»Eine Triumphpforte österreichischer Kultur!«
Mit dem Jedermann beginnen die Salzburger Festspiele
»Ein monumentales Friedenswerk«
Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße
»So, Hund, du verfluchter, jetzt hast du es!«
Aufstieg und Ende der »wissenschaftlichen Weltauffassung«
»Österreich ist in mehrfacher Hinsicht der Schlüssel für die Zukunft Europas«
Die Moskauer Erklärung als Geburtsurkunde der Zweiten Republik
»Ich kann Euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!«
Leopold Figls Weihnachtsansprache
»Österreich ist frei!«
Der Staatsvertrag wird im Schloss Belvedere unterzeichnet
»Jetzt heißt es in die Fäuste spucken und arbeiten«
Kaprun wird Symbol für den Wiederaufbau Österreichs
»Er gleitet und schwebt, zwischen Fallen und Flug«
Toni Sailer siegt: Dreimal Gold bei Olympia
»Das Österreich-Bild in der Welt wird geprägt«
The Sound of Music hat Premiere
»Ein Dankeschön an die Frauen«
Udo Jürgens siegt beim Grand Prix de la Eurovision
»Brüssel hat uns nicht wollen«
Österreich tritt der Europäischen Union bei
Vorwort
Stefan Zweig macht es sich leicht. In seinem Buch Sternstunden der Menschheit diskutiert der große österreichische Literat nicht lange, was eine »Sternstunde« ist. Er beschreibt geschichtliche Momente mit selbstverständlicher Autorität. Er weiß: »Solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt ist, sind selten im Leben eines Einzelnen und selten im Laufe der Geschichte.«
Zweig definiert in seiner Sammlung von vierzehn Essays nicht, er legt seine Maßstäbe nicht offen, und er begründet nicht. Er hat recht. Er nennt sie Sternstunden, weil sie »leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen«.
»Sternstunden Österreichs« zu identifizieren, scheint im historischen Rückspiegel des begonnenen 21. Jahrhunderts doch ein wenig schwieriger. Vieles ist eine Frage der Definition. Was ist eine »Sternstunde«? In welchem Zeitraum sollen Ereignisse als »Sternstunden« beschrieben werden? Wo beginnen? Gibt es Österreich mit Gründung des »Kaisertums Österreich« im Jahr 1804? Oder gar erst ab November 1918, der Gründung der Republik? Oder doch schon mit der ersten überlieferten Erwähnung des geografischen Begriffs »Ostarrichi« in einer Urkunde des Klosters Freising aus dem Jahr 996? Seit wann gibt es »Österreich« als einheitliches Herrschaftsgebiet mit klaren Grenzen? Und ist Österreich überhaupt durch Abgrenzung zu beschreiben, wo doch das Grenzüberschreitende typisch ist?
Österreich macht es einem nicht leicht.
Meinen wir einen geografischen Ort – wo waren dann Österreichs Grenzen im Verlauf der Geschichte, wo sind sie heute? Reden wir von einem dynastischen Begriff – dem »Haus Österreich«? Von einer Nation? Gar von einer Idee? Österreich entzieht sich vielen dieser Definitionsversuche.
Weder (deutsche) Sprache noch Herkunft beschreiben »den Österreicher« umfassend oder gar ausschließlich. Natürlich war Wolfgang Amadeus Mozart Österreicher, obwohl sein Geburtsland Salzburg erst elf Jahre nach seinem Tod zum Kaisertum Österreich kam und er selbst sich als »deutscher« Komponist verstand – so wie Kaiser Franz Joseph, der nostalgische Inbegriff des »Österreichischen«, in seiner Selbstdefinition ein »deutscher Fürst« war. Österreichs erfolgreichster Feldherr Prinz Eugen wiederum stammte aus einer in Frankreich ansässigen Nebenlinie des italienischen Herzogsgeschlechts der Savoyer. Er schrieb Französisch und signierte seiner übernationalen Sendung gemäß dreisprachig: »Eugenio von Savoy(e)«. Und natürlich war der in Bonn geborene Ludwig van Beethoven bei seinem Tod Österreicher und der größte deutsche Komponist zugleich.
Sigmund Freud war Wiener, obwohl er aus Böhmen stammte und als englischer Staatsbürger starb. Das gilt auch für Oskar Kokoschka und Sir Karl Popper.
Die Geburtsorte »österreichischer« Dichter, Gelehrter, Musiker, Erfinder, Architekten, Diplomaten, Feldherren und Schauspieler definieren das »Österreichische« kaum. Die Frage, ob »Österreich« eine Nation ist, bewegte jahrzehntelang die Diskussion im vorigen und vorvorigen Jahrhundert und wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts je nach Deutung des Nationenbegriffs beantwortet.
Im Kulturbereich fällt es offenbar weniger schwer eine »Nation« zu definieren, obwohl damit meist die »deutsche« gemeint ist. Immerhin wird das Wiener Hofburgtheater schon 1776 zum »Nationaltheater« erhöht und damit der Vorrang der deutschen Sprache festgeschrieben.
Kaiser Josef II. beantwortet in einem amtlichen Rundschreiben anno 1783 die Frage, was Beamte des Kaiserreichs als ihr »Vaterland« zu empfinden haben: »Das Vaterland für Beamte ist die Monarchie, da alle Provinzen der Monarchie nur ein Ganzes ausmachen.« Einheit aus Vielfalt, immerhin.
Vom »Vaterland« – es war natürlich immer auch »Mutterland« – wird schon seit der frühen Zeit der Markgrafen und Herzöge aus dem Geschlecht der Babenberger gesprochen. Die zerstreuten Ländereien, Besitzungen und Weiler im Osten des bayerischen Herzogtums wachsen zu einer einheitlichen Rechtsgemeinschaft zusammen, werden ein Land und ein Heimatland: lateinisch patria. Bis zur »österreichischen Nation« wird es noch einige hundert Jahre brauchen. Immerhin verwendet schon Kaiser Franz II. den Begriff »österreichische Nation« im propagandistischen