Liebe, List und Leidenschaft. Sigrid-Maria Größing. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sigrid-Maria Größing
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Афоризмы и цитаты
Год издания: 0
isbn: 9783902998903
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als hochgebildeter Mann, dem seine Ehefrau Agnese von Montefeltro an kulturellem Interesse in nichts nachstand. Die Tochter wuchs wohlbehütet auf, bis sie zusammen mit ihrer Mutter in die Räder der Politik geriet. Denn ihr Vater hatte zunächst auf der Seite des französischen Königs Karl VIII. gekämpft, der Ansprüche auf den Thron von Neapel geltend machte. Es war den Truppen gelungen, die Stadt einzunehmen, wobei es Karl verabsäumte, seinem Heerführer und dessen Soldaten den vereinbarten Sold auszuzahlen. Fabrizio Colonna wechselte enttäuscht die Seiten und unterstützte in Zukunft Ferdinand II. von Aragón, dem er zurück auf den Thron verhalf. Es war der Stil der Zeit: Bündnisse wechselten in Italien ununterbrochen, daher kämpften die Söldner dort, wo ihnen mehr Beute und Lohn geboten wurde.

      Der König von Neapel stand durch die Bemühungen Fabrizios in der Schuld der Colonna, die er dadurch abzutragen suchte, indem er sich bemühte, ein Heiratsbündnis zwischen der erst dreijährigen Vittoria und dem fünfjährigen Spanier Fernando Francesco d’Avalos zu vermitteln, Sohn des Markgrafen von Pescara, Alfonso d’Avalos, mit dem das Haus Aragón befreundet war. Es sollte noch geraume Zeit vergehen, bis die jungen Leute einander tatsächlich kennenlernten, denn die Unruhen in Italien hörten nicht auf, sodass die Mutter Vittorias zusammen mit ihren Kindern mehrfach vor den ausländischen Truppen, die Italien zum Kriegsschauplatz machten, fliehen musste. Da eine Tante Vittorias auf Ischia lebte, floh die kleine Familie auf diese idyllische Insel im Golf von Neapel, wo sie einige Jahre in Sicherheit leben konnte, während die Kämpfe um Neapel weitergingen, in denen der Vater in Gefangenschaft geriet. Nachdem die Kampfhandlungen 1503 endlich beendet und Fabrizio freigekauft worden war, konnte er sich mit seiner Familie in Neapel niederlassen. In seinem Palast stellten sich schon bald die bedeutendsten Künstler der Zeit ein, er wurde zum kulturellen Treffpunkt, der weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt war. Hier fand 1509 die Hochzeit Vittorias mit Fernando statt, nachdem zwei Jahre vorher der bestehende Ehevertrag erneuert worden war.

      Fernando war alles andere als ein treuer Ehemann. Trotzdem liebte ihn Vittoria über alle Maßen. Die schöne Frau ertrug alle Demütigungen mit Gleichmut, denn die Affären ihren Gemahls waren Tagesgespräch. Selbst als Fernando der Gemahlin des Vizekönigs von Neapel, Isabella Requesens, eine wertvolle Perlenkette aus der Schmuckschatulle seiner Gemahlin schenkte und Isabella die Kette peinlich berührt an ihre Besitzerin zurückschickte, fand Vittoria immer noch Entschuldigungen für den untreuen Ehemann.

      Fernando Francesco war nicht nur ein Schürzenjäger, er hatte sich auch bald den Ruf eines mutigen, jedoch ungewöhnlich grausamen Heerführers erworben, der an der Seite seines Schwiegervaters in mehreren Schlachten erfolgreich war. Sein Schicksal war wechselvoll, denn auch er geriet in Gefangenschaft, wurde wieder freigelassen, wechselte die Fronten und lebte vorübergehend an der Seite seiner Geliebten Delia, einer viel umschwärmten Hofdame. Vittoria weilte indes auf Ischia, wo sie sich nach ihrem fernen Gemahl sehnte, der wenig Interesse an seiner schönen, geistreichen Frau zeigte, die seinem Empfinden nach in zu abgehobenen Sphären schwebte. Erst als er den Tod nahen fühlte, hatte er plötzlich das Bedürfnis, seiner Frau ein letztes Mal in die Augen zu sehen. Er war in der Schlacht bei Pavia 1525, in der er auf der Seite Karls V. gekämpft hatte, schwer verwundet worden und schickte, den Tod vor Augen, um Vittoria. Obwohl sie sofort von Ischia aufbrach, als sie die Botschaft erhielt, traf sie ihren Gemahl nicht mehr lebend an. Die Nachricht von Fernandos Tod erreichte sie in Viterbo.

      Vittoria hatte einen Mann verloren, der weit entfernt von einem idealen Gatten war. Dennoch beklagte sie seinen frühen Tod bis an ihr eigenes Lebensende. Als trauernde Witwe nahm sie weiterhin Anteil an den politischen Geschehnissen ihrer Zeit, wobei sie sich von ihrer eigenen Familie nach dem »sacco di Roma« entfremdete. Als Ischia in Gefahr geriet, von ausländischen Truppen überrannt zu werden, leistete sie einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zur Verteidigung der Insel, wofür sie von Kaiser Karl V. mit einer jährlichen Pension bedacht wurde. Trotz all ihrer Vermittlungsversuche, die Colonna aus den unmittelbaren Turbulenzen in Italien herauszuhalten, gelang ihr dies nicht. Ihr eigener Bruder verlor nicht nur an Einfluss, sondern auch die Familienbesitzungen und musste schließlich in Neapel um Exil ansuchen.

      Politisch war Vittoria ohne eigenes Verschulden gescheitert, ihr Name aber wurde durch ihre Freundschaft mit dem berühmten Michelangelo unsterblich. Im Laufe der Jahre war es ihr gelungen, einen Dichter- und Künstlerkreis um sich aufzubauen, in dem die berühmtesten Männer ihrer Zeit vertreten waren, wie Baldassare Castiglione, Gian Giorgio Trissino oder Ludovico Ariosto. Dass gerade der Maler Michelangelo die schöne Witwe in seinen Gedichten überschwänglich pries, überraschte. Über das Verhältnis der beiden wurde schon damals viel gemunkelt, wahrscheinlich ging ihre Verbindung aber nicht über eine platonische Beziehung hinaus. Denn immer wieder betonte Vittoria, keinen anderen Mann mehr lieben zu können und zu wollen. Dazu kam, dass der großartige Künstler Michelangelo kein Adonis von einem Mann war, dessen Verehrung Vittoria geschmeichelt hätte. Sie lebte in ihrer eigenen Kunstwelt, die von ihrem Gatten überschattet wurde: In ihren über hundert Kanzonen und Sonetten verherrlichte sie ihren einstigen Ehemann.

      Je älter Vittoria wurde, umso mehr beschäftigte sie sich mit der Religion, die, wie beinahe alles in dieser Zeit, starken Veränderungen unterworfen war. Die Thesen Luthers hatten auch in Italien Aufsehen erregt und fanden teilweise die Zustimmung Vittorias. Dennoch hatte sie nicht ernsthaft die Absicht, vom katholischen Glauben abzuweichen. Ihr Tod am 25. Februar 1547 in Rom bewahrte sie vor ernsthaften Schwierigkeiten mit der Inquisition, die auf sie aufmerksam geworden war.

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