare vorbereiteten.«
Die folgenden Auszüge stammen aus Jims Tagebuch während jener Reise:
»Vater, lass mich schwach sein, auf dass ich die Kraft verliere, mich an weltliche Dinge zu klammern. Mein Leben, mein Ansehen, mein Besitz – Herr, mach, dass meine Hand nicht länger ergreifen und festhalten möchte. Ach, dass doch von mir weiche das Verlangen, nur zu streicheln! Wie oft habe ich den festen Griff gelockert, nur um mir das zu erhalten, was ich in ›harmlosem‹ Verlangen so schätzte – das streichelnde Berühren. Nein, öffne vielmehr meine Hand zum Aufnehmen des Kreuzigungsnagels, Vater, wie die Hand Jesu Christi – auf dass ich, indem ich alles loslasse, selber losgelassen werde, los von allem, was mich jetzt noch bindet. Auch bei Ihm war das Sinnen und Trachten auf den Himmel gerichtet, ja, auf die Gleichheit mit Dir, nicht auf Dinge, die man umklammert. So gib denn, Vater, dass ich loslasse.«
»In der letzten Zeit hatte ich viele innere Kämpfe – Zweifel, ob Gott sich um die Welt tatsächlich kümmert, wahrscheinlich daher rührend, dass man bei unseren Predigten so wenig Wirkung Seiner Kraft sieht. Gestern Morgen mächtigen Trost empfangen, als ich mir vor Augen hielt, dass der Glaube sich auf Tatsachen gründet, vor allem auf die Auferweckung Christi. Wäre Christus nicht auferstanden, so wäre mein Glaube nichtig.«
»Vater, mach mich zum Wendepunkt für andere. Stelle die, mit denen ich in Berührung trete, vor die Entscheidung. Lass mich nicht ein Meilenstein auf einer geraden Straße sein; mach mich zu einem Scheideweg, sodass Menschen, wenn sie Christus in mir gegenüberstehen, entweder in die eine oder in die andere Richtung gehen müssen.«
Ein Brief an seine Mutter, der das Datum vom 16. August 1948 trägt, ist in seinem Kreisen um Christus typisch für viele andere:
»Geliebte Mutter und ihr übrigen: Das wird wohl mein letzter Brief nach Hause sein, bevor ich komme, hoffe ich. Das Schreiben unterwegs ist immer ziemlich schwierig.
Wir nähern uns unserem heutigen Ziel. Möchte Gottes Kraft uns auch heute die Gewissheit geben, dass sie mächtig in uns wirkt. Der Geist des Propheten, heißt es, ist dem Propheten untertan – ich habe Mühe, ihn in der Untertänigkeit zu halten. Der Geist ist etwas Flüssiges, er strömt und fließt, sinkt und schlägt Wellen, je nach den Strömungen der Umstände. Jeden Gedanken zum Gehorsam gegen Christus zu bringen, das ist keine Arbeit, die man mit der linken Hand erledigen kann. Dienstagmorgen. – Ich freue mich, dass ich Gelegenheit habe, das Evangelium von der überschwänglichen Gnade unseres Gottes vor unerschütterlichen heidnischen Ureinwohnern zu predigen. Was für eine Auszeichnung, den ›guten Gott‹ verkündigen zu dürfen. Ich hoffe nur, Er wird mich denen predigen lassen, die den Namen Jesus noch nie gehört haben. Was sonst in diesem Leben wäre der Mühe wert?«
Am 23. August fährt das Tagebuch fort:
»Ich schreibe im Zug, nachdem ich vorher ›Wachstum einer Seele‹, das Leben Hudson Taylors, zu Ende gelesen habe. Die vierwöchige Tour ist vorüber, und ich hoffe fest, dass sich in der Ewigkeit zeigen wird, dass die Anstrengung sich gelohnt hat. Noch nie habe ich eine solche Freiheit beim Verkündigen erlebt. Sicher hat die Erhörung und Erfüllung von Gebeten mitgewirkt. Was für ein Gnadengeheimnis, dass Gott mir gestattet, das Schwert zu ergreifen und für Ihn zu streiten, obwohl ich noch ein solches Kind bin. Wie kindisch ich bin, zeigen die Seelenkämpfe heute Morgen. Früh um halb sechs stieg ich in Billings in den Zug und schlief unruhig bis neun. Ich wachte auf mit der Erkenntnis, dass ich noch immer im Reich Satans bin. Es war wohl eine von den Frauen, die im Abteil saßen. Sie stachelte den rotäugigen Kobold Begierde auf, und ach, wie gemein und hassenswert komme ich mir vor, nachdem ich jetzt gebetet und in der Schrift gelesen habe. Wie wird erst die Hölle sein, erfüllt von der Raserei ungestillter Begierde, siebenmal heißer gemacht durch die Rache eines zornigen Gottes! Ach, wenn ich denke, dass sie dorthin kommen, diese Männer und Frauen, diese fröhlichen jungen Burschen und Mädchen. Vater, ich bitte dich, bewahre sie; nur aus Gnade bin ich anders. Wann wird die Kraft des Heiligen Geistes mich dahin bringen, dass ich von dem zeuge, was ich gesehen und gehört habe?
In meinen Gefühlen bin ich lebhaft berührt worden durch die Lektüre von Hudson Taylors Liebessieg. Ich kann die Menschen, auch den gottesfürchtigen Menschen, nicht verstehen.
Nachdem er von einer unsichtbaren Macht überwunden ist und bereitwillig die unbedingte Herrschaft des einen, absoluten Herrschers anerkennt, wobei er sich selber und die tiefste Sehnsucht seiner Brust befriedigt findet, kann er dennoch in einer wahren Raserei danach lechzen, dass er noch stärker als bisher der Herrschaft einer Frauenliebe unterworfen wird. Vielleicht ist es auch das Verlangen, etwas selbst zu besitzen, nachdem er dadurch, dass er Christus als Herrn anerkennt, auf seltsame Weise enteignet worden ist. Und in meinem Inneren empfinde ich genau das Gleiche. Ach, dass doch Christus mir ein und alles wäre. Eigentlich ist Er das ja auch … Aber ich wünschte, dass ich hinweggerissen würde von einem Strom verzehrender Liebe zu Jesus, sodass alles Verlangen veredelt würde zu dem einen Verlangen nach Ihm.«
Jim kam am 24. in Portland an, blieb nur ein paar Tage und fuhr dann zu einer Bibelkonferenz nach Kalifornien und von dort zurück nach Wheaton.
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