Keine Keyboarderin zum Küssen. Jennifer Schreiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Schreiner
Издательство: Bookwire
Серия: Zum Küssen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960000518
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Hündin. Außerdem ließ sich diese Form der Geilheit längst nicht mehr durch meine zahlreichen One-Night-Stands befriedigen. Wenn nicht bald ein Wunder geschah, würde ich noch den nächsten Journalisten anspringen und flachlegen, der mir eine Frage zu meinem Liebesleben stellte – oder es mir gleich live auf der Bühne besorgen.

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      Kapitel 1

      Vorsichtig und zögerlich klopfte ich an die weiße, unscheinbare Tür und kam mir trotzdem wie ein Störenfried vor. Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre denselben Weg wieder nach unten gegangen, den ich eben noch in die andere Richtung gegangen war. Ich musste wirklich verrückt sein, herzukommen!

      »Herein!« Die Stimme hinter dem Holz klang vertraut und natürlich wusste ich, dass mir die Frau nicht gleich den Kopf abreißen würde, nichtsdestotrotz nahm das unwirkliche Gefühl in meinem Inneren weiter zu, wurde drängender, fast bezwingend.

      Gerade als ich die Hand nach der Tür ausstreckte, wurde diese aufgerissen, so heftig, dass ich zusammenzuckte. Fast genauso schnell wurde ich in das Büro gezogen und saß, bevor ich mich von meiner Überraschung erholen konnte, auf dem Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand.

      »Entschuldige, den … heftigen Empfang«, meinte Joanna und setzte sich mir gegenüber an ihren Tisch und beäugte mich neugierig. Da ich keine Anstalten machte, zu reden – dazu war ich noch nicht in der Lage – fügte sie hinzu: »Ich hatte nach dem Telefonat den Eindruck, du bräuchtest noch ein wenig Unterstützung.«

      »Ja, danke!« Ich sah mich nervös um, aber auch dieser Raum war harmlos und ganz normal eingerichtet. Ein Büro eben, ohne Hinweis darauf, dass ich mich in den Sündenpfuhl herabgelassen hatte.

      »Wir sind uns schon einmal begegnet«, meinte Joanna, um das Eis zu brechen. Ich tat ihr den Gefallen und sah sie an, überlegte, ob sie die Wahrheit sagte, musste aber schließlich den Kopf schütteln. »Ich erinnere mich nicht.«

      »Auf der letzten Release-Party von ‚Bad, Bed, Music‘«, erklärte mir die Chefin des Office-Escorts ohne jeden Tadel in der Stimme. Dabei war ich mir sicher, dass die attraktive Blondine normalerweise keinerlei Probleme hatte, im Gedächtnis der Leute zu bleiben. »Ich war in Begleitung von Trish und Ava dort.«

      Ich biss mir auf die Unterlippe, aber so langsam wusste ich wirklich, wer sie war – und auch die Erwähnung der beiden Frauen, die seit kurzem den Leadsänger unserer Band und den Drummer glücklich machten, ergab auf einmal einen Sinn.

      »Sind Trish und Ava …?«, begann ich, traute mich aber nicht, die Frage zu Ende zu stellen.

      »Bezahlte Begleiterinnen?«, vervollständigte Joanna für mich. »Eine Frage, die du besser den beiden stellst, oder Alex und Jacob.«

      Ich nickte. Alex und Jacob. Die beiden konnten wirklich was erleben! Schließlich hatten mich deren Empfehlungen hierher geführt. Wieder sah ich mich um. »Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich hier mache«, gab ich schließlich zu. Hauptsächlich, weil Joanna keine Anstalten machte, das Schweigen abermals zu unterbrechen. Unsicher trommelte ich auf der Stuhllehne und versuchte meine Gedanken zu sammeln.

      »Alex hat mir von einer Fantasie erzählt, die er schon immer in die Tat hatte umsetzen wollen«, murmelte ich endlich, wagte es aber nicht, die Blondine anzusehen. »Er meinte, ihr hättet ihm geholfen.«

      »Die Jagd?«, erkundigte sich Joanna. Ihre Stimme war wertfrei und sie wirkte nicht halb so pikiert, wie ich mich fühlte. Offensichtlich war sie wirklich einiges an erotischen Wunschvorstellungen gewohnt. Ich sah auf und traf auf einen Blick, der mich voll ehrlichem Interesse musterte.

      »Ich weiß, dass ihr eigentlich ein reiner SM-Begleitservice seid, der sich hauptsächlich auf Office- oder sonstige Job-Spiele fokussiert«, erklärte ich. Inzwischen konnte ich die Beschreibung auf der Webseite und die Regeln beinahe auswendig, hatte sie verinnerlicht, wie ein gutes Mantra. »Aber als mir Alex von der Jagd erzählt hat, wusste ich, dass ihr vielleicht die einzigen seid, die mich nicht auslachen.«

      Joanna nickte. »Die Jagd war spannend.«

      Ich konnte spüren, wie ein kurzes Lächeln meine Lippen umspielte. »Spannend« klang fast wie die Untertreibung des Jahrhunderts. Vor allem, wenn ich davon ausging, dass Alex dort Trish kennengelernt hatte. Die Frau, die er schon direkt im Anschluss an das erotische Spiel als »die Liebe seines Lebens« bezeichnete.

      Bei der Vorstellung auf so ein sinnlich-romantisches Zusammentreffen entrang sich mir ein leises Seufzen. Und das, obwohl ich zurzeit schon froh gewesen wäre, das ständig präsente Prickeln meiner Libido loszuwerden. Die ständige Geilheit.

      »Also gehe ich davon aus, dass deine Fantasie nicht in einem geschlossenen Büro stattfindet und auch nichts mit SM zu tun hat?«, erkundigte sich Joanna und legte ihre Hände zusammen. Eine Geste, die nachdenklich wirkte.

      »Nein.« Ich schluckte und wünschte mir zum hundertsten Mal in dieser Woche, die Wunschvorstellung einfach abschütteln zu können. »Zumindest glaube ich das nicht.«

      »Die Jagd war sehr aufregend, hat mir persönlich gut gefallen«, urteilte Joanna. »Die meisten Menschen haben sexuelle Fantasien und die meisten kann man überraschend einfach umsetzen – sobald man von ihnen weiß.« Sie zwinkerte mir zu, so als wären wir Verbündete auf derselben Seite. Konnten wir aber nur werden, wenn ihre Vorstellungskraft der meinen ebenbürtig war.

      »Aber meine Fantasien sind noch finsterer als die von Alex«, gab ich zerknirscht zu. Dann sprudelten die Worte, die ich mir vorher so sorgsam zurecht gelegt hatte aus mir heraus, als hätten sie nur auf jemanden gewartet, der zuhörte. Ich erzählte von dem Traum, der mich in der letzten Nacht heimgesucht hatte und noch von einigen anderen zuvor, ohne auch nur ein einziges, schmutziges Detail auszulassen.

      »Du hast Recht, man könnte es als SM-Spiele bezeichnen. Rollenspiele, die immer ein Dominanzgefälle haben und die viel mit Unterwerfung und inszenierter Vergewaltigung zu tun haben.« Die Blondine nickte andächtig. »Aber eigentlich sind wir keine Wunscherfüller in dieser Richtung.«

      »Mir ist klar, dass die Umsetzung meiner Träume heikel ist und die Realität anders aussieht.«

      »Besonders, weil der Grad zwischen strafbarer Handlung und genau das, was der Kunde will, wirklich hauchdünn ist«, erklärte die Chefin des Escort-Service. »Es hat auch etwas von einem Tunnelspiel.«

      »Man kann nicht mehr zurück, wenn man die Grenze überschritten und das Spiel begonnen hat?« Jetzt war ich diejenige, die zustimmend nickte.

      »Hast du dir das wirklich gut überlegt? Was, wenn du erst hinterher den Absturz hast und dich fragst, wie zum Teufel du solche Sachen in dieser Situation genießen konntest?«

      Ich schwieg und suchte nach einer Erklärung, die nicht nur mich überzeugte. Schließlich meinte ich: »Ich habe diese Träume seit Jahren, aber seit einem Monat sind sie unerträglich, sie verfolgen mich, sie nutzen jede Unachtsamkeit, um sich in mein Leben zu stehlen, inzwischen sogar jede freie Minute. Ich bin fast so weit, jeden Mann anzuspringen, der sich mir zur Verfügung stellt, aber es nutzt nichts. Ich kann diese Fantasien nicht mehr verdrängen und will wissen, wie es sich anfühlt, überwältigt zu werden, hilflos zu sein, ausgeliefert. Kein Mitspracherecht mehr zu besitzen und vom Willen anderer abhängig zu sein.« Wieder trommelten meine Finger wie von selbst auf der Armlehne. »Es ist kein harter Sex, nach dem ich verlange, es ist unkontrollierbarer Sex. Zumindest für mich unkontrollierbar.«

      Joanna nickte stumm, aber ihr Blick ließ mich immer noch nicht frei. Deswegen fuhr ich fort: »Ich will mich nicht hingeben … ich will dazu gezwungen werden, mich hinzugeben. Ich will all diese Dinge in die Tat umsetzen – umsetzen lassen. Aber ich bin nicht dumm und ich hätte gerne ein Sicherungsseil, ein Safeword.«

      »Ich habe jemanden, der mir einen Gefallen schuldet«, murmelte Joanna so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob ihre Worte wirklich