Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diverse Autoren
Издательство: Bookwire
Серия: Mami Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740913892
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kann das schon aushalten.« Sie ließ von den Heften ab und wandte sich ihm ganz zu. Ein eigenartiger Ausdruck war in ihren schönen hellen Augen.

      »Wie siehst du mich an, Bianca? Als hättest du mir etwas zu sagen und wüßtest nicht, wo beginnen.«

      »Ich war«, sagte Bianca zögernd, »noch bei dem Gynäkologen, der seine Praxis im selben Haus hat. Ich bin tatsächlich schwanger, Clemens.«

      Es verschlug ihm zunächst die Sprache. Ein Kind, sie würden ein Kind haben. Ein Geschwisterchen für Sandra!

      »Aber du kannst dich nicht darüber freuen?« brachte er nach einem kurzen Räuspern hervor.

      Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, Clemens. An ein zweites Kind haben wir doch nie gedacht.«

      »Nein«, gab Clemens zu. »Wie sollte das auch in dein rastloses Leben passen. Sandra hat ja schon weitgehend auf Mutterliebe verzichten müssen. Es war der Preis für deinen Ruhm, Bianca.«

      »Ja«, sagte sie still. »Das eine ist mir genommen worden«, sie bewegte die Finger, »und nun erfahre ich, daß ich ein Kind bekomme…«

      »Sollten wir das nicht als ein Geschenk betrachten?« fragte Clemens ernst. »Es wird dir über vieles hinweghelfen, Bianca. Über die Leere, in die du ja doch gefallen bist, seit du nicht mehr spielst.«

      »Und dir wäre es recht, wenn noch ein Baby ins Haus käme?« fragte sie unsicher.

      Seine Züge erhellten sich.

      »Und ob es mir recht wäre!« lachte er leicht auf. »Komm, Liebste, wir wollen es Sandra sagen!«

      Am nächsten Tag hatte eine strahlende Sandra nichts Eiligeres zu tun, als bei ihrem Freund Felix zu klingeln.

      Beate machte ihr die Tür auf. »Ja, Sandralein, kommst du mich besuchen«, sagte sie überrascht.

      »Ich wollte Felix was sagen«, stieß das kleine Mädchen hervor.

      »Felix ist nicht da, er ist in der Schule.«

      »Oh«, Sandra legte die Fingerchen gegen den Mund, »daran habe ich nicht gedacht. Da stör ich dich jetzt wohl, Tante Beate?«

      »Du störst nicht«, gab Beate freundlich vor, obwohl sie bei der Arbeit war. »Komm nur rein. Du wirst es doch auch mir sagen können, oder?«

      »Ja. Wir bekommen ein Baby. Gestern haben meine Eltern es mir gesagt. Es kommt nächstes Jahr im Frühling.« Mit glänzenden Augen sah sie zu Beate auf. »Sagst du das dem Felix, wenn er kommt?«

      »Ganz bestimmt«, versprach Beate lächelnd. »Das ist doch wundervoll!« Sie plauderte noch ein wenig mit Sandra, und aus deren Worten hörte sie heraus, daß die Eltern wohl wieder zusammengefunden hatten. Sie gönnte es Clemens Fabrizius von ganzem Herzen.

      »Hm«, machte Felix, als er es erfuhr. »Bis dahin sind wir sicher nicht mehr hier, je nachdem, wo der Papa hinkommt. Aber dann vermißt Sandra mich wenigstens nicht, dann kann sie sich mit dem Baby beschäftigen.«

      *

      Felix sollte recht behalten.

      Die Familie Eckert war längst nach Hamburg umgezogen, als Bianca Fabrizius neues Mutterglück erlebte, und dieses Mal inniger und bewußter. Nicht mehr nur der Musik galt ihr ganzes Sinnen und Trachten, auch wenn der kostbare Flügel unter ihren Händen schon wieder, vorsichtig noch, zum Klingen gebracht werden durfte. Klein-Daniel hielt sie in Trab, Sandra, inzwischen auch sechs, war ein lebhaftes, fröhliches Kind geworden und würde in diesem Jahr eingeschult werden, und nicht zuletzt galt Biancas Liebe und Zärtlichkeit dem geliebten Mann.

      Beate und Felix waren wie in einen Wirbel hineingezogen worden, als Nils im Herbst von seiner letzten großen Fahrt zurückgekommen war und nichts als Überraschungen für sie bereithielt.

      Er hatte eine gute Anstellung bei einer Schiffahrts-Gesellschaft in Hamburg gefunden und gleich dazu eine schöne Wohnung!

      »So schnell – das gibt’s doch nicht«, hatte Beate gestammelt.

      »Das gibt es wohl!« rief Nils übermütig, und seine blauen Augen blitzten, während er sie herumschwenkte.

      »Der Papa«, krähte Felix und sprang wie ein Böckchen herum, »der kommt mir vor wie ein Zauberer, der alles nur so aus seinem Zylinder zaubert!«

      Wie war er erst begeistert, als sie, zunächst nur zur Wohnungsbesichtigung, nach Hamburg fuhren, er den Hafen sah mit den großen Schiffen, die da lagen. »Da gehen wir auch mal drauf?« fragte er aufgeregt seinen Vater. »Die kann ich mir mal näher begucken?«

      »Aber sicher«, nickte Nils. »Hier liegt doch mein zukünftiges Arbeitsgebiet.« Aber erst ging es noch einmal in die alte Heimat zurück.

      Sie heirateten standesamtlich und ohne viel Aufhebens. Für eine Hochzeitsfeier war jetzt nicht die Zeit. Für Beates hübsche Wohnung fand sich im Handumdrehen ein Nachmieter. Felix mußte aus der Schule genommen werden, die er gerade nur zehn Wochen besucht hatte. Ihm machte das überhaupt nichts aus. Er würde schnell neue Freunde finden!

      Auch Beate begann ohne Wehmut, mit Nils’ Hilfe, ihre Sachen zusammenzupacken. Ihre Möbel würden auch in die neue und größere Wohnung passen, nur dieses und jenes mußte dort noch angeschafft werden. »Vor allem ein größeres Schlafzimmer«, meinte der junge Ehemann hintergründig.

      Doch bevor der Umzugswagen kam, galt es Abschied zu nehmen von den Menschen, die ihr nahestanden. Da waren vor allem die Baslers, Ingeborg, Bertold und Uli. Die Freundinnen umarmten sich. Sie würden in Verbindung bleiben, bestimmt einander auch irgendwann einmal besuchen.

      »Dir werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn du Hamburg siehst, Uli«, behauptete Felix. »Dagegen ist das hier echt Provinz.«

      »Ha, ha«, machte Uli, »gib nur nicht so an!« Die Buben knufften sich, um zu überspielen, daß es ihnen ja doch leid tat, sich fortan nicht mehr zu sehen. Es gab ein langes Abschiedswinken.

      Beate war froh, die Gewißheit zu haben, daß es auch in dieser Familie wieder Harmonie und Zusammenhalt gab. Bertold hatte seiner Frau den Treuebruch nie mehr vorgeworfen, und Ingeborg dankte es ihm.

      Dr. Fabrizius hatte Beate und ihren Mann zu einem Abschiedstrunk am späten Nachmittag in sein Haus eingeladen. »Damit es unseren Kindern nicht so schwer wird, sich Adieu zu sagen«, meinte er.

      Aber so war es dann gar nicht. Schön war es im Frühling und Sommer gewesen, in der Spielecke im Garten, doch in der herbstlichen Kühle hatten sie nicht mehr draußen sein können und es schien ihnen schon weit zurückzuliegen. Überdeckt worden war es von den Ereignissen, die ihre Kinderherzen bewegt hatten.

      »Ich werde ein Brüderchen haben«, sagte Sandra. »Ich kann schon fühlen, wie es sich bewegt.« Triumphierend sah sie sich im Kreis um.

      Sie holte hervor, was sie schon mit ihrer Mama dafür eingekauft hatte, so winzigkleine weiche Sächelchen zum Anziehen für das Baby. Felix beäugte sie kritisch. Er konnte sich nicht vorstellen, daß er in so was ganz früher auch mal reingepaßt haben sollte. Ansonsten interessierte es ihn nicht besonders. Da gab es ganz andere Dinge!

      »Mir wird mein Vater die großen Pötte zeigen, die da oben am Hafen liegen«, erzählte er. »Nich’, Papa, das machst du doch?«

      »Versprochen ist versprochen«, lächelte Nils.

      Schmunzelnd betrachtete Clemens Fabrizius den Jungen, der mit Begeisterung der Zukunft entgegensah. »Vielleicht fährst du auch dereinst zur See wie dein Vater«, bemerkte er.

      Ein Glas Champagner hatte der Hausherr für jeden eingeschenkt, die Kleinen bekamen ein Fruchtsaftgetränk, das genauso prickelte, damit sie mit anstoßen konnten. Die zukünftige Mutter nippte freilich nur daran.

      Sie ist eine wunderschöne Frau, dachte Beate neidlos. Wie hätte Clemens sie jemals aufgeben können!

      Der letzte Schluck – ein letzter Händedruck…

      »Leben Sie wohl, Beate«, sprach Fabrizius leise. Sie sahen